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Die Lichter gehen an in Washington Heights  … 

Gleich außerhalb der U-Bahn-Station 181st Street liegt der Duft eines Cafecito Caliente in der Luft, dort, wo ein Kaleidoskop von Träumen diese lebendige und eng verbundene Gemeinschaft versammelt. Der Mittelpunkt des Ganzen ist der sympathische, magnetische Bodega-Besitzer Usnavi (Anthony Ramos), der jeden Cent aus dem Alltragstrott spart, während er hofft, träumt und von einem besseren Leben singt. "In the Heights" verschmilzt Lin-Manuel Mirandas kinetische Musik und Texte mit Regisseur Jon M. Chus lebendigem und authentischen Auge fürs Geschichtenerzählen, um eine Welt einzufangen, die wie keine andere ist, aber universell in ihrer Erfahrung.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Brütende Hitze liegt über New York, der Hochbetrieb der Klimaanlagen bringt das Stromnetz an seine Grenzen. So auch im Stadtteil Washington Heights, wo weder die müde Brise vom Hudson River noch piragua – geraspeltes Eis mit Fruchtsirup – merkliche Abkühlung bringen. Zwischen Hip-Hop-Rhythmen und verwaschenen Bolero-Klängen gehen die Bewohner trotz Sommerglut weiter ihrem Alltag nach – und ihren Träumen. 

Denn Träume hat in Washington Heights jeder, das Viertel selbst markiert für so manchen den ersten Schritt auf dem Weg zum American Dream: Ein Großteil der Stadtteilbevölkerung ist lateinamerikanischer Herkunft. Viele wurden hier geboren, andere kamen noch als Kinder aus der Dominikanischen Republik, Puerto Rico oder Kuba.
Usnavi (Anthony Ramos, A Star is Born) führt mit seinem Cousin Sonny (Gregory Diaz IV, Vampires vs. the Bronx) eine kleine bodega, einen Kramladen, der von Kaffee bis Kondom alles im Angebot hat und hinter dessen Tresen er von der Rückkehr in die Dominikanische Republik träumt, sein verlorenes Paradies, mit dem ihm vor allem Kindheitserinnerungen verbinden. Auch Vanessa (Melissa Barrera, Scream) träumt davon, Washington Heights den Rücken zu kehren – sie will nach Downtown ziehen und als Modedesignerin Karriere machen.
Nina (Leslie Grace) wiederum hat es scheinbar geschafft: Das gefeierte Wunderkind des Viertels studiert in Stanford und kehrt nun für den Sommer nach Hause zurück. Doch Nina hadert mit ihren Träumen sowie dem Erwartungsdruck durch die Community und ihren Vater Kevin (Jimmy Smits, Rogue One), der sich allzu bereitwillig verschuldet, um seiner Tochter das prestigeträchtige Studium zu ermöglichen.

Aufbruch und Heimkehr, Zukunft und Vergangenheit, Aufgeben oder Weiterkämpfen? Wessen Träumen folgen wir und was tun wir, wenn sie in Erfüllung gehen? In The Heights kreist um diese grundlegenden Fragen. Beleuchtet werden sie aus der Sicht von Figuren, die fast alle der lateinamerikanischen Community des Stadtviertels angehören und entsprechend spezifische Erfahrungen und Konflikte teilen. So fragt In The Heights nach Zugehörigkeit, Heimat und Identität, thematisiert aber auch Diskriminierung, Rassismuserfahrungen und das Dilemma der »Dreamers«, der Migrantenkinder ohne offizielle Papiere.

Vor allem Letzteres ist ein Kunstgriff, der hervorragend zum beherrschenden Traum-Motiv des Films passt und die Musical-Adaption zugleich energisch in die Gegenwart zerrt. Denn wenngleich In The Heights allein schon durch die erdrückende Präsenz der Hitzewelle schmerzlich aktuell wirkt, ist die Musicalvorlage bereits einige Jahre alt – das Erstlingswerk von Lin-Manuel Miranda (Hamilton) feierte bereits 2005 seine Premiere. Rassismuserfahrungen und Einwanderungspolitik spielen in der Bühnenfassung keine Rolle.

Dass sie im Film nun eingeflochten wurden, geht einher mit weiteren Änderungen, die vor allem die Handlungsmotivationen verschiedener Figuren betreffen. Auch die sich anbahnende Romanze zwischen Usnavi und Vanessa wurde deutlich in den Fokus gerückt (wohl zu Lasten der nun zurückhaltender erzählten Geschichte von Nina und Benny, der im Taxiunternehmen von Ninas Vater arbeitet).

Die Umwandlung von Bühnen- in Filmformat ist jedoch nicht nur eine inhaltliche, sondern auch eine handwerkliche Frage – und hier leistet In The Heights ganze Arbeit. Mit klugen Kameraaeinstellungen und Cuts werden die Möglichkeiten filmischen Erzählens ausgereizt und die Lieder meist so verspielt wie dynamisch in Szene gesetzt. Die Ensemblenummer »96,000« bietet mit ihrem gewaltigen Cast und den Synchronschwimmern einiges an Schauwert; das nostalgische »Paciencia Y Fe« der alten Doña Claudia (Olga Merediz, Die gute Fee) atmet mit seinen Choreographien deutlich mehr Bühnenluft, weiß aber auch damit zu überzeugen.

Überhaupt die Musik: Wie das Setting es verlangt, arbeitet In The Heights stark mit lateinamerikanischen und vor allem karibischen Rhythmen, wie sie in der Dominikanischen Republik, Puerto Rico und Kuba gehört werden, und mischt sie mit Rap und klassischem Musicalflair. Salsa ist der treibende Puls vieler Nummern (besonders gut hörbar in »The Club«), dazu kommen Merengue (»It Won’t Be Long Now«), Son Cubano (»Paciencia Y Fe«) und die ein oder andere Prise Reggaeton. Das ergibt einen ebenso überzeugenden wie eingängigen Stilmix, der nicht nur im Kinosaal bestens ins Ohr geht. Besondere Bonbons sind auch die Cameos der panamaischen Salsa-Legende Rubén Blades (Irgendwann in Mexiko) und des Sängers Marc Anthony.

Nicht nur die Musik, sondern auch der erzählerische Fokus machen In The Heights zu einem so schwungvollen wie leichtgängigen Sommerfilm. Das bringt allerdings auch mit sich, dass die Konflikte der einzelnen Figuren zwar erzählerisch gut in Stellung gebracht werden, ihr tatsächlicher Einfluss auf die Handlung aber ebenso an den Rand rückt wie ihre Auflösung. Während das einerseits gut zum positiven Grundton des Films passt, lässt es andererseits auch einiges an Potenzial ungenutzt: Durch die oft beiläufig eingeflochtenen Lösungen der großen Probleme fühlen sich diese rückblickend teils entwertet an, und manchen Aspekten hätte eine klarere Thematisierung gut getan.
Gerade der Handlungsstrang um Nina und ihren Vater bringt spannende Fragen rund um selbst- und fremdbestimmtes Träumen, um Aufopferung und Erwartungshaltungen auf den Tisch, ohne ihnen in der Auflösung weitere Aufmerksamkeit zu widmen.

Insgesamt jedoch gelingt In The Heights die Balance zwischen ernsten und heiteren Tönen. Der Film feiert vor allem Gemeinschaft und Zusammenhalt innerhalb eines Stadtviertels, dessen vertraute Strukturen von Gentrifizierung und erzwungenem Wandel bedroht sind. Dabei kommt er selbst in den ausgelassensten Ensemblenummern ohne Romantisierung der Situation aus – und auch in den emotionalsten Momenten ohne Kitsch. Wenngleich die meisten Figuren nicht sonderlich tiefgehend charakterisiert werden, sorgen die schauspielerische Leistung und ein handwerklich solides Drehbuch dafür, dass ihre Schicksale eben doch berühren.

Hervorzuheben ist hier vor allem Olga Merediz als abuela Claudia (die diese Rolle auch schon in der Bühnenfassung verkörperte). Doch auch Anthony Ramos als chaotisch-überforderter Usnavi, Leslie Grace als vom Weg abgekommene Nina und Daphne Rubin-Vega (Sex in the City) als klatschsüchtige Friseurin Dani – mit dem Herz am rechten Fleck – wissen zu überzeugen. Beim Blick in die Cast-Liste fällt zudem auf, dass die meisten Beteiligten lateinamerikanischer Herkunft sind wie ihre Figuren.
Auch Miranda (der es sic nicht nehmen lässt, als piragua guy selbst einen ohrwurmträchtigen Auftritt hinzulegen) und seine Co-Autorin Quiara Alegría Hudes (Vivo) haben puertoricanische Wurzeln, wodurch die Betrachtung der lateinamerikanischen Gemeinschaft von eigenen Erfahrungen zehrt.

Romanzen, Freundschaften und Familienverhältnisse bilden das pulsierende Beziehungsnetzwerk in den Straßen von Washington Heights, das in seiner Gesamtheit – stärker womöglich als in einzelnen Verhältnissen – für das Gefühl sorgt, tatsächlich eine lebendige, über Zeit gewachsene und von Wandel und Widersprüchen geprägte Community zu beobachten. Daneben aber rückt In The Heights eine andere Beziehung ins Zentrum: die jedes Einzelnen mit dem persönlichen Lebenstraum.

Fazit

»In The Heights« will ein lebenslustiger Sommerfilm sein, der Leichtigkeit und Rhythmus in die Kinosäle bringt – und das gelingt ihm trotz kleinerer Schwächen grandios. Trotz einiger sauber angelegter Konflikte treibt die Handlung insgesamt doch eher  behäbig dahin wie eine Luftmatratze im Freibad. Sympathische Figuren, größtenteils gelungenes Storytelling mit Liebe zum Detail und nicht zuletzt ein großartiger Soundtrack, dessen Nummern visuell überzeugend in Szene gesetzt werden, machen das aber wieder wett. Wer Lust auf gute Laune mit gefühlvollen Zwischentönen und sommerlichem Ohrwurmpotenzial hat, ist mit »In The Heights« hervorragend beraten.

Kritik: Sabrina Železný

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