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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Die Momentaufnahme einer bürgerlichen europäischen Familie vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise: Der altersschwache Georges, Patriarch der Bauunternehmerfamilie Laurent aus Calais, ist nach einem Suizidversuch an den Rollstuhl gebunden. Das Familienunternehmen wird von seiner Tochter Anne geführt, nach einem verheerenden Unglück auf einer Baustelle bereitet sie den Verkauf der Firma vor. Georges Sohn Thomas ist Arzt und gerade Vater geworden, außerdem hat er eine Affäre mit einer Musikerin. Seine 13-jährige Tochter aus erster Ehe, Eve, kommt hinter das Doppelleben ihres Vaters. Georges vertraut seiner Enkelin Eve an, dass er seiner Frau beim Sterben behilflich war.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Ein Haneke-Film ist und bleibt ein Haneke-Film. Daran ändert sich auch fünf Jahre nach seinem letzten Film nichts. Das Auge für subtile Gesellschaftsportraits, die nach dem "Eine Woche im Leben der Familie / der Gemeinde ..."-Prinzip funktionieren bleibt ebenso bestehen wie das Händchen für stete Treffsicherheit innerhalb dieses Sujets. Dass Happy End Kritiker seines bisherigen Schaffens nicht auf die Seite des Lobes holen wird, ist mit Happy End allerdings ebenfalls ein sicheres Ding. Denn der Regisseur bleibt seinem Stil schon fast einen Tick zu sehr treu und erschafft einen Film, der den Stil des Vorgängers Liebe nicht nur weiterführt, sondern diesen gar schon ein bisschen kopiert. Am Ende steht ein emotional lebhaftes Filmerlebnis, das aber stets im Schatten seines großen Vorgängers verbleibt.

Ganz im Gegenteil zum Titel, versprüht Happy End keine gute Laune. Aber wer hätte mit einem Blick auf Cast und Crew ernsthaft damit gerechnet? Familie Laurent ist dysfunktional, zerüttet und besteht, trotz des gemeinschaftlichen Auftretens, aus egoistischen Einzelgängern, die Gemeinsamkeit als gesellschaftliches Muss auslegen. Und wie man es von den Filmen des Österreichers gewohnt ist, funktioniert gerade diese Thematik im Gesamtbild ganz ausgezeichnet: Hanekes Familien- und Gesellschaftsdarstellung bleibt ehrlich und nachvollziehbar und avanciert zum stärksten Aspekt von Happy End. Das, was zwischen den Zeilen stehen bleibt, unausgesprochene Emotionen, ob nun positiver oder negativer Natur, sind Kernpunkte des Familiendramas und werden auf wunderbar natürliche Art untereinander ausgespielt. Diese Familie wirkt echt, realitätsnah und unheimlich greifbar, was auch den starken Darstellerleistungen zu verdanken ist. Ob nun Isabelle Huppert (Elle), Jean-Louis Trintignat (Liebe), Fantine Harduin (Fannys Reise) oder Franz Rogowski (Victoria), die Darsteller verleihen ihren Figuren eine wunderbare Natürlichkeit, die der Zuschauer auch in sich selbst wiederentecken kann und die Happy End einen schon fast dokumentarischen Stil verleiht.

Dieser Eindruck wird auch dadurch bestärkt, dass Haneke stilistisch ein bisschen was Neues versucht. So verwandelt sich die Leinwand oftmals zum Handybildschirm der jungen Eve und visualisiert die Gedanken der Figur über Chats und Social-Media-Postings, was einen interessanten Einblick in die Figur zu Tage fördert. Und auch sonst tobst sich Haneke mit diesem Stilmittel aus, rückt digitale Bildschirme verschiedener Laptops in den Fokus und erzählt in Chat-Echtzeit von den tiefsten Bedürfnisse der Figuren. Dieser digitale Aspekt fungiert zudem auch als roter Faden des Films und verbindet verschiedenen Zeitpunkte und Figurenkonstellationen, was dem Ganzen ab und zu den Anschein einer zweckmäßigen Expositionsmaschinerie verleiht. Sonst unterwirft sich der Film nämlich primär einer Episodenstruktur, in der die einzelnen Figuren der Familie immer wieder ins Zentrum gerückt und in ihrem Charakter vorangetrieben werden. Happy End fühlt sich so schon fast wie eine Episode innerhalb einer Serie an, die allerdings nie weitergeführt wird.

Das ist dann auch der Grund dafür, dass Themen wie die Flüchlingskrise, die Haneke hier anschneidet oder manche Figur ein wenig zu sehr in den Hintergrund rücken und nicht ganz zu Ende gedacht wirken. Auch atmosphärisch wird der Film erneut vielen Zuschauern aufstoßen. Gerade die sehr unterkühlte Art des Films lässt die Figuren an manchen Stellen ein bisschen zu roboterhaft wirken. Hier verfällt Happy End immer wieder in Momente, durch die man die Absichten des Regisseurs und die damit zusammenhängenden Drehbuchzeilen durch die Leinwand hindurch erkennt und die daher aus der Immersion reißen. Dafür wartet Happy End allerdings auch mit ein paar absoluten Hochkarätarmomenten auf, die durch ihre emotionale Komplexität und Wahrhaftigkeit viele der kühlen Momente wieder ausgleichen. 

Fazit

Michael Haneke bleibt sich treu und liefert mit "Happy End" erneut eine Familien-Bestandsaufnahme ab, die in äußerst greifbarer und realistischer Manier dem Zuschauer den Spiegel vor die Nase hält. Ab und zu verhaspelt sich der Film zwar in seinen Aussagen, bringt diese nicht befriedigend zu Ende und bleibt auch insgesamt im Schatten der großen Schwester "Liebe", sonst lebt aber auch dieses Werk des österreichischen Regisseurs von einer unterschweligen emotionalen Wucht, die sich durch beinah schon unheimliche Realitätsnähe unter die Haut gräbt.

Kritik: Thomas Söcker

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