Inhalt
L.A.: Privatdetektiv Harry Moseby hat Probleme. Vermisste Personen und die Überwachung untreuer Ehepartner sind ein ziemlicher Abstieg nach seiner glorreichen Karriere als Profi-Footballer. Seine Frau hat eine Affäre – und gibt sich nicht einmal die Mühe, sie zu verheimlichen. Während Harry versucht, damit klarzukommen, übernimmt er den Fall einer jugendlichen Ausreißerin, der ihm leicht zwei Nummern zu groß sein könnte.
Kritik
Ein Mädchen – oder besser gesagt, eine junge Frau – ist verschwunden. Die Tochter einer in die Jahre gekommenen Film-Diva. Privatschnüffler Harry Moseby (Gene Hackman, „French Connection – Brennpunkt Brooklyn“) soll sie wieder aufspüren, was sich als nicht sonderlich schwieriges Unterfangen herausstellt. Relativ schnell hat er die kleine Lolita bei ihrem Stiefvater in Florida ausfindig gemacht und kann sie trotz ihres Widerwillens wieder mit nach Hause bringen.
Klingt jetzt nicht so furchtbar aufregend? Richtig, für einen Thriller im eigentlichen Sinne ist „Die heiße Spur“ nicht sonderlich spannend und funktioniert als solcher maximal in den letzten zwanzig Minuten, als plötzlich doch noch etwas Bewegung in den seichten Plot kommt. Interessant wird das Ganze eher durch sein Zeitkolorit und Milieu, mit dem Regieroutinier Arthur Penn („Little Big Man“) eventuell etwas Dampf ablassen wollte. Einige Jahre zuvor gehörte er mit seiner legendären Gangsterballade „Bonnie und Clyde“ zu den Mitbegründern der New-Hollywood-Ära, als der muffig-spießigen Traumfabrik durch das Brechen mit gewohnten Konventionen neuer Schwung verliehen wurde. Nun spielt sich die Geschichte in genau dieser Szene ab und entlarvt dieses Völkchen als einen Haufen undurchsichtiger und verlogener Halunken. Eher zwischen den Zeilen, nicht unbedingt als direkter Gift-und-Galle-Kübel ausgekippt, dennoch lässt „Die heiße Spur“ kaum ein gutes Haar an der angeblich schillernden Welt von Stars, Sternchen und Möchtegerns. Hinter der Fassade geht es auch nur um Gier. Zwischenmenschliches oder nur das Mindestmaß an Mitgefühl, Ethik und Moral sind nur Schein, nicht Sein. Mittendrin ein Detektiv in der Ehe- und Sinnkrise, der scheinbar noch rechtzeitig die Kurve bekommt, um sein Privatleben nicht völlig aus den Händen zu verlieren. Scheinbar, denn ungünstiger hätte der Zeitpunkt kaum sein können. Letztlich zeigt er als Einziger noch so was wie Verantwortung, auch wenn es da eigentlich schon zu spät ist.
Penn erfordert mit seinem Film unbestreitbar Geduld beim Zuschauer, ganz besonders aus heutiger Sicht. Mit ruhiger, abgeklärter Hand inszeniert er seine Handlung und verzichtet dabei auf einen durchgehend aufrechten Spannungsbogen. Statt auf gezielte Höhepunkte zu setzen, überzeugt er eher durch eine detaillierte Charakterzeichnung seiner Hauptfigur, von einem Gene Hackman auf dem Höhepunkt seiner „ersten Karriere“ (obwohl nie ganz von der A-Liste verschwunden kam durch „Erbarmungslos“ in den frühen 90ern noch ein deutlicher Schub) souverän verkörpert, sowie der Zeichnung der damaligen, zeitbezogenen Stimmung, die den Film unverkennbar prägt. Obwohl nicht im direkten, erwähnten Kontext zur Handlung, irgendwie schimmern in einigen Filmen dieser Dekade immer Themen wie Watergate und Vietnam – oder viel mehr, was sie für Auswirkungen nach sich zogen – durch. Hier ist es dieses leise Misstrauen, der Geruch von Lügen und Intrigen, das dem 70er-Jahre-Kino seine ganz eigene Note gab. „Die heiße Spur“ offenbart all das eigentlich auch erst in eindeutig in seinem Finale, das bewusst nicht alle offenen Fragen lückenlos beantwortet.
Erwähnenswert zudem die Auftritte des jungen und drahtigen James Woods („Videodrome“) sowie ganz besonders der noch jüngeren (und – gerade das scheint mit Blick auf die letzten knapp 20 Jahre fast unglaublich – unverschämt heißen) Melanie Griffith („Die Waffen der Frauen“). Letztere wirkt so natürlich schön und ambivalent-verführerisch in Szene gesetzt, dass man bei ihrem aktuellen Antlitz noch mehr als sonst verschreckt nach dem Weihwasser fuchtelt.
Fazit
Kein spektakulärer oder wirklich hochspannender Thriller und unter diesen Kritikpunkten wohl nur als durchschnittlich zu bezeichnen. Durch seinen Subtext und Zeitbezug allerdings durchaus gelungen, wenn man sich eher auf Details und Stimmung konzentriert.
Autor: Jacko Kunze