MB-Kritik

Fourteen 2019

Drama

Caroline Luft
Strawn Bovee
John Sharples

Inhalt

Mara und Jo sind beste Freundinnen. Auf Mara ist Verlass, Jo kämpft mit sich. Die beiden kennen sich seit sie 14 sind und führen ein unstetes Leben – prekäre Jobs, erfolglose Dates, nebenbei wird, wie so oft in Brooklyn, geschrieben. Stabil ist nur ihre Freundschaft oder vielmehr deren Dynamik: Maras Telefon klingelt, Jo braucht Hilfe, Mara lässt alles stehen und liegen, aber wenn sie bei Jo ist, ist die mit den Gedanken schon wieder ganz woanders.

Kritik

Der dritte Langfilm von Regisseur und Drehbuchautor Dan Sallitt (Honeymoon) ist eines jener holprigen, ungeschliffenen, grobkörnigen Post-Mumblecore-Dramen, die gänzlich bedeutungslos wären, hätten sie nicht eine spannende Funktion als Schaukasten schauspielerischen Talents. Das des didaktischen Duett-Dramas stammt von Tallie Medel (The Unspeakable Act) und Norma Kuhlig (Fallen). Dramaturgisch und dramatisch sind die beiden Darstellerinnen das Herz einer geistigen Totgeburt. Konzentriert sich die pseudo-naturalistisch Kamera voll auf die nuancierte Mimik und Gestik ihrer zentralen Protagonistinnen, scheinen die zwei Freundinnen beinah reale Persönlichkeitstypen statt der kuriosen Manifestationen reaktionärer Fixierbilder, die sie unübersehbar sind. 

Mara (Medel) ist die Kleingewachsene, Mollige, Unscheinbare, Unpopuläre. Jo (Kuhlig) ist die Große, Schlanke, Auffällige, Attraktive. Beider äußere Erscheinung ist ein physiognomischer Spiegel ihres Charakters. Mara ist kleinmütig, ruhig, bedacht, weichherzig und mütterlich. Ihr Name klingt obendrein homophon zu Mama. Jo ist selbstsicher bis einschüchternd, impulsiv, explosiv, edgy und, wie ihr männlich klingender Rufname betont, dominant. Trotzdem ist Jo verletzlich, hysterisch und emotional instabil; Sallitt nutzt diese stereotyp weiblichen Schwächen als indirekte Affirmation von Jos Weiblichkeit. Demgegenüber steht Maras Fürsorglichkeit, die in einer vielsagenden Wendung ihr Lebensmodell endgültig festnagelt. 

Jo ist außerdem intelligenter, wilder und lebendiger als Mara - jedenfalls bis zum letzten Akt der episodischen Chronik. Denn während sich ihre Freundin in dem wenig subtilen Lehrstück - vermeintlich über die Simplizität und Durchsichtigkeit des weiblichen Wesens, tatsächlich über die Kurzsichtigkeit einer spezifischen chauvinistischen Perspektive -weiterentwickelt, stagniert Jo. Die mausige Mara wird erst erwachsen und scheinbar unvermeidlich zur Mama. Die juvenilistische Jo wird desolater und erweist sich als wortwörtlich lebensunfähig. Ab in den Sarg. In den guckt todtraurig Maras Tochter (Lorelei Romani), die jetzt gelernt hat, wo böse Mädchen und psychisch Kranke landen.

Fazit

In seinem lückenhaften Handlungsentwurf will Dan Sallitt das mustergültige Psychogramm einer Frauenfreundschaft erstellen, rezipiert aber bloß paternalistische Stereotypen. Das statische Dialogdrama setzt Nonkonformismus mit Asozialität gleich. Wer (noch schlimmer: welche) nicht brav in der Schule lernt und fleißig zur Arbeit geht, sondern raucht, trinkt, verpennt oder (ganz schlimm!) spätnachts Eiscreme isst, kriegt entweder einen Knacks oder hatte schon immer einen. Indie-Look hin oder her, das ist moralinsauer, borniert und letztlich banal. Das starke Spiel der zwei Hauptdarstellerinnen ist das Einzige, was im Kino hält.

Autor: Lida Bach
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