4.0

MB-Kritik

Home Sweet Home - Wo das Böse wohnt 2023

Horror

4.0

Nilam Farooq
Justus von Dohnányi
David Kross
Olga von Luckwald
Anton Fatoni Schneider
Karl Schaper
Johan Eriksson

Inhalt

Als die hochschwangere Maria (Nilam Farooq) abends allein zurück in das entlegene Landhaus ihres Schwiegervaters (Justus von Dohnányi) fährt, das sie mit ihrem Verlobten Viktor (David Kross) gerade erst bezogen hat, ahnt sie nicht, was dort im Verborgenen lauert: Erst scheint es ein ganz normaler Abend zu sein, doch während sie mit Viktor, der noch in der Kanzlei festhängt, telefoniert, gehen im Haus plötzlich alle Lichter aus. Als sie in den Keller hinuntergeht, um nach dem Sicherungskasten zu schauen, hört sie unheimliche Geräusche. Ein mysteriöses Atmen. Maria bemerkt nicht den geisterhaften Schatten, der hinter ihr in der Dunkelheit steht. Sie versucht, ruhig zu bleiben und der Sache auf den Grund zu gehen. Im weitläufigen Keller entdeckt Maria einen geheimen Raum, in dem sie auf ein schreckliches Familiengeheimnis stößt. Panisch will sie zurück in die Stadt fahren, doch als sie aus dem Haus rennt, ist ihr Autoschlüssel verschwunden. Im selben Moment setzen auch noch Marias Wehen ein. Und das ist erst der Anfang einer unheimlichen und dramatischen Nacht, in der Maria um ihr eigenes Leben und das ihres Kindes kämpfen muss …

Kritik

Es besteht ein verbreiteter Irrglaube, der behauptet, dass ein Film ohne oder mit nur wenigen Schnitten interessanter oder qualitativ hochwertiger sei. In Wirklichkeit ist es jedoch gerade die Kunst der Montage, die eine Geschichte erst wirklich fesselnd macht. Insbesondere beim Aufbau von Spannung erweist sich ein geschickt gesetzter Schnitt oft als effizienter als ausgedehnte Kamerafahrten. Ein herausragendes Beispiel für die Missachtung dieses Prinzips ist der deutsche Horrorfilm Home Sweet Home - Wo das Böse wohnt. Zwar mag seine One-Take-Natur (gedreht wurde im Mai 2022) ideal für Werbezwecke sein, allerdings erweist sich der Film als ungeeignet für gelungene Gruselunterhaltung.

Abgesehen von den Einblendungen im Vorspann wird die Geschichte der hochschwangeren Maria, die allein in ihrem neuen Eigenheim verweilt, ohne Schnitt erzählt. Die Kamera verfolgt sie dabei auf Schritt und Tritt. Dennoch gelingt es nie, eine fließende Stilistik zu etablieren. Jeder Schwenk der Linse ist vorhersehbar und berechenbar. Sobald Maria nicht im Fokus steht oder diesen verlagert, ist klar, dass gleich etwas vermeintlich Furchterregendes erscheinen wird. Das Element des Unerwarteten fehlt hier gänzlich, und selbst durch digitale Effekte entsteht nie eine funktionierende Atmosphäre. Es wird irgendwann amüsanter und interessanter, sich vorzustellen, was sich hinter der Kamera abspielt: eine Statistin, die mühsam ihre Position erreicht, ein Assistent, der mit dem Licht jongliert, und so weiter.

Mit dem Abspann steigt das Verlangen nach einer erneuten Betrachtung von One Cut of The Dead (oder das französische Remake) beträchtlich an. Dies spricht jedoch nicht für die Qualität der Regiearbeit von , der bereits mit Netflix Genre-Werke wie Kidnapping Stella und Prey umgesetzt hat. Sein Horrorfilm für die große Leinwand überzeugt weder visuell noch inhaltlich. Trotz der Bemühungen der Hauptdarstellerin (Eingeschlossene Gesellschaft), mit ihrem voluminösen Schwangerschaftsbauch durch das Haus zu schleichen und zu rennen, entsteht nie eine authentische Intensität. Die Bedrohung, die sich schnell als paranormal herausstellt, könnte vielleicht in einer Geisterbahn eines kleinen Freizeitparks ihren Platz finden, aber für einen Film ist das Gebotene schlicht zu wenig.

Die Gruselelemente wirken mehr plump als effektiv, und die Hintergrundgeschichte des Spuks im Haus wird mit einem Zimmer erklärt, das wie der gesamte Film einfach zu inszeniert und arrangiert erscheint. Zu keiner Zeit entwickelt sich das Gefühl, in dieser Geschichte oder Welt zu versinken. Die Künstlichkeit durchdringt alles, nicht nur durch die One-Take-Inszenierung, sondern auch durch das gesamte Setting, das emblematisch für die unnatürliche Inszenierung steht. Plansequenzen wirken stets dann, wenn sie etwas Lebendiges, Pulsierendes, Energisches einfangen. Leider fehlt es Home Sweet Home - Wo das Böse wohnt selbst in seinen aktivsten Momenten an einer Energie, die sich aufs Publikum überträgt. Im Film dreht es sich trotz der Schwangerschaft von Maria weit mehr um den Tod als um das Leben. Hier ergibt ein One-Take, mag er noch so lang sein, schlicht keinen Sinn.

Fazit

"Home Sweet Home - Wo das Böse wohnt" verpasst die Finesse der Montagekunst und enttäuscht sowohl visuell als auch inhaltlich. Die erzwungene One-Take-Inszenierung unterstreicht die platte Präsentation der Gruselmomente. Weder intensiv noch mitreißend - ein Film, der die Wichtigkeit der Schnittkunst auf unglückliche Weise betont.

Autor: Sebastian Groß
Diese Seite verwendet Cookies. Akzeptieren.