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Lyndon Baines Johnson, den seine Wegbegleiter nur LBJ nennen, ist ein passionierter und engagierter Politiker der Demokratischen Partei in den USA. Nachdem im Jahr 1960 der junge Senator John F. Kennedy statt ihm zum demokratischen Präsidentschaftskandidaten ernannt wird, stimmt LBJ zu, diesen im Wahlkampf zu unterstützen. So schafft er es, nach dem Wahlsieg Kennedys 1961 zum Vizepräsidenten aufzusteigen. Doch dann kommt es am 22.11.1963 zu der grausamen Ermordung von Präsident John F. Kennedy und noch am selben Tag wird LBJ zu seinem Nachfolger vereidigt – womit die schwere Bürde des Amtes des Präsidenten der USA nun auf einmal auf seinen Schultern liegt. Ist LBJ diesem immensen Druck überhaupt gewachsen und kann er die wohl größte Herausforderung seiner politischen Karriere bewältigen?

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Was veranlasst einen Regisseur wie Rob Reiner (Das Beste kommt zum Schluss) dazu, einen Film über den wohl verkanntesten Präsidenten der Vereinigten Staaten zu drehen? Vermutlich beantwortet sich die Frage damit aus dramaturgischer Sicht schon von ganz allein, denn missverstanden und unterbewertet wurde Lyndon B. Johnson wie kaum ein anderer. Der Impetus, den Reiner aufbrachte, ein so ausdrücklich politisches Werk zu inszenieren, ist damit jedoch noch lange nicht erklärt. Gerade auch deshalb, weil der Mann hinter Klassikern wie Stand by Me – Das Geheimnis eines Sommers, Die Braut des Prinzen, Harry und Sally oder auch Misery sich Zeit seines Schaffens als Künstler bestätigte, der das Kino zuvorderst als Traumfabrik begriffen hat; der die Zuschauer ihrem Alltag entlockte, in fremde Welten führte und staunend dabei zusehen ließ, wie Meg Ryan einen Orgasmus vortäuschte.

LBJ – John F. Kennedys Erbe merkt man über seine knapp 100-minütige Laufzeit durchgehend an, dass Rob Reiner hier auf ungewohntes Terrain getroffen ist und sich bisweilen redlich damit abmüht, dem geschichtsträchtigen Stoff einen sauber austarierten Erzählrhythmus angedeihen zu lassen, der einen passablen Mittelweg zwischen Lyndon B. Johnson (Woody Harrelson, Three Billboards Outside Ebbing, Missouri) als Privat- und Berufsperson ermöglicht. Anders als Oliver Stone (An jedem verdammten Sonntag), der seit jeher politische Ambitionen in seinen Filmen unterbrachte und historischen Persönlichkeiten nicht nur mit zwischenmenschlicher Genauigkeit, sondern auch mit kritischer Distanz zu begegnen wusste (man denke nur an den meisterhaften Nixon – Der Untergang eines Präsidenten), versteift sich Rob Reiner weitestgehend darauf, den Zugang zu Johnson über das bittere Schicksal zu finden, welches ihm zum 36. Präsidenten von Amerika gemacht hat.

Nach dem Attentat an John F. Kennedy nämlich wurde Lyndon B. Johnson noch am gleichen Tag an Bord der Air Force One vereidigt und hatte somit nicht nur damit zu ringen, das Erbe seines schillernden Vorgängers zu verwalten, sondern auch aus dessen Schatten herauszutreten, um sich nicht von dem Umstand erdrücken zu lassen, dass sein Traum von der Präsidentschaft nur deshalb in Erfüllung gehen konnte, weil ein Mensch sterben musste. Das innerseelische Drama als Nutznießer einer Tragödie und ewiger Nachfolger, der vom Volk und von Mitgliedern seiner eigenen Partei regelrecht zum Scheitern genötigt wurde, entfaltet in den Händen von Rob Reiner keine tiefe Emotionalität, sondern gibt sich in erster Linie schon damit zufrieden, Woody Harrelson mit markantem Südstaatenakzent und sagenhafter und karnevalesker Maske nachdenklich ins Nichts starren zu lassen.

Fast angenehm erscheint LBJ – John F. Kennedys Erbe indes in seinem Anliegen, nur einen thematischen Abriss der Johnson Ära und ihren Hintergründen zu liefern. Hier wird kein hochgradig verbissenes, sich in Überlänge und lexikalischem Wissen wähendes Historienkino abgeliefert, sondern ein Eindruck davon geschaffen, warum Johnson nicht nur einfach unterschätzt und verdammt wurde, sondern auf der anderen Seite zu einem der wichtigsten und entscheidensten Präsidenten der Geschichte heranwachsen konnte: Johnson nämlich war es, der die Gleichstellung von Schwarzen in der Gesellschaft ermöglichte. Dass LBJ – John F. Kennedy letztlich aussieht wie ein routinierter Fernsehfilm (und sich genauso anfühlt), ist fast schon programmatisch zu verstehen: Rob Reiner spuckt keine große Tönen, sondern bleibt im kleinen, im heimeligen Radius verhaften. Das engt das Thema natürlich ein und raubt diesem Kraft, als kleine Richtigstellung ist der Film aber nett, wenn auch leicht zu übersehen.

Fazit

Angenehmer Versuch von Rob Reiner, die kollektive Wahrnehmung von Lyndon B. Johnson ein Stück weit ins rechte Licht zu rücken. Herausgekommen ist dabei Geschichtskino von der Stange, gut besetzt, solide gespielt, unscheinbar und kraftlos inszeniert, aber mit den richtigen Anliegen. Ein Film, der zu klein für sein Thema denkt, als zurückhaltende Richtigstellung ist "LBJ – John F. Kennedys Erbe" aber nett, wenn auch mühelos zu übersehen.

Kritik: Pascal Reis

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