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Japan, 1945: Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs täuscht der Kamikaze-Pilot Koichi Shishima (Ryunosuke Kamiki) technische Probleme bei seinem Flugzeug vor und landet auf der Insel Odo. Hier begegnet er zum ersten Mal der Riesenechse Godzilla, die die gesamte Insel dem Erdboden gleichmacht. Zwei Jahre später: Shishima ist inzwischen nach Tokio zurückgekehrt, wo er Frau und Kind hat. Zur gleichen Zeit machen Berichte die Runde, dass der durch Atomtests im Bikini-Atoll mutierte Godzilla mehrere US-Kriegsschiffe zerstört hat und sich bereits auf den Weg nach Japan befindet...

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Im Jahre 2024 wird es mittlerweile 70 Jahre her sein, dass Godzilla das erste Mal mit seinen riesigen Füßen die Straßen Tokyos dem Erdboden gleich machte. Dabei war Godzilla (OT: Gojira) zu Beginn ein Sinnbild für Verlust, Krieg und Angst. Es ging dabei um Traumata des 2. Weltkrieges und der erneuten Angst einer schier überdimensionierten und nicht kontrollierbaren Furcht aufgrund der atomaren Bedrohungslage (die Atomwaffentests im Bikini-Atoll und die Geschichte des Fischerbootes Glücklicher Drache V waren hier der Ausgang), hier in Form eines riesigen Monsters, welches durch konventionelle Mittel nicht bekämpft werden konnte. Für Toho wurde es indes ein absoluter Erfolg und es folgten kurzerhand bis ins Jahre 2018 an der Zahl 32 Filme. Godzilla ist schon lange ein Phänomen und eine absolute Größe in der Popkultur. Kein Wunder also, dass das amerikanische Kino dem gerade in Form von Blockbustern und einer AppleTV+ (Monarch ist seit dem 17. November zu sehen) Serie hinterherjagt. Währenddessen offenbarte Toho nach vielen trashigen Abenteuern mit Shin Godzilla im Jahre 2016 eine beeindruckende Rückkehr von Godzilla. Nur um diese mit Godzilla Minus One ein paar Jahre später nochmals um Längen zu übertreffen.

Mit einem Budget von gerade einmal 15 Millionen US-Dollar beweist Godzilla Minus One dabei gleich zwei Dinge: Große angelegte Monster-Blockbuster müssen nicht teuer sein, und es geht im Kern gar nicht so sehr um die Monster-Action an sich. Und hier zeigt Toho erneut etwas – zusammen mit Regisseur und Autor – was Hollywood mit seinen bisherigen CGI Massakern noch nicht verstanden hat. Es geht um die Menschen. Und so hat auch Godzilla Minus One den Fokus eher auf das menschliche in Form des ehemaligen Kamikaze Piloten Koichi Shikishima (). Dieser hat nicht nur mit einer unglaublichen Schuld zu kämpfen, sondern hadert auch mit seinem Trauma, welches er aus dem Krieg nach Hause zurückgebracht hat (mehr soll an dieser Stelle dazu nicht verraten werden). Hier erwartet ihn vor allem Verlust, Trauer und Zerstörung. Von den einst so prachtvollen Holzbauten Tokyos ist kaum etwas übrig, Familien sind auseinandergerissen und der Kampf ums Überleben an der Tagesordnung. Doch auch dies gibt es dabei: Hoffnung und ein Zusammenhalt in der größten Not. So gesellen sich schließlich Noriko Oishi () mit einem kleinen Baby hinzu, die alle samt selbst verloren sind und jeweils keine Familien mehr haben.

Daraus entsteht schließlich das Leben selbst: Wie geht es weiter? Wie kann man den Krieg hinter sich lassen? Und wie ist nach all den Verlusten überhaupt möglich weiterzumachen? Hinzukommt das sehr durchdachte und intelligente Drehbuch von Takashi Yamazaki, welches sich dieses Mal nicht so sehr auf die atomare Bedrohung konzentriert, sondern seinen Fokus auf den Krieg selbst legt. Auf die Traumata, die daraus resultierten. Vielfach umschifft Yamazaki hier die Frage nach Schuld, allerdings niemals auf Kosten der Figuren und des Films selbst. Viel mehr ist der Fokus ein anderer. Doch auch das gehört dazu: Politisch wird ganz konfrontativ eine Schuld vergeben, während besonders das Ende zeigt, was eine Lösung sein kann/muss. Und hier kommen wir dann zum Besonderen des Aufbaus von Godzilla Minus One: Wo am Anfang noch Krieg herrscht, es danach in Verzweiflung übergeht, aber auch Hoffnung geschürt wird, folgt mit Godzilla die Rückkehr einer verdrängten Schuld. Und zwar so heftig und schockierend, dass Fassungslosigkeit zurückbleibt. Die Lösung ist aber schließlich nicht Waffengewalt, ausufernde Action oder ein Kampf zwischen Militär und Echse (wie zuvor bei so vielen Filmen), sondern eine „Zivilgesellschaft“ stellt sich der Bedrohung. Ein Kunstgriff, der am Ende nicht nur hervorragend aufgeht, sondern auch eines der beeindruckendsten Godzilla Finale erschafft, die es jemals gab.

Natürlich stellt sich am Ende auch die Frage – abseits von Figuren (die manchmal doch etwas sehr klischeehaft japanisch agieren, aber niemals Over-The-Top sind), dem hervorragenden Drehbuch sowie der genialen Aufarbeitung von Kriegstraumata – wie es nun um Godzilla bestellt ist. Hier muss gleich vorweggesagt werden, dass Godzilla Minus One keineswegs ein großangelegter Blockbuster ist. Wenn die Echse aber ihren Auftritt hat, dann sind diese nicht nur bedrohlich und intensiv inszeniert, sondern auch immer so perfekt in die Geschichte der Figuren eingebettet: Beispielsweise um eine unkontrollierbare Zerstörung, die nicht zwischen Gut und Böse unterscheidet, um die Vernichtung von Menschenleben, Häusern, einem verzweifelten Wiederaufbau und natürlich am Ende um die Hoffnung selbst – auf ein besseres Leben, eine neue Generation die es besser machen wird und ehemaligen Soldaten, die sich ihrer Vergangenheit stellen. Godzilla selbst ist im Film ein wahrer Alptraum, der mit wenigen subtilen Mitteln (einem schwankenden Einsatz von Effekten, die aber immer ihre Botschaft treffen) zum ultimativen Monster wird. Zusammen mit der klassischen Musik von Akira Ifukube wird daraus nicht nur ein absolutes Fest für Fans, sondern auch für Monster Liebhabern. Und spätestens wenn Godzilla zum Atomschlag ausholt, gibt es kein Halten mehr. Hier entstehen dann einige der besten Godzilla Momente aller Zeiten, die noch lange im Gedächtnis bleiben werden. 

Fazit

Godzilla Minus One ist ein perfektes Beispiel dafür, wie intelligente Monsterfilme aussehen müssen: Es geht nie um das Monster an sich, sondern um die Geschichten dahinter, um das Menschliche und in dem Falle hier um Krieg, Verzweiflung, Trauer, Schuld und Sühne. Diese Traumata eines ganzen Landes – versinnbildlicht in Form von Protagonist Ryunosuke Kamiki – sind nicht nur atemberaubend mit anzusehen, sondern sorgen am Ende auch für Gänsehaut. Godzilla selbst wird dabei zum wahren Alptraum hochstilisiert, wo sich intensive wie bedrohliche Action und Fassungslosigkeit abwechseln. Kurzum: Godzilla Minus One ist nicht nur einer der besten Monster-Filme der letzten Jahrzehnte, sondern der beste Godzilla Film der uns nach seinem Start 1954 erreicht hat. Punkt!

Kritik: Thomas Repenning

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