Inhalt
Enea, Aeneas, verfolgt den Mythos, den ihr Name trägt. Er tut es in Begleitung von Valentino, einem frisch getauften Flieger. Zusammen mit dem Drogenhandel und den Partys teilen die beiden Jungen ihre Jugend.
Kritik
Die verschneiten Schweizer Berge, in denen Roman PolanskisThe Palace liegt, scheinen das Gegenteil des in der Sonne gleißenden Roms von Pietro Castellittos (Der Schatz des Duce) Gangster-Saga, doch die Werke teilen mehr als einen Wettbewerbsplatz (Enea in, The Palace außer Konkurrenz) auf Venedigs Filmfestspielen. Beide zelebrieren die Ausschweifungen der Superreichen und schier Allmächtigen, zeigen statt einer Handlung lose Sketche und beide ergötzen sich an kuriosen Sexszenen und Todesfällen. Und beide sind unendlich ermüdend in ihrer Hohlheit und Verstaubtheit.
Obwohl Castellitto fast sechzig Jahre jünger ist, wirkt sein frenetisches Verbrecher-Varieté mit seiner überbordenden Optik, aberwitzigen Ereignissen und gekünstelten Dialogen wie ein protziges Ungetüm, das niemals zeitgemäß oder ansprechend war. Doch so präsentieren sich die orgiastische Oper aus Explosionen, Schüssen und zwischendurch dem Krachen einer Palme in ein Gewächshaus, und der Regisseur und Drehbuchautor. Dessen Selbstbild verrät ein an den von ihm verkörperte Sproß des römischen Geldadels gerichteter Satz: „Attraktive Menschen dürfen nicht sterben.“
Ohne satirische Brechung liegt darin eine sentimentale Selbstverklärung, die Zweck und Inhalt des blutigen Bacchanals ist. Das spekulative Spektakel ist ein mit vulgärem Prunk vollgestopftes Universum, das um den Titelhelden implodiert. Jeder Spruch, jede Szene schreit nach Aufmerksamkeit wie ein verwöhntes Kind, das Enea hinter Ennui und krimineller Energie versteckt, und das Castellitto womöglich nichtmal spielen braucht. Alles soll unerhört kostspielig, zügellos, kunstsinnig und provokant sein und ist nicht zuletzt deshalb nur erschöpfend eindimensional.
Fazit
Der jüngste Regisseur Venedigs Wettbewerbs inszeniert sich vor und hinter der Kamera als hedonistischen Helden eines snobistischen Symposiums. Das sublimiert Dekadenz und Delinquenz einer oligarchischen Oberschicht, deren monetäres Macht-Monopol als zeitgenössisches Pendant eines mythischen Monarchismus gedeutet wird. Hinter dem schwülstigen Chic gären faschistoide Verblendung und megalomanischer Materialismus. Die latente Homoerotik ist lediglich Ausdruck eines autoerotisch übersteigerten Machsimo. Alles ist Oberfläche ohne Sinn, Suspense und Substanz. Das tumbe Delirium pariert elitäre Exzesse nicht, es ist einer.