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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Der Programmierer Paul Hackett trifft nach Feierabend in einem Diner auf die attraktive Marcy, die ihm kurzerhand ihre Nummer gibt. Als er sie noch in derselben Nacht besuchen will, beginnt eine Serie von Missgeschicken noch recht harmlos mit dem Verlust seines Taxigeldes. Der Auftakt einer wilden Reise durch das nächtliche New York, die für Paul bald zu einem absoluten Albtraum wird.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Für den zum damaligen Zeitpunkt durch Werke wie Taxi Driver und Wie ein wilder Stier inzwischen zu einem der wichtigsten US-amerikanischen Regisseure gewordenen Martin Scorsese schien ein Film wie Die Zeit nach Mitternacht alles andere als angemessen. Hauptdarsteller Griffin Dunne (The French Dispatch) und seine Schauspielkollegin Amy Robinson entdeckten das Script im Rahmen des Sundance Festivals und wollten es realisieren. Dazu schickten sie es Scorsese, mit dem Robinson einst Hexenkessel drehte. Dieser steckte aber gerade mitten in der Vorbereitung seines Herzensprojektes Die letzte Versuchung Christi und schien eh mehrere Nummern zu groß für so ein Projekt, weswegen man nicht wirklich mit einer Antwort rechnete. Doch als Paramount die kontroverse Christus-Verfilmung cancelte, hatte Scorsese plötzlich Zeit und jede Menge angestauten Frust. Da kam ihm dieses unkonventionelle Drehbuch gerade recht, um allen zu beweisen, dass er immer noch ein leidenschaftlicher Filmemacher war, dem das Independent-Kino längst noch nicht fremd geworden war. So kam es zu dieser ungewöhnlichen Konstellation und obwohl Die Zeit nach Mitternacht an den Kinokassen kein großer Hit wurde, zählen ihn nicht Wenige zu seinen besten Arbeiten.

Mit seinem vorangegangenen Film The King of Comedy hatte Scorsese bereits bewiesen, dass er auch die Komödie beherrscht, wenn natürlich auch mit einem ernsten, teilweise pechschwarzen Unterton. Mit Die Zeit nach Mitternacht erweitert er dieses Spektrum aber noch in driftet schnell ins Absurde bis Surreale ab, was einen losen Flirt nach Mitternacht mit der Zeit in eine schier albtraumhafte Odyssee für den bemitleidenswerten Protagonisten Paul (Griffin Dunne) verwandelt. Dieser erhofft sich in der Begegnung mit der reizvollen Marcy (Rosanna Arquette, Pulp Fiction) ein amouröses Abenteuer nach einem stressigen Arbeitstag. Doch das spontane „Date“ in ihrem WG-Loft entpuppt sich als relativ skurril bis beinah verstörend, weswegen der gefrustete Single schnell das Weite sucht. Damit nimmt das Chaos aber erst seinen Lauf. In der Folge ergibt sich für den begossenen Pudel ein fataler Strudel aus notorischem Kleingeldmangel, mangelnder Transportmöglichkeiten, Gibs-Briefbeschwerern, noch mehr sonderbaren Frauenbekanntschaften, Punk-Fetisch-Clubs, Einbrechern, einem Selbstmord, einem wild gewordenen Bürgerwehr-Mob, jede Menge Pappmaché und der Erkenntnis, dass New York nach Mitternacht die Hölle auf Erden sein kann und vor allem, dass man manchmal einfach besser ins Bett geht, solange man noch die Chance dazu hat.

Ein von seinem bis dato größten, beruflichen Tiefschlag angestachelter Scorsese wirkt wie ein angeschlagener Boxer, der mit Wut im Bauch und voller Elan ein „Comeback“ nach Maß abliefert. Dabei zu äußert ungewöhnlichen Mitteln greift, sich aber frei von allen Zwängen einer Großstudioproduktion mal wieder hemmungslos ausleben darf. Die Zeit nach Mitternacht ist definitiv sein anarchistischster Film, bei dem er narrativ wie inszenatorisch extrem viel ausprobiert, riskiert und zum Teil auch provoziert. Der Plot ist rasant wie entschleunigt zugleich, die Inszenierung manchmal sehr slow und dann wieder pure Dynamik. Man weiß manchmal gar nicht, ob man nun lachen soll/darf/muss oder ob sich da beinah eine kleine Tragödie abspielt. Dieser Prozess der Orientierung benötigt eventuell eine gewisse Eingewöhnungszeit und es ist sehr gut vorstellbar, dass manche Zuschauer*innen diesen nie für sich ausmachen werden. Aber gerade das macht den irrwitzigen bis grenzgenialen Verve aus, den dieser Film irgendwann entwickelt. Es gibt so viele Momente, die völlig verpuffen und förmlich explodieren zu gleich können. Das Gezeigte ist das kontrollierte Chaos und wirkt damit auf eine so wundervoll wie sarkastische Art und Weise wie eine Liebeserklärung an die Stadt, die niemals schläft. An all ihre verkorksten Gestalten und abstrusen Gepflogenheiten, die erst nach Anbruch der Nacht erst voll zu Tage treten. Da dann das Normale schon längst im Bett liegt.

Neben dem abenteuerlichen Plot bestechen vor allem die handwerklichen Aspekte, die bei einem Scorsese eigentlich immer als Business as Usual abgetan werden, aber gerade in diesem Kontext besonders hervorgeheben werden müssen. Die Zeit nach Mitternacht war z.B. die erste Zusammenarbeit von Marty mit dem deutschen Kameramann Michael Ballhaus (Road to Perdition), den er bewusst engagierte, da er dessen schnelle, dynamische Vorgehensweise schätzte. Eine bald schicksalhafte Begegnung, denn bis zu dem tragischen Zwangskarriereende von Ballhaus blieben er und Scorsese unzertrennlich und erzeugten Bilder, Bewegungen und Fahrten für die Ewigkeit. Die Arbeit von Michael Ballhaus ist hier schlicht sensationell, da sein Gespür für Visualität, Tempo und Perspektive oftmals das entscheidende Zünglein an der Waage darstellt. Damit wirkt er nicht nur wie der verlängerte Arm seines Regisseurs, sondern beinah schon wie eine bedeutende Komponente in der Charakterzeichnung. Paul wirkt noch mehr verstört, verzweifelt, verwirrt, niedergeschlagen und manchmal auch (kurzzeitig) erleichtert bis triumphierend, weil es das Visuelle dir genauso suggeriert. Das Zusammenspiel von Inszenierung, Dialog, Narrativ und Darstellung ist hier so entscheidend wie selten in einem Film, da alles für sich genommen vielleicht gar nicht den erwünschten Effekt erzeugen kann. Die Kombination ist es, welche Die Zeit vor Mitternacht so einzigartig wie spleenig zugleich macht.

Fazit

Mitten in einer schweren Krise kontert Martin Scorsese mit einem Überraschungsmanöver, welches einen vollkommen überrumpelt. Weit weg vom Mainstream kehrt das New Yorker Urgestein zurück zu seinen Independent-Wurzeln und nutzt seinen großen Namen dafür, dieses sonst wahrscheinlich gnadenlos untergegangene Skript in den Fokus der Öffentlichkeit zu puschen. Schön, dass es seinerzeit allgemein auch so wertschätzend aufgenommen wurde. Heutzutage wird eher weniger darüber gesprochen – weshalb jetzt wieder eine gute Zeit dafür ist.

Kritik: Jacko Kunze

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