Am hellsten Tag, in schwärzester Nacht, entgeht nichts Böses meiner Wacht! Wer finsteren Mächten sich verspricht, der hüte sich vor Green Lanterns Licht!
Kaum eine Comic-Verfilmung ist dieses Jahr so wichtig wie die von Green Lantern. Nicht nur, dass Warner volle Hoffnungen in sein 200 Millionen Dollar teures neues Projekt setzt, die Box-Office-Reihen Harry Potter sowie Batman neigen sich dem Ende, auch für DC-Comics ist die Präsentation eines weiteren Helden aus ihren Universum ein wichtiger Schritt. Sieht man sich die Konkurrenz in Form von Marvel an, so wird man feststellen, dass die Avengers (die gesammelte Form der Helden) bald ihrer Vollendung entgegen schreiten. Dieses Jahr wird mit Captain America bereits der vierte im Superhelden-Bunde vorgestellt (Hulk, Iron Man, Thor). Außerdem wird Avengers schon gedreht und weitere Verfilmungen wurden bereits angekündigt. DC hingegen setzt weiterhin auf Batman und Superman (hier die Neuverfilmung 2013), hat so aber erst aus ihrer Justice League zwei Figuren erfolgreich auf die Leinwand gebracht. Dies soll sich nun mit Green Lantern ändern. Doch während die Fans sowie die Kritiker auf ein effektreiches episches Abenteuer gehofft hatten, kreiert Regisseur Martin Campbell (Casino Royale) einen halbgaren Superhelden-Aufguss, der weder eine präsente Story bietet, noch eine imposante Inszenierung und somit eine herbe Enttäuschung ist.
Dabei waren die Töne durchaus zum Anfang groß. Ein prächtiges effektreiches Spektakel wurde versprochen und Ryan Reynolds (selbst ein großer Fan der Reihe) ging eigens auf Werbetour. Der erste Teaser brachte jedoch schnell Ernüchterung und dabei ist es geblieben. Letztendlich ist Green Lantern jetzt schon finanziell ein Flop, da er in den USA gerade so die Hälfte des Budgets einspielen konnte. Doch was ist passiert? Immerhin sind schlechte Kritiken nicht ausschlaggebend für einen finanziellen Flop, wie zuletzt Transformers 3″ bewies. Doch ist die Verfilmung eines der größten, epischen wie auch interessantesten Universen innerhalb von DC nur annähernd das, was es eigentlich hätte werden sollen oder hätte sein können. Dies fängt schon bei der Geschichte an. Während gekonnt auf die Figuren des Lantern-Universums zurückgegriffen und mit Hal Jordan ihr größter Held präsentiert wird, erscheinen die vielen anderen Elemente unausgegoren. Zwar finden Neulinge der Materie schnell in die Welt des grünen Lichts hinein, doch ein tiefer Blick bleibt dem Zuschauer verwehrt. Spätestens wenn Jordan seinen Eid geleistet hat, spektakulär nach Oa (dem Heimatplanet der Lantern sowie der Wächter) durch das Weltall rast, befindet sich die Verfilmung bereits in einem Abwärtstrend. Denn die Welt von Oa, das riesige Corps mit all seinen verschiedenen und durchaus interessanten Figuren sowie die Faszination des Weltalls, werden innerhalb von zehn Minuten abgefrühstückt. Schnell findet Jordan seinen Punkt, nach einer kleinen Trainingsphase welche die Macht der Ringe offenbart, an dem er sich selbst aufgibt und gescheitert auf die Erde zurückkehrt. Fortan kämpft er alleine, ohne Corps, ohne Hilfe und vor allem auf verlorenen Posten.
Denn die Autoren von Green Lantern haben scheinbar nicht verstanden, warum die Comic-Reihe so beliebt ist. So wird der Erzfeind von Hal Jordan, das Genie Hector Hammond (Peter Sarsgaard), kurzerhand von Parallax infiziert, selbiger nimmt Kurs auf die Erde und Jordan hat mit reichlich vielen persönlichen Problemen zu kämpfen. Dass hierbei die Elemente des Comics kreuz und quer durcheinander geworfen werden, ist daran nicht weiter schlimm. Viel eher resultiert aus den vielen Figuren, den einzelnen Nebensträngen und den ständigen Sprüngen, eine Menge Leerlauf, der sich in etlichen Längen manifestiert. Wer jetzt zumindest auf durchgehende Action à la Transformers 3″ hofft, dürfte ebenfalls enttäuscht in die Szenerie blicken. Zwar sorgen die kleinen Gefechte, hier gekonnt mit der Kraft des Ringes (Gatling, riesen Faust, Rennbahn, und Flugabwehrgeschütz inklusive), für deutlich Spaß, doch ein groß angelegtes Gefecht bleibt aus. Selbst als Parallax schließlich unspektakulär die Erde erreicht, kommt niemals Untergangsstimmung oder gar eine rasante Spannung auf. Eher tröpfelt die Szenerie vor sich hin, ohne jemals richtig an grüner Power zu gewinnen. Das schlussendlich das Corps erst erscheint, nachdem der Job bereits erledigt ist, macht das gezeigte nicht unbedingt besser. Regisseur Martin Campbell ist eben kein Mann von CGI und epochalem Zerstörungswahn. In Casino Royale konnte er auf ruhige Akzente setzen, welches ihm hier deutlich verwehrt bleibt. Ebenso bleibt auch der 3D-Effekt weit hinter dem eigentlichen Können zurück. Die vielen Scharmützel können von fliegenden Objekten und einer Tiefenwahrnehmung profitieren, das normale Bild jedoch, ist niemals den Preis eines 3D-Kinotickets wert.
Ein weiteres großes Problem ist die zweifelhafte Figurenführung. Dass Hal Jordan versucht seine Angst zu überwinden sowie den Verlust seines Vaters zu verarbeiten, ist durchaus interessant in Szene gesetzt. Warum jedoch so viele Figuren auf Teufel komm raus eingeführt werden müssen, bleibt indes ein Rätsel. Selbst äußerst Sympathische Charaktere, wie der strenge Ausbilder Kilowog (Stimme Michael Clarke Duncan), bekommen nur zwei Minuten Screentime, und werden so in völliger Hast schnell wieder vergessen. Der komplette Nebenstrang rund um den Senator Hammond (Tim Robbins) sowie Doktor Waller (Angela Bassett) bleibt mystisch mit vielen Fragezeichen zurück. Gelungen ist allerdings die kleine Liebesgeschichte zwischen Carol Ferris (Blake Lively) und Hal Jordan. Hier funkt es tatsächlich und so kann zumindest die Geschichte für ein paar gelungene Momente sorgen. Torpediert werden diese jedoch zumeist durch den gekünstelten Slapstick-Humor, der oft die Szenerie zusätzlich ins lächerliche treibt. Dabei wäre deutlich weniger mehr gewesen.
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Was Green Lantern schlussendlich davor bewahrt komplett unterzugehen, sind die beiden Hauptfiguren Ryan Reynolds und Peter Sarsgaard. Dass Reynolds ein Fan der Reihe ist sowie sich lange auf diese Verfilmung gefreut hat, merkt man seinem Engagement deutlich an. Mit voller Herzblut versucht er die vielen Lücken und Schwächen des Drehbuches auszubügeln und ein Superheld zu sein, der die Sympathien der Zuschauer auf seiner Seite zieht. Zwar gelingt ihm dies durchgehend, eine emotionale Bindung zum gezeigten entsteht jedoch aufgrund der vielen kleinen Fehler nie. Der Charakter des Hal Jordan wird einfach zu fantastisch in Szene gesetzt, zu Sprunghaft, zu launisch, was einer dauerhaften Nachvollziehbarkeit komplett das Fundament zerstört. Da kann Reynolds noch so hervorragend als Green Lantern agieren, es bleibt ein verzweifelter Versuch, der von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Der Anzug indes, ist durchaus gelungen, auch wenn die Maske aufgrund von CGI für deutliches Gelächter im Kino sorgt. Auf der anderen Seite, als Bösewicht Hector Hammond, kann vor allem Peter Sarsgaard durch sein schauderhaft zurückhaltendes Schauspiel überzeugen. Lange füllt er die Szenerie mit seiner Präsenz und bildet gegenüber Green Lantern einen gelungenen Gegenpart, der einem kriminellen Genie mehr als würdig ist. Jedoch verspielt Regisseur Martin Campbell im Finale die aufgebauten Sympathien und lässt seinen Charakter wie eine heiße Kartoffel fallen.