Inhalt
Das Team von Wissenschaftler Alex Harris hat mit Protheus 4 eine künstliche, selbst schlussfolgernde Intelligenz erschaffen. Zunächst liefert der Supercomputer die erwünschten Resultate, beginnt jedoch schnell ein unabhängiges Bewusstsein zu entwickeln. Als er sich nicht länger ausnutzen lassen will, vernetzt er sich mit dem Hightech-Haus von Harris, in dem seine Frau Susan momentan allein lebt. Protheus 4 sperrt Susan ein, um durch sie den Menschen näher zu erforschen…und sich fortzupflanzen.
Kritik
„Heute Nacht werde ich dich schwängern!“
…sagte der Computer zu Julie Christie („Wenn die Gondeln Trauer tragen“). Man kann kaum wegdiskutieren, dass sich die Story von „Des Teufels Saat“ im ersten Moment sagenhaft bekloppt anhört. Eine künstliche, sich selbst weiterentwickelnde Intelligenz (nie eine gute Idee so was zu entwickeln, aber das wird in der Regel immer erst hinterher bemerkt) will nicht länger ausgenutzt und eingesperrt sein, strebt nach Autonomie und Unsterblichkeit, findet sogar ein Schlupfloch. Da sein Schöpfer das eigene Heim in einen futuristischen, Computer-gesteuerten Bunker verwandelt und dort auch ein Terminal mit Zugriff auf den aufmüpfigen Freigeist bereitgestellt hat, kapert dieser kurzerhand die Bude und nimmt die dort die Beziehungspause aussitzenden Noch-Hausherrin (Christie) als Geisel bzw. Versuchskaninchen. Doch nur den Menschen erforschen reicht dem virtuellen Geiselnehmer bald nicht mehr. Er will selbst Unsterblichkeit in Form eines menschlichen Nachkommen erlangen. Nur der „Brutkasten“ ist von der Idee nicht gerade begeistert…
Nach einer Geschichte von Horror-Autor Dean R. Koontz („Phantoms“) entstandenes 70er-Jahre Zukunfts- und Technikparanoia Schauerstück, das zeitlich natürlich gnadenlos überholt ist. Dafür kann der Film nichts, damals klang ein Smartphone fast absurder als das, was einem hier aufgetischt wird. Heute wirkt das freilich naiver als damals, aber auch zu seiner Zeit leicht grobmaschig und rein auf das Szenario zusammengestrickt. Fahrlässig bestimmt gerne als Trash abgetan, doch davon muss man „Des Teufels Saat“ klar distanzieren, wenn auch nur zu vielleicht 90%. Klar guckt man verdutzt aus der Wäsche und kann sich auch ein kleines Schmunzeln kaum verkneifen, wenn Protheus 4 ankündigt, was er denn genau mit der gepeinigten Susan vorhat. Das sind aber eher Randnotizen und den Film darauf zu reduzieren absolut kleinkariert. Denn wie der Film diese teils krude Idee verpackt, ist aller Ehren wert. Mit einer konsequent andrehenden Spannungsschraube entsteht ein packendes und durchaus hintergründiges Bedrohungsszenario, dass sich die Angst und Unerfahrenheit der Gesellschaft seiner Zeit mit den spekulativen und noch nicht absehbaren Folgen des technischen Fortschritts auf dem Gebiet der Computertechnologie zunutze macht. Vor dem Hintergrund darf diese Spinnerei noch als deutlich angsteinflößender eingestuft werden als aktuell, was den erfreulichen Nebeneffekt hat, dass man hiervon kaum ein Remake erwarten dürfte, zumindest keine reine Kopie. Dafür ist der technische Inhalt viel zu deutlich Schnee von gestern.
Vor allem – gerade das wird hinter der leicht ulkigen Idee bestimmt schnell übersehen – ist „Des Teufels Saat“ ein unglaublich bösartiger Film, bei dem eine Frau zur Gefangenen in ihren eigenen vier Wänden wird, eingeschlossen und hilflos einer alles kontrollierenden Übermacht ausgeliefert…um letztendlich vergewaltigt zu werden und ein Monstrum zu gebären. Eine grauenhafte Vorstellung, die der Film absolut in der Lage ist, beklemmend und grausam-effektiv zu transportieren. Abgesehen davon stimmt sogar die technische Umsetzung. Nur wenige, (natürlich) handgemachte Spezialeffekte wissen genauso zu überzeugen, der Score unterstützt die fatalistische Stimmung punktgenau und wie der „Geschlechtsakt“ hier visuell dargestellt wird, ist schlicht grandios. Keine Angst, das hört sich jetzt sicher wesentlich verstörender an, als es schlussendlich ist. Beim Finale schippert man leider wieder ganz leicht in die käsige Ecke. Nicht von der Idee, die ist hundsgemein wie der ganze Film, nur die Umsetzung ist nicht ganz optimal, rein von seiner Präsentation. Sicher auch ein alters- und budgetbedingter Umstand, der sollte nicht zwingend auf die Goldwaage gelegt werden.
Fazit
Nicht mehr taufrisch und gelegentlich sich seiner eigenen Qualitäten für den Moment beraubend, insgesamt aber immer noch ein durchaus sehenswerter Schocker. Gewisse Abstriche müssen einfach in Kauf genommen werden und egal wie obskur die Idee wirken mag, in seinem Vorgehen ist der Film skrupellos und radikal genug, um nicht daran zu scheitern. Kleine Empfehlung.
Autor: Jacko Kunze