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Quelle: themoviedb.org
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Inhalt

In den Damenabteilen der Nahverkehrszüge in Mumbai berichten Frauen, was sie wütend macht.

Kritik

Für Frauen sei es immer das gleiche Lied, sagt eine der Reisenden, die Rebana Liz John in ihrer ambitionierten Vignette der indischen Gesellschaft befragt. Das gilt im doppelten Sinne für den dokumentarischen Blick auf die gesellschaftliche Stellung der Frauen im Indien des Jahres 2019. Die Antworten der Interviewten, die im Frauenabteil der Regionalzüge Mumbais ganz unter sich sind, weisen nicht nur Parallelen auf, weil die Regisseurin stets die gleiche Frage stellt: Was macht dich wütend?

Das ironische Spiel mit dem Klischee der zornigen Feministin passt zum überraschend unbeschwerten Grundton des Gruppenporträts. Dessen Mitwirkende erinnern mit ihrer äußerlichen Unbeschwertheit und Unbefangenheit unwillkürlich schmerzlich an das durch Infektionsschutzmaßnahmen genommenen Freiheiten und das unwiederbringlich zerstörte Miteinander. Doch Gegenwartsbezüge fehlen genauso wie der entscheidende Kontext des dokumentarischen Schauplatzes. Das Frauenabteil, dessen belebte Atmosphäre die Schwarz-Weiß-Bilder aufsaugen, schütz weibliche Passagiere vor den ausufernden sexuellen Übergriffen. Doch von harschen Alltagsaspekten erzählt keine der Protagonistinnen. 

Fast alle sind jung oder in mittleren Jahre, wirken materiell und familiär gefestigt, gebildet und gesund. Die filmische Fahrt zeigt keinen gesellschaftlichen Querschnitt, sondern vielmehr einen Ausschnitt der urbanen Arbeiter- und Mittelschicht. Existenzängste, Gewalterfahrungen, der Einfluss des Kastensystems und traditionelle Zwänge bleiben unerwähnt. Ansätze, das euphemistische Bild einer progressiven Gesellschaft zu korrigieren, zeigt die Inszenierung nicht. So wirken die Teile des menschlichen Mosaiks zunehmend austauschbar, unscharf und flüchtig wie die Landschaft, die am Fenster vorbeizieht.

Fazit

Dank der konzisen Laufzeit und leichthändigen Inszenierung fliegt Rebana Liz Johns zweiter Dokumentarfilm so rasch dahin wie die Stationen, die der mobile Schauplatz passiert. Ihre Interviews mit den wechselnden Insassinnen des Frauenabteils in Dubais Regionalzug fügen sich zu einer lebendigen Collage feministisch gefärbter Facetten von enttäuschend geringer Diversität. Die durch das Filmteam potenzierte Öffentlichkeit tut ein Übriges, um Konfliktthemen auszusparen. Die künstlerische Schwarz-Weiß-Ästhetik wird zum unfreiwilligen Marker für die Reduktivität des gesellschaftlichen Teilbilds. 

Kritik: Lida Bach

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