Inhalt
Es hätte so schön sein können. Doch mit Branden an ihrer Seite wird selbst der schönste Urlaub zur Hölle. Sie hätte dieses traurige Kapitel schon lange zuschlagen sollen, wäre da nicht die gemeinsame Tochter Kelly. Doch Branden wird bald schon Vals geringstes Problem sein, denn das Hotel ist Ground Zero eines Virusausbruches. Der Erreger zerfrisst seinen Wirt von innen und die Infizierten quälen sich von Atemzug zu Atemzug. Val und Kelly müssen raus, doch draußen lauern Verderben und Wahnsinn.
Kritik
Gesehen beim Hard:OnLine Film Festival 2022
Heutzutage, im Zeitalter der Pandemie, kommt ja sofort die Frage auf, ob ein Film vor oder während des COVID-19-Lockdowns entstanden ist, wenn es sich in diesem um Thematiken wie Viren, Infektion oder Epidemie dreht. Der britische Independent-Film Hall von Francesco Giannini wurde, wie der Regisseur einleitend zum Screening verriet, aber vor Corona gedreht. Wer also glaubt, beabsichtigte Parallelen entdeckt zu haben, kann diese wohl gleich wieder fallenlassen. Das ist bedauerlich, denn Abseits von der Suche nach Verbindungen zu unserer aktuellen Lebensrealität, bietet die Produktion erstaunlich wenig.
Es heißt zwar immer wieder, dass man aus einem Minimum auch ein Maximum herausholen kann, aber dies gelingt Francesco Giannini bei seinem Spielfilmdebüt leider nicht. Weder hat er wirklich etwas zu erzählen, noch gelingt es ihm über die Laufzeit von knapp 80 Minuten Spannung oder irgendeine Art von Interesse aufrechtzuerhalten. Visuell mag Hall zwar das eine oder andere Ass im Ärmel haben, bereits nach wenigen Minuten hat sich diese Qualität aber erschöpft. Vermutlich hätte er als Kurzfilm funktioniert, aber so ist das Ergebnis ermattendes, stellenweise künstlerisch verkrampftes Genre-Kino, dessen narrativer Rhythmus schwer in Wallung kommt. Durch seine Episodenhaftigkeit und dem teils unglücklichen Schnitt beraubt sich der Film auch viel zu oft seiner eigenen Spannungskurve und Intensität.
Im eigentlichen Sinne geht es in Hall nur zweitrangig um einen viralen Ausbruch. Mehr konzentriert sich die Geschichte auf eine Mutter, die versucht sich männlicher Dominanz zu erwehren. Wirklich geschickt eingewoben wird dieser Unterbau allerdings nicht. Viel mehr wird die toxische Männlichkeit äußerst rabiat und dumpf in den Film reingehämmert. Wer nach zehn Minuten noch nicht gerafft hat, was hier eigentlich erzählt wird, hat entweder nicht aufgepasst oder ist bereits jetzt entschlummert. Wobei das auch zu hart wäre, denn hier und da bietet Hall den einen oder anderen netten Einzelmoment.
Als Ganzes ist der Film aber eine ziemliche Enttäuschung. Obwohl man sicherlich sehr gut über die Frage diskutieren kann, ob die cartooneske Figur des – nennen wir es mal Antagonisten - Julian beabsichtigt so unpassend zum Rest daher kommt, oder man sich tonal ziemlich heftig vergriffen hat? So oder so, scheint der für Genre-Fans gewiss nicht unbekannte Darsteller Julian Richings (zuletzt gesehen u. a. in Spare Parts und Vicious Fun) seinen Spaß gehabt zu haben. An diesen Charakter wird man sich gewiss noch etwas länger erinnern. Ganz im Gegensatz zu Hall.
Fazit
"Hall" ist ambitioniertes, aber letztlich mehr ermattendes als ansprechendes Genre-Kino, mit einzelnen Qualitäten, die aber gegen eine konstante Schwunglosigkeit nicht viel ausrichten können.
Autor: Sebastian Groß