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Inhalt

Deutschland, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Jugendliche Siggi Jepsen (Tom Gronau) muss in einer Strafanstalt einen Aufsatz zum Thema „Die Freuden der Pflicht“ schreiben. Er findet keinen Anfang, das Blatt bleibt leer. Als er die Aufgabe am nächsten Tag nachholen muss, diesmal zur Strafe in einer Zelle, schreibt er wie besessen seine Erinnerungen auf. Erinnerungen an seinen Vater Jens Ole Jepsen (Ulrich Noethen), der als Polizist zu den Autoritäten in einem kleinen norddeutschen Dorf zählte und den Pflichten seines Amtes rückhaltlos ergeben war. Während des Zweiten Weltkriegs muss er seinem Jugendfreund, dem expressionistischen Künstler Max Ludwig Nansen (Tobias Moretti), ein Malverbot überbringen, das die Nationalsozialisten gegen ihn verhängt haben. Er überwacht es penibel, und Siggi (Levi Eisenblätter), elf Jahre alt, soll ihm helfen. Doch Nansen widersetzt sich – und baut ebenfalls auf die Hilfe von Siggi, der für ihn wie ein Sohn ist. Der Konflikt zwischen den beiden Männern spitzt sich immer weiter zu – und Siggi steht zwischen ihnen. Anpassung oder Widerstand? Diese Frage wird für Siggi entscheidend…

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Das Bedürfnis, die eigene Vergangenheit verstehen zu wollen, ist ein allzu menschliches und zutiefst universelles. Oftmals wird dieses Bedürfnis auf universeller Ebene, zum Beispiel aus der Geschichte eines Landes einen Sinn zu extrahieren, erforscht, manchmal aber auch auf einer persönlichen, etwa wenn es darum geht, die eigene Kindheit endlich greife zu wollen. Siegfried Lenzs umjubelter Roman Deutschstunde vereinte seiner Zeit beide Ebenen: Ein Kind der NS-Zeit versucht, die strengen Methoden seinen jähzornigen, nationalsozialistisch überzeugten Vaters endlich einordnen zu können, während die Frage im Raum steht, welche Erkenntnis Deutschland aus seiner traumatischen Vergangenheit entnehmen soll. 

Christian Schwochow (Paula) verfilmt nun Lenzs Erfolgsroman und neigt die Frage in die deutlich persönlichere Ebene. Seine Inszenierung klebt stark an dem Protagonisten, dem jungen Siggi Jepsen (Levi Eisenblätter, Tigermilch), der in der Einöde eines deutschen Landdorfs nach Orientierung sucht und von seinem Vater (Ulrich Noethen, Das unsichtbare Mädchen) auf heftigste drangsaliert wird. Zucht und Ordnung werden erforscht und dekonstruiert, aber letztendlich zu oberflächlich. Schwochow schafft es zwar, Lenzs Geschichte greifbar zu machen, schreckt aber vor zu nahen Beobachtungen zurück. Eine Abhandlung über den Wert der Kunst und ihrer Erhaltung findet nicht wirklich statt, ebenso wenig wird verdeutlicht, wie genau sich die faschistoide Zucht und Ordnung potenziell auf die Nachkriegszeit übertragen hat, ein Element, welches der Film durch seine Rahmung des jugendlichen Siggi (Tom Gronau, Raus) im Jugendarrest aufwirft. 

Stattdessen reißt Schwochow sämtliche Themen nur an und vertieft sie kaum, was dazu führt das besonders der dritte Akt seines Filmes konfus und unbefriedigend ausfällt. Was Deutschstunde jedoch rettet ist besonders sein Fokus: Die Entwicklung seines Protagonisten verliert der Film letztendlich nie aus den Augen. Genauso weiß Schwochow die ländliche Isolation einzufangen, in der sich seine Kamera bewegt und in ihr schwelgt, wenn auch seine Inszenierung relativ unspektakulär und auf die Dauer etwas zu formalhaft geraten ist. Die Bilder von Deutschstunde sind zwar ansehnlich fotografiert, bleiben aber ohne Reiz. 

Dennoch erlaubt es der Film seinen Schauspielern zu glänzen. Alle Darsteller, egal ob Kinder, Jugendliche oder Erwachsene, meistern ihre Rollen. Im Mittelpunkt stehen dennoch zwei grandiose Darbietungen: Noethen ist in der Rolle des verbitterten Pedanten hassenswert und gleichzeitig angreifbar, aber nie zu menschlich, um ihn irgendwie verstehen zu können. Als Gegenpol fungiert Tobias Moretti (Das finstere Tal), welcher seiner Rolle des pflichtbewussten Malers, der seine Kunst vor den Nazis retten will. Moretti durch subtiles Spiel eine brodelnde Tiefe erlaubt.

Fazit

"Deutschstunde" gewinnt seiner Vorlage und seinen Themen wenig neues ab und ist in seinen 125 Minuten letztendlich durchformuliertes Geschichtskino. Die Darbietung der Darsteller, sowie die fokussierte Inszenierung gestalten jenes aber so unterhaltsam wie möglich.

Kritik: Jakob Jurisch

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