Der Name David Ayer ist seit Jahren in Hollywood fest verbunden mit der Polizeiarbeit des LAPD: Mit all seinen Schwierigkeiten, Grausamkeiten, der Korruption, den schönen Momenten sowie dem Tod. Immerhin ist Ayer durch jahrelange Arbeit sowie Recherchen ein absoluter Experte im Cop-Milieu von Los Angeles geworden und schreibt somit Drehbücher, die sich vor allem durch einen starken Hang zum Realismus auszeichnen. Als Jugendlicher von seinen Eltern vor die Tür gesetzt und in den Straßen von Los Angeles selbst aufgewachsen, weiß indes Ayer auch wo von er schreibt. Nachdem er sich schließlich intensiv mit der Arbeit des Los Angeles Police Department befasste, gelang ihm mit den Drehbüchern zu Training Day, Dark Blue und S.W.A.T. sowie der Regie zu Harsh Times und Street Kings der Durchbruch. Somit ist es auch kaum überraschend, dass sich auch die dritte Regiearbeit des Newcomers wieder um die Stadt der Engel dreht. Und erneut war diese Wahl weise, denn das Cop-Drama End of Watch ist die bisher beste Arbeit, die Ayer abliefert. Inszeniert im ungewöhnlichen Found-Footage-Stil, erzählt er so erneut eine tiefe wie vielschichte Geschichte rund um Cops, die sich in ihrer Umwelt jeden Tag aufs Neue behaupten müssen. Stets in der Unterzahl, unterbezahlt sowie teils beruflich frustriert, ist dies eine harte Welt, in der nur der Stärkste gewinnt. Die beiden Polizisten Brian Taylor und Mike Zavala stoßen somit immer wieder an ihre Grenzen, geben aber auch niemals auf, wodurch sie selbst schnell zu Zielschreiben werden. Dies ist nicht nur packend, bewegend sowie äußerst realistisch zugleich, sondern auch atemberaubende Unterhaltung, die teils kaum intensiver sein könnte.
Hierbei hilft vor allem die Wahl der Inszenierung: Durch die filmischen Darstellung als Pseudo-Dokumentation, gelingt es Ayer stets den Zuschauer so nah an das Geschehen zu bringen, wie es eben nur irgendwie möglich ist. Zwar bleibt die Kamera nicht nur auf die kleinen Handkameras von Taylor und Zavala beschränkt, sondern löst sich auch in vielen weiteren Blickwinkeln auf, doch die Atmosphäre bleibt stets packend. Zum Glück verzichtet Regisseur David Ayer hierbei auf eine Wackeloptik und liefert trotz der Optik stets einen guten Überblick über das Geschehen. Allerdings gelingt ihm dieses Kunststück nicht immer, wodurch einige Szenen etwas deplatziert wirken und so unfreiwillig ein langsameres Tempo entsteht. Das Geschehen bleibt aber dennoch stets nah, intensiv, schaurig, teils brutal sowie äußerst realistisch und kann gerade dadurch wie ein roter Fader durch die Handlung führen. Bereits die Wahl der Inszenierung indes, verrät, wie Regisseur und Drehbuchautor David Ayer seine Geschichte unterdessen anlegt. Der Fokus auf Realismus bleibt zu jeder Zeit bestehen. Somit gibt es nicht nur durchgehend Verfolgungsjagden oder Action, sondern auch Routinearbeit der Polizei, die durchaus auch mal langweilig sein kann. Hierbei offenbart End Of Watch dann auch seine eigentliche Stärke: Die Figurenzeichnung. Denn das eindringliche Cop-Drama kann auch durchaus als bewegende Charakter-Studie gewertet werden, die sich zwei Männern widmet, die mit den alltäglichen Problemen des Lebens als Polizist zurechtkommen müssen. Besonders die hervorragenden Dialoge sorgen dafür, dass sich Jake Gyllenhaal sowie Michael Peña, die beide eine absolute Meisterleistung ablegen, sich auf ihre Figuren grandios einspielen können. Was folgt sind philosophische Gespräche über die Arbeit, Fragen zu familiären Schwierigkeiten oder schlichtweg ihr aktueller Werdegang beim LAPD.
Schließlich ist dies auch der Weg, den die Geschichte geht. Denn beide Polizisten werden zu absoluten Helden hochstilisiert, obgleich sie nur durch ihre waghalsigen Taten überhaupt so weit gekommen sind. Ihre Arbeit ist durchaus fragwürdig, trotz dessen sie die besten Absichten verfolgen. Und überhaupt sehen sich die beiden keinesfalls als Helden, eher als harte Kämpfer für das Recht, die stets ihr Herz am rechten Fleck haben. Zudem baut David Ayer auch immer wieder eine kleine gesellschaftliche Kritik ein: Sei dies bezogen auf das LAPD oder der Umgang der Polizei untereinander oder die Grausamkeiten, die jeden Tag auf der Straße begangen werden. Diese ruhige gar schon unkonventionelle Herangehensweise an das Thema funktioniert bis zum Finale auch wunderbar. Doch spätestens hier, verlässt Regisseur David Ayer seinen eigenen Weg und bietet ein Ende auf, welches zwar höchst spektakulär sowie actionreich ist, jedoch auch keine abschließende Pointe mehr bietet. Realismus sowie eindringliche Charakter-Studie folgt brutale Action, wodurch ein abschließendes Fazit fehlt. Was bleibt ist dennoch ein Film, der zugleich Lob sowie Abgesang auf das LAPD ist und gerade durch seine beiden Hauptdarsteller beeindruckt.