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Quelle: themoviedb.org

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Netflix

Inhalt

Fünf ausverkaufte Konzertwochen in Swinging London! Die britische Hauptstadt fiebert im Winter 1968 den Auftritten von Showlegende Judy Garland im prominenten West End-Theater „The Talk of the Town“ entgegen. Die Premiere des Filmklassikers „Der Zauberer von Oz“, durch den sie weltberühmt wurde, ist bereits 30 Jahre her und ihre Stimme mag ein wenig an Strahlkraft verloren haben – aber auf ihre Gabe für dramatische Inszenierungen kann sie noch immer zählen. Und auch ihr feiner Sinn für Humor und ihre Herzenswärme zeichnen sie aus wie keine andere, bei den Vorbereitungen der Show, bei Begegnungen mit Freunden und treu ergebenen Fans ebenso wie in den Auseinandersetzungen mit dem Management. Selbst ihr Traum von der einen großen Liebe scheint nach vier Ehen noch immer ungebrochen und so stürzt sie sich in eine wilde Romanze mit Mickey Deans, ihrem zukünftigen fünften Gatten...

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Stars werden nicht geboren, sie werden gemacht. Es hat beileibe schon viele Filme gegeben, die sich die zur Tragödie geronnene Erfolgsgeschichte glanzvoller Hollywood-Sternchen zum Thema gemacht haben. Der rechtzeitig vor der Oscarverleihung in Stellung gebrachte Judy schickt sich dahingehend nicht an, bewährte Erzählstrukturen plötzlich aufzugeben; den Film, der er offensichtlich ist und gerne wäre, völlig umzukrempeln. Es ist die Geschichte einer einsamen, vom Erfolg gequälten Seele. Eingestreute Rückblenden, zu denen der Film zurückkehrt, wann immer es ihm passt, zeigen die junge Judy Garland in den Klauen eines grässlichen Studiosystems, das ihr das Kindsein verbietet, sie zum Ruhm heranzüchtet. 

Tom Edge (The Crown) basierte sein Drehbuch auf Peter Quilters Bühnenstück "End of the Rainbow", dessen Titel in Garlands Leben, das bereits vor ihrem 48. Geburtstag zu Ende ging, eine tragische Poesie ausfindig machen möchte. Als junges Mädchen trällerte sie als Dorothy in Der Zauberer von Oz das weltberühmte Lied "Somewhere Over The Rainbow", erträumte sich ein besseres Leben, für das der in allen Farben funkelnde Regenbogen zum Symbolbild wurde. Der Film reißt diesen Traum nun ein, lässt sie auf der anderen Seite ankommen. Dort erwartet sie nicht das süße Leben, sondern Tablettensucht, Alkoholismus, Geldnot und ein buhender Zuschauerraum. Der Regenbogen war nur eine Lüge - oder doch nicht? 

Judy steigt und fällt mit der Darbietung Renée Zellwegers (Bridget Jones' Baby), die alle Ticks und Tricks aus dem Oscar-Katalog herunterspielen darf. Immerzu kräuseln sich da die Lippen für das vor dem Spiegel einstudierte Blitzlichtlächeln, aus den tränenfeuchten Augen muss die große Traurigkeit schwappen. Das Capital-A-Acting, das die Rolle ihr abverlangt, wird vom Drehbuch eher halbherzig als Spiel-im-Spiel-Darbietung kontextualisiert. Stattdessen muss das glorreiche wie toxische Abhängigkeitsverhältnis zur Bühne in allerlei Plattitüden ausgebreitet werden. Diese Judy Garland ist zweifelsohne eine gequälte, nie aber komplexe Leinwanderscheinung. Es ist eine typische Oscarperformance in einem typischen Oscarfilm.

Da dem Film abseits der Malträtierung und schlussendlich dann doch Heiligsprechung seiner Figur nichts einfällt, gestaltet sich Judy als Charakterporträt wie auch Showbizfilm nicht sonderlich aufschlussreich. Regisseur Rupert Goold (True Story) findet kein einziges interessantes Bild für den tragischen Niedergang seiner Lichtgestalt, von deren Tod natürlich erst Textzeilen im Abspann berichten. Für das Ende ihres Films fantasieren Edge und Goold stattdessen einen schmalzigen Solidaritätsmoment herbei, der zum Fremdschämen einlädt. Ihr Film ist nie dazu imstande aufrichtig zu rühren, dafür ist er seiner Figur zu ergeben. Die großen Emotionen sind artifiziell, scheinbar auch nur vor dem Spiegel einstudiert.

Ein weiteres Ärgernis: Die Darstellung eines schwulen Paares, das jede Show Garlands besucht und Freundschaft mit ihr schließt, gerät unangenehm stereotypisch. Nach der beliebten und dahingehend auch beinahe gänzlich wohlwollend rezipierten High-School-Komödie Booksmart ist Judy bereits der zweite Mainstreamfilm in kürzerer Zeit, der sich Progressivität auf die Fahne schreibt, aber auch außerstande ist, homosexuelle Nebenfiguren nicht bloß in Form schriller Karikaturen zu denken. Es ist scheinbar ein fortlaufender Trend, der zu grübeln aufgibt. Man hätte meinen können, das Mainstreamkino sei weiter.

Fazit

Renée Zellweger erspielt sich eine Oscarnominierung, ihr Film aber projiziert nur ein blasses, der Größe seiner Hauptfigur nie angemessenes Porträt auf die Leinwand. "Judy" ist bis zum Schluss ein nicht sehr aufschlussreicher Blick auf die zermürbende Alltagsrealität jenseits des Regenbogens.

Kritik: Nikolas Friedrich

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