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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Eigentlich wollte Sabina von Honduras bis in die USA, doch nun hängt sie seit fast neun Monaten an der guatemaltekisch-mexikanischen Grenze fest. Ihren Lebensunterhalt verdient sie als Prostituierte und Nachtclubtänzerin. Als Jovany auftaucht, mit dem Sabina eine gemeinsame Vergangenheit verbindet, reagiert sie abweisend: Sie ist überzeugt, dass Jovany ihr Unglück bringt. Und vielleicht liegt Sabina damit nicht so falsch, denn der junge Mann hat sich mittlerweile der für ihre Brutalität berüchtigten Gang Mara Salvatrucha angeschlossen ...

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

»Welcome to Tijuana, tequila, sexo y marihuana«, heißt es in einem bekannten Lied über den wohl berühmtesten Grenzort zwischen Mexiko und den USA. Ein Schicksalsort, an dem sich für viele Latinos ihr Traum von einem besseren Leben auf der nördlichen Seite entscheidet.

»Leid und Leben der Sabina Rivas« lenkt den Blick hingegen auf eine andere, dem westlichen Zuschauer unbekanntere Grenze: Die zwischen Mexiko und Guatemala. Wenn Flüchtlinge aus Mittelamerika in dem Grenzort Tecún Umán ankommen, haben sie bereits einen weiten Weg hinter sich, doch die USA scheinen noch immer unendlich fern. Tequila, Sex und deutlich Härteres als Marihuana spielen auch hier eine Rolle.

Sabina Rivas (Greisy Mena) kommt aus Honduras, ist noch keine achtzehn Jahre alt und beseelt von ihrem Traum einer Gesangskarriere. Gestrandet in Tecún Umán ist ihr nichts anderes übriggeblieben, als im Bordell der mütterlich-gestrengen Doña Lita (Angelina Peláez, »Mann unter Feuer«) anzuheuern, wo sie immerhin auch singen darf. Nicht von ungefähr heißt der Nachtclub Tijuanita, und nicht zufällig ist dort im Lauf des Films immer wieder Lila Downs’ Lied La Teibolera zu hören, in dem eine viel zu junge Nachtclubtänzerin von Flucht und Freiheit träumt. Denn genau das sind auch Sabinas Träume. Von ihrer Liaison mit dem ältlichen mexikanischen Konsul Don Nico (Miguel Flores) erhofft sich Sabina langfristig die ersehnten Einreisepapiere nach Mexiko, um ihren Weg gen Norden fortsetzen zu dürfen.

Unerwartet taucht Jovany (Fernando Moreno) wieder in ihrem Leben auf, den Sabina eigentlich nie wiedersehen wollte und  zu dem sie sich trotzdem hingezogen fühlt. Jovany, der wie sie aus Honduras stammt, hat sich hier an der Grenze mittlerweile der brutalen Mara Salvatrucha angeschlossen. Die Gang ist den lokalen Autoritäten als »die Tätowierten« bekannt und wird stillschweigend als Akteur in einem perfekt ausbalancierten Spiel aus Gewalt, Korruption und Drogen geduldet: Die Migrationsbehörde pflückt verzweifelte Flüchtlinge von den Güterzügen am Grenzübergang — und überlässt die Gestrandeten der schon mit Macheten lauernden Mara. Auch Jovany tritt, prügelt und demütigt wie alle anderen, um sich in seiner Clique zu behaupten.

Sabina indessen pendelt durch die Nachtclubs, Macht und Gewalt der Behörden immer ausgeliefert und ihrem Traum keinen Schritt näherkommend, bis sie beschließt, ihr Schicksal wieder selbst in die Hand zu nehmen …

»Leid und Leben der Sabina Rivas« nimmt sich Zeit, um alle Akteure der Handlung zu positionieren und die Härte des Grenzlebens in atmosphärischen, aber auch brutalen Bildern in Szene zu setzen. Auf der Strecke bleiben dabei zuweilen Dichte und Zusammenhang. Für einen mit dem Setting gar nicht vertrauten Zuschauer kann es zwischenzeitlich verwirrend sein, die einzelnen Parteien, Konflikte und Handlungsorte genau zuzuordnen, wenngleich sich dann wieder auch vieles aus dem Kontext ergibt.

Während der Bluray-Covertext den Fokus auf die Romanze zwischen Sabina und Jovany legt, ist diese im Film selbst weniger sein Zentrum als eher der Rahmen, der alles zusammenhält. Obwohl das Wiedersehen der beiden — Blickkkontakt im Nachtclub — bereits in einer der ersten Szenen stattfindet, vergeht nahezu der halbe Film, bis Sabina und Jovany das erste Mal miteinander reden. Die Tiefe ihrer Beziehung und ihre gemeinsame tragische Vergangenheit werden über weite Teile der Handlung nur angerissen. Das ist zwar teils durchaus gekonnt in Szene gesetzt und besonders der Kontrast zwischen Jovanys sonstiger Brutalität und seiner Feinfühligkeit gegenüber Sabina ist wirkungsvoll, letztlich fehlt es diesem Handlungsstrang aber an Überzeugungskraft und die Enthüllung gegen Ende des Films kommt ein wenig aufgesetzt daher.

Gerade Jovany bleibt denn auch als Figur relativ blass, obwohl einzelne Szenen seinen inneren Konflikt treffend illustrieren. Auch über Sabina erfahren wir lange Zeit nur sehr wenig, doch im Lauf des Films vermag Greisy Mena den Zuschauer dann doch immer mehr in ihren Bann zu ziehen. Mit ihren großen Kulleraugen erinnert die junge argentinische Schauspieler stellenweise gar an Audrey Tautous Amélie, wenngleich von einer fabelhaften Welt hier wohl keine Rede sein kann. Aber wenn Sabina Rivas über kurze Sequenzen hinweg mit leuchtenden Augen von einem freien, selbstbestimmten Leben träumen darf und sich ganz der Musik hingibt, wird unglaublich viel in wenigen Bildern transportiert.

Eine der interessantesten Figuren des Films neben der Titelheldin selbst dürfte die Bordellbesitzerin Doña Lita sein, die ihre Mädchen einerseits emotional zu manipulieren weiß und ans Finanzielle denkt, andererseits aber sogar bereit ist, sie mit der Waffe in der Hand zu verteidigen. Angelina Peláez spielt diese Rolle souverän und mit dem Charme einer Grande Dame, für die es eben nur zum eigenen Nachtclub gereicht hat — eine angenehm ambivalente Figur zwischen ansonsten recht schlicht gezeichneten Schurken wie den Mitarbeitern der Einwandererbehörde.

Zartbesaitete sollten »Leid und Leben der Sabina Rivas« mit Vorsicht genießen: Insbesondere die Brutalität der Mara ist teilweise recht explizit in Szene gesetzt. Obwohl der Film sich dabei nie in Effekthascherei verliert, gibt es doch einige Szenen, die einen schwer schlucken lassen.

Insgesamt gibt es viele Aspekte, mit denen die mexikanische Produktion punkten kann — angefangen mit der Thematik selbst und dem schwindelerregenden Blick in einen brutalen, gnadenlosen Mikrokosmos, der nach ganz eigenen Regeln funktioniert. Solide bis sehr gute schauspielerische Leistungen, zwei konsequent aufeinander zugetriebene Handlungsstränge und zahlreiche atmosphärisch dichte Bilder runden das Ganze ab.

Daneben offenbart »Leid und Leben der Sabina Rivas« aber auch einige Schwächen: eine gewisse Unübersichtlichkeit, die dem Film bisweilen einen etwas zerfaserten Charakter verleiht und verschenktes Potenzial beim Ausloten der biographischen Hintergründe Sabinas und Jovanys. Auch wirkt der Streifen in der spanischen Originalfassung deutlich stärker — die deutschen Synchronstimmen klingen vielfach hölzern und mit einer aufgesetzten Dramatik, die dem Tonfall der Originalstimmen nicht gerecht wird und somit auch einiges an Atmosphäre verfälscht.

Fazit

»Leid und Leben der Sabina Rivas« ist ein sehenswerter Film, dessen Betrachtungen von Gewalt, behördlicher Willkür und geplatzten Träumen längst nicht nur für das Leben an der mexikanisch-guatemaltekischen Grenze gilt. Trotz erzählerischer Schwächen weiß die Produktion im Großen und Ganzen zu überzeugen.

Kritik: Sabrina Železný

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