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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Wien, 1885: Nachdem sich Dr. Sigmund Freud mit seinem Vorgesetzten überworfen hat, reißt er nach Paris und übernimmt die dort vorgestellte Theorie der Behandlung von Hysterie durch Hypnose. Zurück in der Heimat wird er von seinen Kollegen belächelt, findet jedoch in Dr. Breuer einen Unterstützer. Er überweißt ihm zwei besondere Fälle, die seine Karriere entscheidend prägen sollen…

Kritik

Sigmund Freud dürfte (zumindest namentlich) selbst absoluten Wissenschafts- und Historikerlaien ein Begriff sein. Seine wegweisenden Theorien über das Unterbewusstsein (u.a. das Modell von Über-Ich, Ich und Es), die von ihm entwickelte Psychoanalyse und herausragende Erkenntnisse auf dem Gebiet der Traumdeutung haben die moderne Medizin revolutioniert und weit über den Tellerrand der rein physischen Behandlungsmethoden blicken lassen. Ein Leben wie geschaffen für ein filmisches Denkmal, an dem sich Starregisseur John Huston (African Queen) vermeidlich versucht. Vermeidlich, denn der Mensch Sigmund Freud steht in diesem nur oberflächlich als Biopic zu bezeichnenden Werk weniger im Mittelpunkt als vermutet.

Freud behandelt nur einen Zeittraum von 5 Jahren – von 1885 bis 1890 – im Leben seines Protagonisten und konzentriert sich auf seine Anfänge in der Erforschung des Unterbewusstseins wie den daraus resultierenden Theorien und Methoden. Nur ein Teilabschnitt aus seinem Leben, der sich zudem eher seine Arbeit als seine Persönlichkeit in den Vordergrund stellt. Verkörpert von Montgomery Clift (Ich beichte), der nur vier Jahre später aufgrund seiner schweren Alkohol- und Drogenabhängigkeit mit nur 45 Jahren verstarb. Er kann einem fast etwas leidtun, denn trotz seines bemühten Spiels bietet ihm der Film kaum die Bühne, die er sich sicher selbst von der Roller erhofft hatte. Der Film ist wenig interessiert an Sigmund Freud selbst, gibt nur das Nötigste und für die Handlung Relevante von ihm grob preis, erlaubt sich auch da künstlerische Freiheiten. Das ursprünglich von Jean-Paul Sartre verfasste Mamut-Skript wurde heftig gekürzt und abgewandelt, woraufhin er sich offiziell von dem Projekt verabschiedete und auch in den Credits nicht erwähnt wird.

Übrig davon bleibt ein Art Best-Of von Freud’s Schaffen, komprimiert als Extrem-Paradebeispiel in der Behandlung einer jungen Frau (Susannah York, Ein Mann zu jeder Jahreszeit). Beim Vorstoß in ihr Unterbewusstsein, das tief und unter mehreren Schichten vergraben die Ursache für ein schweres Trauma versteckt, beginnt ihr Therapeut selbst Parallelen zu seinen eigenen, vorher ebenfalls ausgeblendeten Neurosen zu entdecken. Eine Form von unfreiwilliger Selbsttherapie. Man kann die Vorgehensweise des Films sowohl positiv wie negativ auslegen, sollte aber eher beide Aspekte in die Bewertung mit einfließen lassen. Nach dem üblichen Biopic-Einstieg verstaubt man nicht im reinen Abklappern von Stationspunkten – was einige Vertreter des Genres manchmal zäh gestaltet -, sondern verarbeitet den Hintergrund zu einem kleinen Psycho-Puzzle mit leichten Krimi-Flair, bei dem Huston seine Erfahrung mit dem Film Noir (Die Spur des Falken) sichtlich zugutekommt. Eine unter Umständen trockene Thematik wird dank einer überraschend auf Spannung konzentrierten Inszenierung mit ästhetischen Anlehnungen am expressionistischen Stummfilm zum Teil düster und relativ kurzweilig.

Gleichzeitig leidet darunter der seriöse Anspruch, wenn zu Gunsten von Erzählfluss und allgemeintauglicher Transparenz ein komplexes Thema sehr vereinfacht und auf einen überkonstruierten Einzelfall komplett runtergebrochen wird, um möglichst viel unter einen Hut zu bekommen. Daran kann man sich deutlich stören und wird dem großen Ganzen auf keinen Fall gerecht. Reizvoll bleibt dieser Schnelldurchlauf durch die verschiedenen Ebenen des menschlichen Geistes ohne Zweifel, gerade durch Huston’s effektive, zweckdienliche Präsentation.

Fazit

Freud hinterlässt mit gemischten Gefühlen und ist unmittelbar an die an ihn gestellte Erwartungshaltung gekoppelt. Als filmische Biographie eines spannenden Menschen irrelevant und ein Fehlschlag. Aber offensichtlich war das nie das Anliegen. Als schnell verständlicher, grober Erklärungs-Grundkurs für einen Teil seiner Arbeit durchaus gelungen, da er die Materie mit den Mitteln eines angedeuteten Thrillers interessant (wenn auch leicht unter Wert) verkauft.

Kritik: Jacko Kunze

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