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Quelle: themoviedb.org

Verfügbar auf

Netflix

Inhalt

In der dystopischen Zukunft setzt die grausame soziale Struktur des "Schachts" erneut alles aufs Spiel. Eine neue Gruppe von Gefangenen erwacht in einem mehrstöckigen Gefängnissystem, in dem Nahrung von oben nach unten verteilt wird – doch diesmal ist das Chaos noch unberechenbarer. Mit verschärften Regeln und gnadenlosen Überlebensbedingungen müssen die Insassen nicht nur ihren Hunger bekämpfen, sondern auch ihre Menschlichkeit bewahren. Während der Wettlauf um Ressourcen eskaliert, wird deutlich, dass der wahre Feind nicht nur der Schacht selbst ist, sondern auch die Dunkelheit in den Herzen derer, die darin gefangen sind.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Der nihilistische Horrorthriller Der Schacht entwickelte sich 2020 zu einem echten Hit auf Netflix. In einer nicht näher beleuchteten, offenkundig aber dystopischen Gesellschaft landen Straftäter, Störenfriede, Staatsfeinde oder sogar des sozialen Lebens überdrüssige Freiwillige in einem gigantischen Bau mit 333 Ebenen, jede einzelne wie eine spartanische Gefängniszelle für zwei Personen. Regelmäßig fährt eine Plattform von oben nach unten und hält für wenige Minuten auf jeder Etage inne. Bedeckt mit unzähligen kulinarischen Delikatessen – zumindest, wenn man am Kopf der Nahrungskette steht. Denn von Etage zu Etage werden die Köstlichkeiten logischerweise weniger. Von Beginn an so rationiert, dass theoretisch alle 666 Insassen*in satt werden müssten, aber so funktioniert das eben in der Realität nicht. Oben werden sich oft maßlos die Bäuche vollgeschlagen, weiter unter kommt rein gar nichts an. Eine ganz simple Allegorie auf soziale (Un)Gerechtigkeit, in der sich auserwählte Wenige in der Völlerei suhlen, auf Kosten vieler armen Schlucker, obwohl faktisch genug für alle vorhanden wäre.

Die Gesellschaftsparabel in der spanischen Produktion von Regisseur Galder Gatzelu-Urrutia mochte nicht sonderlich subtil sein, war aber als bitter-satirische Prämisse für einen im positiven Sinne unangenehmen Genre-Flick ein gelungener Unterbau, der durch genügend abstoßende Faszination über die Bestie Mensch und die Überspitzung alltäglicher Barbarei sich auch einem breiteren Publikum öffnete. Ein überraschend großer Erfolg, weswegen eine Fortsetzung mehr als erwünscht war. Gatzelu-Urrutia sträubte sich zunächst gegen die Idee, war letztendlich aber doch wieder mit an Bord. Nun „endlich“ Der Schacht 2, der eventuell noch offene Fragen beantworten könnte. Was genau geht außerhalb des Schachts wirklich vor sich, wie funktioniert das System im Detail oder wird gar das relativ offen gehaltene Ende des Originals direkt weitergeführt? Ungeklärte Fragen gab es im Vorgänger zuhauf und das mag man an ihm eventuell auch kritisieren, aber rückblickend – auch schon vor diesem Film – lässt sich feststellen, dass man auf viele davon auch gar keine Antworten benötigte. Und deswegen auch erst recht nicht haben wollte. Zumindest in der Hinsicht kann man so was wie froh über dieses Werk sein: es beantwortet keine (sinnvollen) Fragen, sondern wirft maximal noch mehr auf.

Das Szenario ist bekannt – hoffentlich. Eigentlich erscheint es logisch, sich diesen Film nicht vor der Sichtung des Vorgängers anzusehen, aber hier ist das nicht nur ein gut gemeinter Ratschlag, sondern tatsächlich zwingend erforderlich. Sonst wird man komplett ratlos in eine Szenerie geschubst, die noch viel weniger erklärt als einst. Damals war das sogar eine der Stärken des Films. Es wurde nur so viel erläutert, wie für den Plot essentiell notwendig und einige Dinge wurde bewusst ausgeklammert, was ihm nur guttat. Diverse Logiklöcher und Erklärungsnotstände waren auch da schon unübersehbar, aber das war den Beteiligten wohl auch bewusst. Im Wesentlichen funktionierte Der Schacht eben wegen des Verzichts auf Fragestellungen, auf die man nie und nimmer eine zufriedenstellende Antwort parat hätte. Grundsätzlich macht man das nun auch, nur werden hier selbst Rahmenbedingungen nur extrem dürftig vor die Füße geworfen. Ohne Vorkenntnisse wäre man heillos verloren. Gut, diese kann und darf so ein Film durchaus voraussetzten, sonderlich smart ist das zum generieren neuer Kundschaft nicht unbedingt. Aber das ist nun wirklich das kleinste Problem eines Films, der ohnehin schon nicht besonders notwendig erschien und der diesen Eindruck nun auch noch unmissverständlich bestätigt.

„Freiheit bedeutet nicht, dass man essen kann was man will!“

Der Plot scheint grundsätzlich identisch, diesmal haben sich aber gewisse „interne“ Verhaltensregeln geändert. Die Inhaftierten folgen einer selbstauferlegten „solidarischen Revolution“. Die Ebenen sollen auf soziale Gerechtigkeit achten und kontrollieren sich gegenseitig, dass niemand über seine Verhältnisse isst. Ergo müsste so auch bis in den Keller noch ausreichend Nahrung ankommen. Wer aus der Reihe tanzt, wird schnell als „Barbar“ enttarnt und durch Selbstjustiz ausgemerzt, so dass durch den Lerneffekt bald jeder Systemfeind aussortiert werden sollte. Während der Erstling den Kapitalismus überspitzt thematisierte, scheint es Der Schacht 2 sowohl auf die Utopie planwirtschaftlicher Traumschlösser abgesehen zu haben („Das System funktioniert jeden Monat besser, wir dürfen es nicht in Frage stellen!“) – in denen soziale Gerechtigkeit nur durch die Einschränkung und Unfreiheit des Individuums fußte -, sowie auf religiösen Fanatismus, wenn spirituos überhöhte „Gesalbte“ als grausame Racheengel und Vollstrecker fungieren. Als neuer Ansatz in einem ansonsten komplett aufgebrauchten Ganzen mag das theoretisch ganz interessant sein, praktisch erweist sich das aber als ziemlich hohle Phrase ohne jegliche Substanz, da es der Idee letztlich überhaupt keinen echten Mehrwert hinzufügt.

Was den ersten Teil so faszinierend und effektiv machte, war in erster Linie seine spannende, ungewöhnliche Prämisse, sein Setting und sein Shock-Value. All das Pulver wurde aber schon vollends verschossen und Der Schacht 2 bietet diesbezügliche rein gar kein neues Futter. Alles wird enorm erzwungen und schon mal gesehen. Handwerklich ist das völlig okay, inhaltlich verrennt man sich aber nach einem zumindest grob brauchbaren Hoffnungsschimmer vollständig in einem pseudo-verklausulierten „Twist“, der wie eine hilflose Entschuldigung bzw. das Eingeständnis wirkt, dass man in der Tat keine Ahnung hatte, was man dem Original noch Sinnvolles hinzufügen sollte. Das ist so gesehen sogar eine konsequente und – so absurd es klingt – eigentlich richtige Entscheidung, die viel offensichtlichere Wahrheit ist dabei jedoch: dieser Film hatte von vornherein keine Daseinsberechtigung und hätte nie gemacht werden dürfen.

Fazit

Eine heftige Enttäuschung, wenn man denn wirklich Hoffnungen in dieses Vorhaben investiert hätte. Das haben vermutlich sogar einige der nicht wenigen Fans des sehenswerten Vorgängers und diese können einem wirklich leidtun. Aber natürlich auch alle anderen Interessierten, denn grundsätzlich wäre auch aus einem nicht unbedingt sinnvollen Nachfolger deutlich mehr machbar gewesen. Manche Filme sollten einfach für sich stehenbleiben, auch und besonders mit offenen Fragen – denn nur so haben sie auch damals funktioniert.

Kritik: Jacko Kunze

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