Anfang der 70er Jahre konnte ein junger Bruce Lee mit seinen unglaublichen Fähigkeiten erstmals auch ein internationales Publikum für das asiatische Kung-Fu-Kino begeistern. Lee wurde ein absoluter Star des Martial-Arts-Genres und machte dieses auf einen Schlag salonfähig. Fortan galt Action aus Asien cool und bescherte uns unbeschreibliche Werke, die bis heute ihre Fans haben. Zu verdanken hatte Lee dies vor allem dem Film Todesgrüße aus Shanghai, der 1972 ein großer finanzieller Erfolg wurde. Nach Lees frühem Tod jedoch, geriet der neu entdeckte Markt schwer ins Wanken. Viele Nachahmer kamen auf, verschwanden allerdings ebenso schnell wie sie gekommen waren. Einzig Jackie Chan, der sich nie in diese Schablone drücken lassen wollte, konnte sich international etablieren. Als Chan bereits ein gefeierter Star war, kam ein weiterer Newcomer dazu: Jet Li. Dieser konnte sich Anfang der 90er mit epochalen Werken wie Es war einmal in China schnell einen Namen machen. Im Jahr 1994 dann, sollte Regisseur Gordon Chan zusammen mit Jet Li ein Remake des Bruce Lee Klassikers aus dem Jahr 1972 drehen. Die Skepsis war groß, immerhin waren schon viele daran gescheitert den Meister nachzuahmen. Doch schon nach Kinostart war klar, Fist of Legend war einer der besten Kampfsport-Filme aller Zeiten geworden.
In erster Linie ist Fist of Legend ein Remake des 1972 gedrehten Filmes Todesgrüße aus Shanghai mit Bruce Lee. Ebenfalls dreht sich die Haupthandlung um den fiktiven Schüler Chen Zhen, außerdem wird ebenso der Tod von Legend Huo Yuanjia thematisiert. Doch anders als es noch das Original tat, vermeidet Regisseur Gordon Chan die vielen kleineren Fehler, die noch Regisseur Lo Weis Werk auszeichneten. So stehen zwar wieder die Konflikte zwischen Japanern und Chinesen im Vordergrund, doch diese sind nicht in Vorurteilen oder Stereotypen gefangen. Nicht alle Japaner sind Bestien und so wird sogar recht früh auch Wiederstand von japanischer Seite gegen die Herrschaftsbestrebungen des Kaiserreiches gezeigt. Zusammen mit der Figur des weisen japanischen Kämpfers Fuimo Funakoshi, der hervorragend von Yasuaki Kurata gespielt wird, zeigt sich so die Geschichte im Hinblick auf die Vergangenheit recht ausgewogen. Regisseur Gordon Chan, der auch das Drehbuch verfasste, entschied sich außerdem dafür, keine simple Rache-Geschichte zu erzählen. Zwar ist Rache immer noch das antreibende Motiv, doch zwischen den Zeilen gibt es viel mehr zu entdecken. So werden Streitigkeiten innerhalb der Schule von Chen Zhen präsentiert sowie der japanische General Fujita, der durch sein perfides Spiel einen Krieg auslösen will. Langezeit wendet sich Chan sogar von dem eigentlichen Plot ab, was besonders der Charakterentwicklung zu Gute kommt. Ehre, Kampf, Verrat, Intrigen und sogar Liebe werden so in die 103 Minuten eingebaut.
Neben der vielschichtigen und Abwechslungsreichen Geschichte, kann Fist of Legend auch im Bezug auf Atmosphäre und Inszenierung überzeugen. Neben aufwendigen Kulissen, sind es vor allem die hervorragend präsentierten Kämpfe, die die Geschichte um Chen Zhen auszeichnen. Hauptstar ist hier eindeutig Jet Li. Mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit und einer tödlichen Präzision, nimmt es Li gleich mehrmals mit einer ganzen Schar an Gegner auf. Das gezeigte Schmerzpotenzial ist hierbei größtmöglich, immerhin werden regelmäßig Knochen zu Pulver verarbeitet. Eine FSK 18 Plakette ist da mehr als gerechtfertigt. Teils ist Li in den glorreich inszenierten Fights so schnell, dass weder Kamera noch Zuschauer die Bewegungen einfangen können. Dies gepaart mit halsbrecherischen Stunts, einer stets actionorientierten Martial-Arts-Kunst sowie Mobiliar das zu Kleinholz verarbeitet wird, machen aus gezeigten Kämpfen die besten des Genres. Federführend für die Choreografie der Kämpfe war Yuen Woo Ping, der später vor allem durch die Matrix-Trilogie bekannt wurde. Ein wichtiger Aspekt ist hier, dass Ping sich von den alten kunstvoll ausgeführten Kampfkünsten abwendete und einen leichteren kompakten und somit rasanteren Stil zeigte. Fehlen darf dabei natürlich nicht die berühmte Szene in dem japanischen Dojo, wenn sich Chen Zhen einer ganzen Schule stellt. Ungeschlagen ist indes der zehnminütige Endkampf zwischen Jet Li und Billy Chow, der alles bietet, was ein gelungenes Genre-Finale auszeichnet
In Sachen darstellerischer Leistung hingegen, spielt Jet Li routiniert, kann sich aber nicht durch ein großes Facettenreichtum auszeichnen. Die Anfangs gezeigte starre Mine zieht sich fast bis zum Finale durch. Nur an einigen humorvollen Szenen, kann Li durch seine Darstellung punkten. Bei den Kämpfen oder geforderten Körpereinlagen jedoch, ist er über jeden Zweifel erhaben. Spätestens wenn Jet Li mit einem Arm und 3 Fingern Liegestütze macht, gibt es bezüglich seiner Fähigkeiten keine Zweifel mehr. Den Vergleich zu Bruce Lee muss Li indes auch nicht scheuen. Jet Li versucht keineswegs den Stil des Meisters nachzuahmen, sondern kreiert seinen eigenen, was besonders Fans von Bruce Lee freuen wird. Billy Chow als hinterhältiger General Fujita, besticht durch sein boshaftes Spiel, bekommt aber zu wenig Zeit eingeräumt. Einzig und allein Yasuaki Kurata, als japanischer Meister Fuimo Funakoshi, kann mit seinem gekonnt lockerleichten Spiel überzeugen.