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Drei Vampire, Frankensteins Monster, eine Hexe, der Werwolf und zwei bekloppte Männer mit Doktortitel
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Da die obige Inhaltsangabe etwas knapp ausgefallen ist (der Autor der Kritik ist dafür nicht verantwortlich), hier die ausführliche Version. Auch zum besseren Verständnis, was in etwa hier auf einen einprasselt. Aber Obacht: Es klingt wirklich viel, viel amüsanter als es leider ist.

Um die Weltherrschaft an sich zu reißen (what else?) erweckt Dr. Exorcio (Dennis Price, Draculas Hexenjagd) den mächtigen Vampir Graf Sartana (Howard Vernon, Der Schakal) wieder zum, naja, „Leben“. Allerdings untersteht er nun dessen gedanklicher Kontrolle, dient mehr als Werkzeug. Er ist ihm genauso gefügig wie sein zurückgebliebener Diener Morpho oder eine aus Leichenteilen zusammen geflickte, hünenhafte Kreatur, die doch verdächtig aussieht wie diese von…na, wie hieß der doch gleich…aber wahrscheinlich sehen solche Biester immer so aus, muss an der Konservierungsmethode liegen. Der Plan ist auf jeden Fall, eine Armee von Vampiren zu erschaffen, die alle nach der Pfeife von Dr. Frank…Exorcio, Exorcio, pardon…tanzen, damit dieser irgendwann (in dem Tempo kann es maximal ein bis zwei Jahrhunderte dauern) der König der Welt ist. Aber keine Bange, es gibt ja noch den Vampirjäger Dr. Jonathan Seward, der Graf Drac…, sorry, Sartana…bereits einmal den Garaus machte und am Ende sogar Unterstützung von einer Zigeuner-Hexe und einem Werwolf bekommt. Jesus, Maria und Josef, was ist denn da los? Maria und Josef sind unschuldig, aber nicht Jesus. Oder um genau zu sein: Jesús „Jess“ Franco (Der Hexentöter von Blackmoor).

Ein Qualitätsfilmer war Jess Franco nie, dafür lieber viel, schnell und wenn es geht möglichst billig. Gerne auch parallel, kreuz und quer, mit dem Produktionsgeldern des einen nebenbei noch das andere finanziert und sollten am Ende doch noch ein paar Peseten übrig geblieben sein, warum nicht noch irgendwas drehen? Was man mal im Kasten hat, kann man doch prima immer wieder verwerten. Speziell 1972 und 73 muss er bei den „verschiedenen“ Sets (oder nennen wir es lieber Projekten) leicht durcheinander gekommen sein. Unglaubliche 22 Filme (!) beendete er in diesen beiden Jahren, da kommen Pornofilm-Regisseure kaum mit. Das dabei natürlich verdammt viel Mist entstanden sein muss liegt in der Natur der Sache und bei aller Liebe für so unbändigen Tatendrang und unerschütterlichen Enthusiasmus: Die Nacht der offenen Särge ist oftmals unschaubarer Müll. So hart das klingen mag, aber selbst für Low-Budget, Trash- UND Jess Franco-Bedingungen ist ein starkes Stück, an der Grenze des Zumutbaren. 82 Minuten cineastischer Kasteiung um der Welt von der Ungeheuerlichkeit zu berichten, die man zu erleiden hatte.

Da leuchten jetzt bestimmt bei vielen Freunden des schlechten Filmgeschmacks die Augen wie die Innenstadt zu Weihnachten. Herausforderung angenommen! Viel Spaß oder eher Glück beim Selbstversuch, denn die große Anti-Kunst dieses durchgehend improvisierten (oder eher sich der Improvisation sogar verweigernden) Schundparade nah an der Copyright-Klage stellt es dar, überhaupt keinen Unterhaltungswert zu generieren, egal aus welchem verschrobenen Blickwinkel man den Shit wohlwollend schönreden will. Franco war nie ein guter Regisseur um eigentlichen Sinne, hat aber ab und an einen Film gemacht, den man grob mögen kann. Zumindest war er nicht so talentfrei, wie es oft den Anschein machte. Oder wer viel dreht muss zwangsläufig mal irgendwas richtig machen, in seinem speziellen Fall eventuell auch möglich. Der Mann arbeitete schließlich schon mit Orson Welles! Und wenn es sich mal Mühe gegeben hat  - das heißt echtes Vertrauen in einen Film hatte -, ging es teilweise. Vampyros Lesbos (1971) oder Jack the Ripper (1976) waren keine richtig guten, aber ästhetisch doch durchaus ansprechende, reizvolle Genre-Filme aus der zweiten bis dritten Reihe. Davon ist das hier nicht mal entfernt, es ist out of space.

Die Story des Films erschließt sich lange überhaupt nicht, da offenbar gar keine Dialoge verfasst wurden. Bis kurz vor Schluss die redselige Zigeunerin plötzlich (für die bisherigen Verhältnisse) sabbelt wie ein Wasserfall und irgendwas von Salz, Wasser, Leben und haste-nicht-gesehen vor sich hin stammelt. Davor beschränken sich die aktiven Dialoge zwischen den Figuren auf so Sachen wie „Was ist los?“ oder „Stop!“ und das ist schon der Höhepunkt. Eigentlich wird hier gar nicht geredet, verbale Kommunikation findet nur mit dem Zuschauer statt, wenn in Off-Monologen notdürftig erklärt wird, was in ¾ des Films passiert. Es wäre tatsächlich sehr schwer das sonst zu verstehen, obwohl bzw. wohl weil das mit der größte Blödsinn ist, den man seit Ed Wood gesehen hat. Mit dem Unterschied, dass das damals sehr amüsant uns mit ganz viel Herzblut gemacht wurde. Jess Franco kann sich unmöglich auch nur die Spur für diesen Rotz interessiert haben, vermutlich nur die Kamera laufen lassen um mit dem ergaunerten Geld irgendwas anderes zu finanzieren. Kackfrech werden andauernd Szenen wiederholt oder munter im eigenen Archiv geplündert. Einige Bilder und der GESAMMTE Score – ironischerweise das Beste am Film – stammen aus Nachts, wenn Dracula erwacht. Und der war schon mies. Nur um mal zu verstehen, auf welchem Gossen-Niveau wir uns hier bewegen.

Für Außenstehende ist es wohl kaum zu glauben, dass Franco zu diesem Zeitpunkt schon ein erfahrener, routinierter Filmemacher war, der sogar schon mal was halbwegs Sehenswertes auf die Beine gestellt hat. Praktisch jede Einstellung wirkt amateurhaft, sogar hoffnungslos dilettantisch. Die berühmten Franco-Sinnlos-Zooms sind selbstverständlich auch dabei, aber keinesfalls richtig störend, da tun sich ganz andere Baustellen auf. Zumindest sieht man in diesen Momenten, dass jemand bewusst die Kamera bedient. Alle Einstellung wirken mehr oder weniger zufällig oder eindeutig nicht durchdacht. Während die einzige Person im Bild fast dem Fokus entwischt, wird lieber der langweilige Hintergrund eingefangen. Thema: „Bauruinen, die niemand in seinem Film haben will…wir schon!“ oder „Guck mal, ‚ne Wolke!“. Wahnsinn, da kann das Catering nur aus Hochprozentigem bestanden haben, damit die Crew wenigstens nicht (selbst) wegfahren kann. Dieser Film ist ein einziges Desaster, das selbst bei seinem Raubbau nicht genau weiß, was er wohl darf oder nicht. Während in den diversen Alternativtiteln (u.a. Dracula contra Frankenstein oder Dracula, Prisoner of Frankenstein) sogar mit dem unverkennbaren Bezug geworben wird, gibt es international verschiedene Rollennahmen, um im Ernstfall vielleicht noch zu behaupten, es gäbe keinen Zusammenhang.

Fazit

„Die Nacht der offenen Särge“ ist filmisches Recycling-Klopapier, das selbst zum Scheiße-Abwischen nicht ausreicht, sofort einreißt und den gutmütigen Benutzer dafür bestraft, dass er ihm eine Chance gegeben hat. Dreist, lieblos und desinteressiert zusammen geklatschter Billig-Dreck aus dem eigenen Material-Dachboden, freilaufenden Darstellern ohne Drehbuch, Motivation oder alkoholfreien Erfrischungsgetränken, verloren im Wahnsinn eines Jess Franco während seiner ganz wilden Phase. Die letzten 10 Minuten sind immerhin so neben der Spur (da dann wenigstens mit Tempo), die könnte man eventuell mal gucken. Alles andere ist nicht konsumierbar.

Kritik: Jacko Kunze

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