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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Kurz vor seiner Rückkehr aus dem Vietnamkrieg zurück in die Heimat wird Ray von seinem Kameraden John dazu überredet, zwei Kilo Heroin mit in die Staaten zu schmuggeln. Dort soll er den Stoff an John’s Ehefrau Marge übergeben, die noch gar nichts davon ahnt. Dafür warten schon zwielichtige Gestalten auf Ray, denen er sich erwehren kann. Gemeinsam mit Marge flüchtet er in Richtung New Mexico, um die Drogen auf eigene Faust zu Geld machen zu können.

Kritik

Der Vietnamkrieg ist ein bis heute noch nicht vollständig aufgearbeitet Trauma der USA. Ihr kolossales Scheitern in einem einst auf die leichte Schulter genommenen Konflikt veränderte das politische wie gesellschaftliche Klima nachhaltig und natürlich beschäftigten sich viele Filme der späten 70er mit dieser noch frisch-klaffenden Wunde. Auch Dreckige Hunde von Regisseur Karel Reisz (Die Geliebte des französischen Leutnants) - nach dem Roman Dog Soldiers von Robert Stone – nimmt dies zum Thema, ohne ein Kriegsfilm im eigentlichen Sinne zu sein. In Vietnam spielt der Film lediglich in den ersten 10 Minuten, direkte Frontszenen gibt es bis auf kurze Fragmente während einer Rückblende in eben diesem Zeitraum überhaupt nicht. Obwohl sich somit mehr als 90% in den USA selbst abspielen und der Krieg danach nie konkret in die Handlung eingebunden wird, sind seine unmittelbaren Folgen allgegenwärtig und essentiell für die gesamte Wirkung des Films.

Für ein Taschengeld von 2000 $ lässt sich der kurz vor der Heimreise befindliche Marine Ray (Nick Nolte, Kap der Angst) von seinem als Kriegsberichterstatter tätigen Kameraden John (Michael Moriarty, Pale Rider – Der namenlose Reiter) dazu überreden, zwei Kilo Heroin mit in die Staaten zu schmuggeln. Ray geht es nicht um das Geld, er will seinem Freund aus Loyalität diesen Gefallen erfüllen, obwohl er ernsthafte Bedenken hat. Weniger wegen des wirklich erstaunlich geringen Risikos, mehr auf einer moralischen Ebene. Trotzdem erklärt er sich dazu bereit, den Stoff nach seiner Ankunft an John’s nichtsahnende Ehefrau Marge (Tuesday Weld, Es war einmal in Amerika) zu übergeben. Potenzielle Käufer hat John über einen Kontakt in Saigon geknüpft, die ganze Aktion ist aber alles andere als von langer Hand und sorgfältig geplant. Es scheint mehr wie eine Kurzschlussreaktion, gemünzt aus einer vollständigen Desillusionierung aufgrund der dramatischen Ereignisse an der Front. Für John hat sich die Welt auf den Kopf gestellt und das schnelle Geld mit dem Verkauf von Drogen erscheint ihm aufgrund dessen weit weniger verwerflich als das, was er mit eigenen Augen mitansehen musste.

Das Grauen in Vietnam dient somit quasi als Legitimation für den Schmuggel und Handel mit harten Drogen. Das klingt absurd, aber in nur wenigen Minuten wird dieser Gedankengang aus der Perspektive der Figur bedenklich schlüssig oder zumindest verständlich. Wenn man das alles erlebt hat, wo bestehen da noch Grenzen? In einer barbarisch anmutenden Welt kann es doch kaum schlimmer sein, seine vermutlich gar nicht so rosige Zukunft nach dem Krieg durch ein einfaches Geschäft für sich und seine Familie abzusichern. Das ist ein erschreckender Gedankengang, aber lässt er sich nicht mit einer gewissen Empathie irgendwie nachvollziehen? Von einer rein ethischen Kanzel betrachtet bietet der Film gar keine „echten“ Identifikationsfiguren an, da alle theoretisch moralisch höchst verwerflich handeln. Aber gerade aus dieser paradoxen Situation entwickelt Dreckige Hunde gezielt ein Verständnis und besonders das Gefühl dafür, welche teils subtilen Furchen der Krieg selbst durch die tausende von Meilen entfernte Heimat gezogen hat.

Es sind Nuancen, die ein aufgrund des zynischen Pessimismus manchmal sogar an einen modernen Film Noir erinnerndes Werk in seiner im Subtext stattfindenden Bestandsaufnahme so präzise gestalten. In Ray’s ehemals bevorzugten Bar musste der Billardtisch weichen, damit schäbiger Tabledance stattfinden kann. Hüter des Gesetzes entpuppen sich als skrupellose Gangster und an sich unscheinbare Ehefrauen und Mütter sind leise, still und heimlich in eine Drogensucht abgerutscht. Die sogar vom Protagonisten noch verstärkt wird, da nur noch im Moment existiert wird. Weitblick und Perspektive sind Fremdworte geworden, zu fragil und unsicher erscheint selbst das Unmittelbare. Der gesamte Film ist durchzogen von einer hilflosen Ohnmacht, die sich durch alle Strukturen der Gesellschaft zieht. Der Plot ist von seiner Konstruktion, dem grundsätzlichen Ablauf und dem Spannungslevel über weite Strecken nicht im außergewöhnlichen Bereich angesiedelt, da es ihm deutlich mehr um sein Stimmungsbild geht. Und darin erweist sich Dreckige Hunde besonders im letzten Drittel als starkes Stück. Das der Showdown im Schatten eines riesigen Peace-Zeichens stattfindet, der Gegner mit den Überresten aus friedvollen Hippie-Tagen in die Falle gelockt und beschallt wird, ist dahingehend eine großartige Idee. Ein Happy End oder gar eine hoffnungsvolle Tendenz wird konsequenterweise genauso verweigert. Stattdessen reitet ein wieder vereintes, aber definitiv verlorenes und geschundenes Pärchen in eine ungewisse Zukunft. Wie ein genauso geschundenes Land, dessen großes Wundenlecken erst noch beginnen wird. Der Krieg neigt sich dem Ende, seine Folgen tragen aber schon lange Früchte in Form einer schleichenden Verrohung.

Fazit

Möchte man „Dreckige Hunde“ zwanghaft in eine Genre-Schublade stecken, dürfte man damit wohl kaum glücklich werden und ihm selbst definitiv nicht gerecht. Er ist weder reinrassiger Thriller, Kriegsfilm oder Road Movie, erst in seiner Kombination und Gesamtheit entfaltet er seine wahre Stärke. Das ist dann zwar auch nicht überragend, dennoch durchaus faszinierend und besonders in seiner vermittelnden Stimmung auf leisen Sohlen ziemlich wirkungsvoll.

Kritik: Jacko Kunze

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