4.5

MB-Kritik

Hellraiser V: Inferno 2000

Mystery, Horror, Drama, Crime, Thriller – USA

4.5

Craig Sheffer
Nicholas Turturro
James Remar
Doug Bradley
Nicholas Sadler
Noelle Evans
Lindsay Taylor
Matt George
Michael Shamus Wiles
Sasha Barrese
Kathryn Joosten
Jessica Elliot
Carmen Argenziano
Christopher Neiman
Christoph Krisea
Brian Sostek

Inhalt

Joseph Thorne ist ein Polizist, welcher auf die schiefe Bahn geraten ist. Er betrügt seine Frau mit Prostituierten, er nimmt Drogen und fälscht Beweise. Nach dem grausamen Mord an einem ehemaligen Mitschüler nimmt Thorne vom Tatort einen geheimnisvollen Würfel mit und entdeckt einen abgetrennten Kinderfinger. Als er sich mit dem Würfel beschäftigt, entdeckt er einen Mechanismus darin und öffnet das Puzzle. Schon kurz drauf stirbt eine Prostituierte mit der er die Nacht verbracht hatte . Als er versucht, seine Spuren zu verwischen, wird er auf ein kriminelles Genie aufmerksam, das in Verbrecherkreisen nur als der „Ingenieur“ bekannt ist.

Kritik

Die Hellraiser-Reihe besitzt an für sich unfassbar großes Potential, doch leider kamen viele verschiedene Faktoren zusammen, dass sie viel zu schnell ein eher tristes Dasein fristete (auch wenn sie einfach nicht totzukriegen ist). Als Clive Barker 1987 mit Hellraiser – Das Tor zur Hölle seine eigene Novelle The Hellbound Heart für das Kino adaptierte, war der Horrorfilmtrend der 80er Jahre gerade auf seinem Höhepunkt, doch selbst dort stach dieses überaus bizarre Werk drastisch hervor. Mit Hellbound: Hellraiser II folgte kurz darauf leider nur noch eine angemessene Fortsetzung, 1992 war bei Hellraiser III die Messe schon mehr oder weniger gelesen. Zu diesem Zeitpunkt war die große Horrorfilmwelle bereits gebrochen und das Genre verkümmerte belächelt irgendwo im Nirgendwo. Selbst die anderen Serientäter der letzten Jahre waren kaum noch aktiv oder wurden mit sehr minderwertigen Sequels abgespeist. Richtig bitter wurde es 1996 mit Hellraiser IV: Bloodline, der nach etlichen Streitereien um Schnittfassungen und Inhalte schließlich nur als ein Alan Smithee-Film in die Kinos kam und das Ende der Zenobiten auf der großen Leinwand bedeutete. Alle weiteren Teile wurden ausschließlich für den DTV-Markt kreiert. Etwas grotesk, da es dem Horrorfilm allgemein zu dieser Zeit schon wieder bedeutend besser ging. Allerdings war das mehr gemünzt auf den Erfolg von Scream – Schrei! und Hellraiser ging nie auch nur in die Nähe eines Teenieslashers, somit konnte die Reihe nicht von dem aufkeimenden Boom profitieren.

Vier Jahre nach dem Ende der Kinokarriere folgte nun also Hellraiser V: Inferno als erster, reiner DTV-Teil. Interessant ist dabei ein Blick auf die Personalien, denn die lesen sich dafür gar nicht so schlecht. Für Regisseur & Co-Autor Scott Derrickson war es dessen Spielfilmdebüt. Inzwischen kennt man ihn als Regisseur von Filmen wie Der Exorzismus der Emily Rose, Sinister, Doctor Strange oder zuletzt The Black Phone - Sprich nie mit Fremden. Also jemand, für den diese Arbeit das Sprungbrett in viel höher gelegene Etagen bedeutete. Auch im Cast finden sich zumindest bekannte Gesichter: neben dem (damals noch) unvermeidlichen Pinehead-Darsteller Doug Bradley sind z.B. James Remar (Cotton Club), Nicholas Turturro (NYPD Blue) und in der Hauptrolle Craig Sheffer (Cabal – Die Brut der Nacht) zu sehen. Letzterer hatte Anfang der 90er mit der Hauptrolle in Robert Redford’s Aus der Mitte entspringt ein Fluss kurzzeitig sogar Ambitionen für Höheres, war inzwischen aber längst auf den harten Boden der Tatsachen zurückgeholt worden. Zurecht, wenn man seine - selbst für solche Verhältnisse – furchtbare Leistung hier begutachtet.

Dabei zeigt Hellraiser V: Inferno mitunter Ansätze, die Serie nach dem äußert konfusen vierten Teil wieder in die Spur zu bringen. Die Zenobiten und vor allem Pinehead tauchen zwar lange gar nicht oder nur sehr kurz auf, an sich ist die Geschichte um einen moralisch verwahrlosten Cop (Craig Sheffer), der nach der Konfrontation mit dem legendären Würfel in eine brutale Mordserie verwickelt wird, die auf beunruhigende Weise sehr persönlich erscheint, jedoch gar nicht uninteressant. Auf jeden Fall eine brauchbare Grundlage und immer mal wieder finden sich Momente, die besser umgesetzt absolut Wirkung entfalten könnten. Damit wären wir aber schon beim größten Problem des Films und das ist seine lieblose bzw. zu schäbige Umsetzung. Die blutigen Effekte sehen wirklich anständig aus und wenn immer es mal zu plastischem Bodyhorror kommt, lässt sich zumindest etwas Qualität erkennen. Der Rest sieht aus und wirkt wie das, was es leider ist: hurtige DTV-Ware, bei der die reichhaltigen Möglichkeiten – insbesondere atmosphärisch – überwiegend gar nicht genutzt werden.

Da gibt es Szenen, speziell im letzten Drittel, die in anderen Händen (oder bei einer wertigeren Herangehensweise) schön creepy und verstörend sein könnten, hier aber nur notdürftig runtergekurbelt erscheinen. Dabei könnte man wunderbar sogar auf den Silent Hill-Zug aufspringen, erschien dieser Film doch nur ein Jahr nach dem ersten Spiel und gewisse Parallelen gerade im Creature-Design sind definitiv vorhanden. Was wäre da möglich gewesen? Aber das fragt man sich ja allgemein bei Hellraiser nach dem zweiten Teil. Hier bleibt wieder unendlich viel liegen, lediglich die angedeuteten Ideen, der minimale Aufwärtstrend und die nach wie vor anständige Effektarbeit ließen die Hoffnungen noch nicht endgültig sterben. Das Gesamtpaket gleichzeitig aber auch berechtigten Zweifel daran, dass es ohne einen gehörigen Pusch von echten Fachmännern- und Frauen es wohl kaum besser werden könnte. Aber das war ja noch längst nicht das Ende der Fahnenstange…

Fazit

Ein weiterer, maßlos enttäuschender Ableger des einst wegweisenden Originals, dass es wie alle Sequels nach Teil 2 erstaunlicherweise nicht auf die Kette(n) bekommt, die fantastische und vor allem unendlich variable Grundidee kreativ zu verwenden. Da werden mal ein paar lose Ansätze in den Raum geworfen, dazu leider aber nur sehr zweckdienlich präsentiert. Dabei ist das mit Sicherheit nicht der schlechteste Teil der Reihe. Was schon sehr bezeichnend ist.

Autor: Jacko Kunze
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