Inhalt
Die Dokumentation "I Am Chris Farley" erzählt den Werdegang des Ausnahmetalentes und seiner Reise in die Dunkelheit.
Kritik
Am 18. Dezember 1997, im Alter von gerade einmal 33 Jahren, ist einer der größten Comedian unserer Zeit von uns gegangen: Chris Farley. Doch wer war Chris? Was steckte hinter der Fassade von energischem Schauspiel, seinen energievollen wie ausufernden Slapstick-Einlagen sowie dem grandiosen Talent eines Impro-Darstellers. Wie konnte es 1997 dazu kommen, dass Farley mit einer Überdosis Kokain und Heroin zu Tode kam? Nun, darüber gibt es viele Spekulationen, viele Tränen und viele Freunde, die fassungslos zurückgeblieben sind. Die Dokumentation „I Am Chris Farley“ von Brent Hodge und Derik Murray möchte nun etwas Aufklärung bringen. Viel eher jedoch, möchte sie auf Spurensuche gehen. Gleichsam offenbaren, wer Chris Farley war und was ihn ausgemacht hat, und zeigen, was für ein unglaubliches Talent er hatte. Jedoch auch, und dies ist viel wichtiger, wie innerlich zerrissen, schüchtern und unsicher er war. Herausgekommen ist eine Reise in die goldene Zeit des „Saturday Night Live“, einiger beeindruckender Lacher und durch viele Wegbegleiter eine kleine Hommage, die ihm zum Großteil ein würdiges Denkmal setzt.
Die stärkste Kritik an „I Am Chris Farley“ aber gleich vorneweg: Wer sich auf die Dokumentation einlässt, wird auf jeden Fall lachen, weinen und ihn schlussendlich vermissen. Aber richtig tief steigen die beiden Filmemacher Brent Hodge und Derik Murray in ihre Materie nicht ein. Sie kratzen oftmals nur an der Oberfläche und werden gerade zum Ende hin sogar sehr sprunghaft (inklusive einer falschen Musikuntermalung). Dies mag angesichts der letzten Monate von Farley durchaus ein annehmbarer Weg sein, es bleibt aber dennoch nur die halbe Wahrheit. Und dennoch: Die Reise die uns gezeigt wird, ist schlichtweg unglaublich. Und so beginnt alles in Madison, Wisconsin. Mit nackten Oberkörper, seinem Penis in der Öffentlichkeit, seinen offenen wie fröhlichen Brüdern und seinem strengen aber liebevollen Vater. Ein richtiger Weg, der gerade durch die vielen Kommentare seines Bruders Kevin Farley, der regelrecht zum roten Faden für den Film wird, umso kraftvoller wirken. Schnell war Chris der Klassenkomiker, und mehr. Denn von der kleinen Bühne in Madison kam er schnell nach Chicago – sogar an die Seite von Bill Murray und Dan Aykroyd. Der viel wichtigere Schritt war aber hin zum ultimativen, dem „Saturday Night Live“.
Hier beginnt nicht nur für Chris die Karriere seines Lebens, die schlussendlich in Hollywood enden wird, sondern er lernt auch seine besten Freunde kennen: David Spade, Mike Myers und Adam Sandler, die alle mehr oder weniger wichtige Wortbeiträge bekommen. Gerade Spade wird wie ein Bruder für ihn und die Gruppe von SNL zu einer Familie. Hier beginnt dann auch „I Am Chris Farley“ seine Stärke zu offenbaren: Neben einigen der besten Sketches mit Farley, unvergessen sein Striptease an der Seite von Patrick Swayze oder die Inszenierung des überdrehten Motivationstrainer Matt Foley (der heute immer noch für hervorragende Lacher sorgt), gibt es hier Ansätze über die eigentliche Psyche von Chris. Seine innere Unsicherheit und der Halt, dem ihn stets seine Freunde gaben. Als das im Jahre 1996 vorbei war (seiner Kündigung bei SNL), folgte der freie Fall. Fettsucht, Drogen und Alkohol machten die Schlagzeiten und Chris kam insgesamt 17 Mal in die Reha. Daneben startete seine Hollywood-Karriere mit Filmen wie „Tommy Boy“, „Black Sheep“ (quasi dem Remake von „Tommy Boy“), „Die Kampfwurst - Beverly Hills Ninja“ und dann am Ende sein letztes Werk „Fast Helden“. Alles Filme, die bei den Kritikern keineswegs gut davonkamen, heute aber teils als Kult angesehen werden. Gerade wegen der imposanten Präsenz von Farley. Als er schließlich erste seriöse Rollen annehmen wollte, war es schon zu spät. Seine Energie war aufgebraucht, seine Güte bzw. liebevolle Art dahin. Tom Arnold, dessen Imitation Chris Farley zur Perfektion brachte, sprach schließlich seine Grabesrede und darf auch in „I Am Chris Farley“ mit die stärksten Worte sprechen. Wie einst John Belushi, ist auch Chris im Alter von 33 Jahren von uns gegangen.
Fazit
Obgleich „I Am Chris Farley“ oftmals nur an der Oberfläche bleibt und die Inszenierung an gewissen Stellen leichte dellen aufweist, liefern uns Brent Hodge und Derik Murray ein kleines Denkmal für Chris Farley. Wer er war, wo er hinging und was ihn wohl zerstörte. All dies, sowie einige seiner besten Momente, machen aus der Dokumentation eine angenehme, aber eben auch unangenehme Zeitreise. Eine voller Humor, Tränen und am Ende einer unheilvollen Gewissheit, dass Chris einfach viel zu kurz auf der Erde verweilte.
Autor: Thomas Repenning