4.0

MB-Kritik

I, Frankenstein 2014

Action, Sci-Fi, Horror, Thriller, Fantasy – USA, Australia

4.0

Aaron Eckhart
Yvonne Strahovski
Miranda Otto
Bill Nighy
Jai Courtney
Socratis Otto
Aden Young
Caitlin Stasey
Mahesh Jadu
Steve Mouzakis
Nicholas Bell
Deniz Akdeniz
Chris Pang
Kevin Grevioux
Bruce Spence
Virginie Le Brun

Inhalt

Ohne Seele fristet Adam (Aaron Eckart) seit dem 18. Jahrhundert sein Dasein als Frankensteins Monster auf der Erde. Doch erst in der Neuzeit soll sich sein Schicksal entscheiden, als der Dämonenanführer Naberius (Bill Nighy) seine Herrschaftspläne verwirklichen will. So gerät Adam zwischen die Fronten in einem ständigen Krieg zwischen Gargoyles und den Dämonen, der hier und jetzt das Schicksal der Menschheit besiegeln soll...

Kritik

Fünf Jahre, nachdem das "Underworld"-Franchise die Blutreserven ausgingen, versuchten sich das Produktionsteam und vornehmlich Kevin Grevioux als Comic- und Drehbuchautor endgültig an einer neuen Düsterthematik. Mit dem Australier Stuart Beattie ("Tomorrow, when the war began") im Regiestuhl ist die Frankenstein-Thematik nach etlichen Verfilmungen selbstredend keine innovative mehr, versuchte sich der Plot jedoch mit Vermischung von finsteren Mächten zu modernisieren.

So wandelt Adam als Frankensteins Kreation durch die Jahrhunderte, deprimiert sich selbst zur tragischen Figur, und der Film nimmt sich auch nur Anfang und ein vorläufiges Ende vor, um das zu verdeutlichen. Mit den gönnerhaften Gargoyles im Rücken überdauert das Monster auch die Jahrhunderte, und der skriptbedingte Zeitsprung riecht schon wieder bedeutend nach Fortsetzung. Einzig zwei entscheidende Kurzepochen werden angekratzt, in dem sich Adam als wortwörtliche Person definieren darf und letztlich zum Heiland je nach Interesse hochstilisiert wird.

In diesem Stilmix aus B-Movie-Geschöpfen, Comiclook und epischem Gehabe wirken solche erzählerischen Auswüchse recht lachhaft und bekräftigen erneut den Exklusivitätszwang comichafter Erzählungen, die sich ein paar Versatzstücke aus Religion, fantastischer Mystik oder popkultureller Videospiel-Rassenzeichnung zusammenklauben. "I, Frankenstein" führt diese Auslegung teils ad adsurdum, da die Gargoyles als himmlische Wesen den Dämonen als Gegenpol entgegenstehen. Hier Vampire und Werwölfe gegen andere Fabelwesen auszutauschen, verdreht vielleicht das Setting und wirkt neuartig, hat im Grunde aber nichts Neues zu bieten. Parallelen werden schnell entlarvt, so dass ein selbstgesetzter Subtitel "Underworld 4" gar nicht mal so falsch läge. Dazwischen darf die Menschheit wieder mal gerettet werden, ohne dass man ihr eine aktive Relevanz zuspricht (bis auf einen Polizisten sowie zwei Wissenschaftler), geschweige denn sie eine feuer- und lichtgeschwängerte Schlacht in der Nacht überhaupt bemerken würde. Ein aufmerksamer Gesetzeshüter würde wohl als Mobbingopfer in einer Selbsthilfegruppe enden und von versteinerten Flügelwesen oder Typen berichten, die einfach so verbrannt sind - "Wir empfehlen, die Medikation zu erhöhen.", und Adam bekommt seine verbale Backpfeife, nachdem er unvorsichtigerweise in den Gassen gewütet hatte.

Tja, was bleibt dem Zuschauer denn noch, wenn die Story schon derart versagt? Action, epische Übertriebenheit und Design. Erstere hatte man in der Vampirsaga schon besser erlebt, denn wenn Dämonen wie Kanonenfutter von den Dächern fallen, bleibt der Bedrohlichkeitsfaktor auf tiefstem Niveau und gleichzeitig die Zahl spöttischer Grunzer hoch. Dass dies ernst gemeint sein könnte, lässt sich durch ausschweifendes Posieren erklären, und in bester Zeitlupenmanier schwingen, protzen und hauen Figuren megapompös durch dunkle Szenerien. Einziger Blickfang sind eben jene, denn wo die Kamera hinzeigt, darf man stilistisch sehr gute Bilder bestaunen, farblich abgestimmt und comictypisch schräg angesetzt. Das tröstet jedoch nicht über blasse Rassen, unstete Figuren und überdramatisierte Dialoge hinweg. Ein bisschen Setting oder Bildgewalt machen noch lange keinen guten Film aus, besonders durch bemühte CGI-Effekte, bei denen nicht einmal der sehr gute 3D-Effekt den schlechten Eindruck mindert.

Wenigstens sind die Darstellerleistungen mittelprächtig zu resümieren, die in ihrem Rollenkleid zwar ein um´s andere Mal zum Scheitern verurteilt sind, aber sich doch irgendwie da reingefuchst hatten. Mit einem charismatischen Aaron Eckart an der Spitze wartet der Film einen einigermaßen erträglichen Charakter auf, doch schon Bill Nighy (mal wieder als Bösewicht) wirkt mit seiner Figur erschreckend beiläufig, fummelt im Labor an allen möglichen Dingen herum, als würde ihn das alles trotz seiner finsteren Pläne nichts angehen. Da muss nicht mal der Rest des Casts erwähnt sein, welcher durchgängig entweder an der Figurenzeichnung oder in der Performance dahinsiecht. Da fragt man sich, was schlimmer ist: Die Akteure selbst oder die Masken, die sie tragen.

Fazit

Der Neubeginn der "Underworld"-Düsternis ist eine dicke Mogelpackung, die Figuren, Rassen und Story mal kurz durch die Schokoladenglasur tunkt; somit kann "I, Frankenstein" nur als frisch textuierte Vampirsaga durchgehen - als hätte man Adam schlichterweise neue Körperteile angenäht, anstatt ihn einer anständigen Frischzellenkur zu unterziehen. Tolles Design und gelungene Kameraarbeit in allen Ehren, dennoch geht der Streifen lediglich als halbgarer Mix im Comicstil durch, was einzig bedingungslosen Heftchenfreaks gefallen dürfte.

Autor: Sascha Wuttke
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