Inhalt
Schnarchalarm an der Schule? Kein Problem für Rasputin Rumpus, Inspektor der Behörde für Langeweilebekämpfung. Wo er auftaucht, wird jeder Schulalltag ein Erlebnis! Zum Glück für Maxe, Schüler an der wohl langweiligsten Schule der Welt. Als sein Direktor plant, mit einem „Regelwerk der Verbote“ auch noch die Macht über alle anderen Schulen an sich zu reißen, und dafür den Störenfried Maxe mitsamt der ganzen Klasse unter den Argusaugen ihrer Lehrerin Frau Penne auf einen Ausfl ug in die Pampa schickt, kommt Rumpus‘ Hilfe wie gerufen. Dank des geheimnisvollen Inspektors wird die Klassenfahrt plötzlich zum großen Abenteuer. Doch den Kindern bleibt nicht viel Zeit, um den wahnwitzigen Plan ihres Schulleiters zu verhindern …
Kritik
Die Schule der magischen Tiere und vor allem die Fortsetzung waren die erfolgreichsten Kinderfilme aus der Bundesrepublik der letzten Jahre. Obwohl Die Schule der magischen Tiere 2 im Oktober 2023 längst für heimische Leinwände erschienen ist, läuft der Titel immer noch in vielen Kinos rauf und runter. Die Schule als populärer Handlungsort oder zentrales Motiv für kinderfreundliche Filmabenteuer ist nicht neu, aber der Erfolg der letzten Jahre lässt sie ein wenig mehr aufblühen, als zuvor. Neben der vierten Verfilmung von Das fliegende Klassenzimmer, erwartet das junge Zielpublikum auch Die unlangweiligste Schule der Welt, basierend auf der bislang achtteiligen Buchreihe von Sabrina J. Kirschner. Kino und Schule, zwei anscheinend so verschiedene Welten, regelmäßig finden sie zusammen, selbst wenn die Ergebnisse davon nicht immer wirklich für alles Altersgruppe interessant ausfallen, aber wer möchte sich darüber schon beschweren?
Regisseur Ekrem Ergün kleidet seine Adaption der Vorlage in durchaus spannende und mehrschichtige Bilder. Seine Darstellung der von Direktor Schnittlich geführten Lehranstalt erinnert teilweise an die überhöhte Tristesse, wie sie extravagante Filmemacher wie etwa Terry Gilliam gerne benutzten, um das Fehlen von Freiheit und Fantastik in einer Welt zu unterstreichen. In solche detailverliebten Höhen schwingt sich der Kinderfilm freilich nie hinauf, aber es sind Hintergedanken bei der Inszenierung auszumachen, selbst wenn der Titel auf technischer Ebene nie so wirklich die Qualität erreicht, die als wünschenswert anzusehen wäre.
Es gibt aber immer wieder schöne kleine Spitzen, die, ob nun beabsichtigt oder unbeabsichtigt, nett piken im ansonsten braven Film. Etwa wenn Hauptfigur Maxe aus der grauen, gleichförmigen Schularchitektur herauskommt, lediglich um Zuhause in der Neubausiedlung auch wieder von Konformität umgeben zu sein. Die Kinderbuchverfilmung hat einige solche Ansätze, ohne sie aber wirklich konsequent zu verfolgen. Für jüngere Zuschauer dürfte das keine größere Enttäuschung verursachen. Als Elternteil, das mit dem Nachwuchs im Kino sitzt, sollte es aber recht schnell deutlich werden, dass hinter dem anarchistischen Schein, dann auch nur die biedere Funzel für das eigentliche Leuchten sorgt.
Kinder dürfte das herzlich egal sein und der Film tut viel, damit das Abenteuer seinem Zielpublikum eine kurzweilige Zeit im Kino beschert: Die Figuren sind bis zur Karikatur überzeichnet, märchenhafte Auswege sowie Lösungen sind allgegenwärtig und die Erwachsenen sind entweder gemein oder unwissend. Das klassische Vokabular des Kinderfilms, welches von der Darsteller*innen problemlos vereinnahmt wird. Last one Laughing-Teilnehmer Max Giermann als fieser Rektor nutzt jeden Raum, den er bekommt für seine Darstellung. Oliver Korittke als fieser Hausmeister darf sich am Ende sogar als personifizierter Goliath versuchen und Felicitas Woll, die mit Regisseur Ergün bereits Hördur - Zwischen den Welten zusammengearbeitet hat, verwandelt sich von Fräulein Rottenmeier zu einer Kollaborateurin. Die Kleinen könnten damit ihre Freude haben.
Vielleicht fällt es aber auch der Zielgruppe auf, dass die Produktion tonal diffus daher kommt. Was daran liegen könnte, dass bereits die Vorlage alles in einen Topf haut, was die populäre Kinder- und Jugendunterhaltung in den letzten zwei, drei Dekaden so zu bieten hatte. Auf Harry Potter wurde natürlich genau so geschielt wie auf Spy Kids. Der gute Erwachsene in der Geschichte, Rasputin Rumbus, Inspektor der Behörde für Langeweilebekämpfung, wird von Musicaldarsteller Serkan Kaya verkörpert. Mit seinem Erscheinungsbild und seiner Gestik würde er perfekt in Robert Rodriguezs Spezialeffekt überflutete Kinderfilme passen. Hier wirkt sein clowneskes Spiel immer dann perfekt, wenn er etwa mit Max Giermann einen ebenbürtigen Gegenspieler hat. Ansonsten hat dieser Rasputin mehr etwas von einem öden Witz, der zu gleichen Teilen müde wie hyperaktiv vorgetragen wird.
Regisseur Ekrem Ergün und Sabrina J. Kirschner, die auch das Drehbuch verfasste, zeigen zwar die Nöte ihrer jungen Figuren, aber es fehlt in der Umsetzung an einer gehörigen Dosis von ernsthaftem Interesse an den Charakteren, die im Grunde auch nur Beschreibungen ihrer angeblich herausstechenden Merkmale sind. Da der Schüchterne, daneben der Angeber, dort die Freche. Schon klar, es handelt sich um einen Kinderfilm, aber auch Kinder haben Probleme und die werden zwar hier grob aufgezeigt, nur wirklich ernst genommen werden sie nicht. Sobald auch nur der Anschein einer aufrichtigen Auseinandersetzung aufkommt, kommt der Clown raus und vertreibt die bösen Gedanken. Mutlos, aber wahrscheinlich auch effektiv fürs Zielpublikum. Die Erwachsenen bekommen Opium, der Nachwuchs eine Zirkusshow. Zufrieden sind sie beide. Wenn nur das zählt, gibt es auch hier keinen Grund zur Beschwerde.
Fazit
"Die unlangweiligste Schule der Welt" bietet gestalterische Bilder und Ideen, obwohl technisch noch deutlich Luft nach oben wäre. Der uneinheitliche Umgang mit den Charakteren und den märchenhaften Elementen führen zu einer diffusen Tonalität, an denen sich das Zielpublikum gewiss nicht stören wird. Ein Zielpublikum, das vom Film leider nie so ernst genommen wird, wie es sollte.
Autor: Sebastian Groß