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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Auf Fotografien aus dem Paris der späten 60er ist er zu sehen, er steht nicht weit von Daniel Cohn-Bendit in der Menge. In Nanterre ist er Student der Philosophie und Aktivist. Lieber als Maos Bibel liest er Foucault, was Jean-Luc Godard nicht davon abhält, ihm inLa chinoisedie Rolle des Mao-Exegeten zu geben.

Kritik

Gemessen an seinem dramaturgischen Potenzial, ist Vincent Meessens experimentelle Rekonstruktion weniger ein faszinierendes Scheitern als ein frustrierendes. Sowohl zwischen den in seiner Inszenierung konkurrierenden filmischen Formen als auch zwischen deren Subjekten entscheidet sich der US-amerikanische Video-Künstler und Regisseur für die geringere Herausforderung. Dabei wäre ein Dokumentarfilm über den senegalesischen Aktivisten und Intellektuellen Omar Blondin Diop (Weekend), dessen vorgeblicher Freitod mit 26 Jahren landesweite Unruhen auslöste, weit faszinierender als eine Hommage an Jean-Luc Godard (Bildbuch).

Während der hier idolisierte französische Regisseur mittlerweile konservativ wirkt, ist der politische Denker eine ungleich aktuellere Figur. Insbesondere in seinem Heimatland besitzt Diop ikonischen Status. Seine Zelle ist heute Teil eines Museums, errichtet dank chinesischer Finanzierung. Ob dies für einen Studenten des Maoismus passend ist oder hier Gedenken zum Instrument verkappter Propaganda wird, ist eine der Fragen, denen die Handlung nicht weiter nachgeht. Dafür ist der essayistische Versuch gesprenkelt mit Schnipsel aus GodardsLa Chinoise.

Selbiges Kultwerk ist in einem ähnlich verklausulierten anderen Berlinale-Beitrag ebenfalls überpräsent, was unweigerlich den Eindruck pop-kultureller Banalisierung verstärkt. Trotz Zugangs zu Familienmitgliedern und Wegbegleitern liegt der Fokus auf der Leinwandfigur Diops, dessen reale Person hinter seiner Selbstfiktionalisierung in La Chinoise verblasst. Der restriktive Blickwinkel eines sich selbst zum Rebellen stilisierenden, wohlhabenden, weißen, reichlich chauvinistischen Mannes definiert mehr das dem Publikum von Diop vermittelte Bild als dessen Freunde, Familie, Feinde, Wirken und eigene Worte.

Fazit

All die inszenatorischen Spielchen, mit denen Vincent Meessen Godard hofiert, ist die unebene Verflechtung dokumentarischer, nachgestellter und konstruierter Szenen ein ernüchternd gehaltarmes Werk. Dessen interessanteste Momente sind jene sachlicher Annäherung an einen früh verstorbenen Aktivisten, dessen politisches Engagement und philosophische Gedanken bis heute junge Menschen in Senegal inspirieren. Ausschnitte aus La Chinoise, Impro-Theater und wortwörtlich meditative Intervalle schaffen abstrakte Distanz statt Annäherung an Omar Blondin Diop, der dem unentschlossenen Portmanteau vorrangig als Selbstrechtfertigung dient.

Kritik: Lida Bach

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