Inhalt
Der wahnsinnige Dr. Phibes sucht den Fluss des Lebens in Ägypten, um seine Frau zum Leben zu erwecken. Doch ein Dieb hat die Karte gestohlen. Inspektor Trout muss mit grausigen Entdeckungen rechnen.
Kritik
Der skurrile Serienkiller Dr. Phibes ist wieder da. Ein Jahr nach Das Schreckenskabinett des Dr. Phibes inszeniert Regisseur Robert Fuest (Nachts, wenn die Leichen schreien) die Genre-Ikone Vincent Price (Die Fliege) erneut als verrückten Wissenschaftler, der den Tod seiner Frau nicht verkraftet hat. Wieder müssen einige Menschen auf teils groteske Art und Weise sterben, diesmal steht allerdings nicht Rache im Vordergrund und das Setting verlegt sich von London nach Ägypten. Im Land der Pyramiden ist das Latexgesicht auf der Suche nach dem Fluss des Lebens, durch den er seine Ehefrau von den Toten auferstehen lassen will. Dafür benötigt er jedoch seine Karte, die nach seinem Untertauchen den Besitzer gewechselt hat. Phibes und seine getreue Dienerin mit dem klangvollen Namen Vulnavia verstehen da recht wenig Spaß und lassen sich wieder allerhand einfallen, um die ihnen im Wege stehenden Personen sehr individuell zu entsorgen.
Wie schon der Vorgänger besticht auch Die Rückkehr des Dr. Phibes nicht gerade durch hohe Spannung oder gar Grusel, als Horrorfilm kann der Streifen wirklich nur sehr bedingt bezeichnet werden. Umso einzigartiger wie charmant sind dafür die eigenwilligen Sets und die kunterbunte, ziemlich abgefahrene Ausstattung. Eine Camp-Oper mit ganz eigener Note. Wie ein Jahrmarkt der Absurditäten oder ein altes HAMMER-Studio-Set, in dem eine 70er Jahre-Deko-Granate explodiert ist. Äußert extrovertiert und bewusst kitschig, wie schon der Erstling. Höhepunkte sind selbstverständlich die kuriosen Morde, bei denen Dr. Phibes auf noch mehr tierische Unterstützung als vorher bauen kann. Einige Tötungen fallen sogar recht brutal aus (alles noch im Rahmen), was wohl für die höhere FSK-Einstufung (Teil 1 war noch ab 12, dieser hier jetzt ab 16 freigegeben) sorgte. Besonders „schön“: Die Schraube.
Neben Vincent Price als Dr. Phibes sind auch Peter Jeffrey (Die Akte Odessa) und John Cater (Captain Kronos: Vampire Hunter) als enorm unterhaltsames Ermittlerduo von Scotland Yard wieder dabei, leider mit etwas weniger Spielraum als im Original. Wie ein altes Ehepaar führen die zum Teil herrliche Dialoge (-„Dieser Mann war in einer Flasche. Ungefähr zwei Meter hoch!“ – „Verkorkt?“). Schade, dass sie nicht mehr so entscheidend in den Plot eingebunden werden, die Show gehört hier noch deutlicher Vincent Price als zuvor. Der wirkt dann doch etwas steif, was natürlich auch an den Eigenheiten seiner Rolle liegt, trotzdem war der Mann auch schon mal besser drauf. Aber mal ganz ehrlich: Selbst ein etwas fader Vincent Price bleibt Vincent Price, da können wenige in Sachen Charisma mithalten. Außer natürlich der überlebensgroße Peter Cushing (Dracula), welcher allerdings nur in einem kurzen Cameo als Kapitän vorbeischaut. Hat man von den damals schon klammen HAMMER-Studios wohl noch als Zugabe für die alten Kulissen bekommen. Kauf die Reste von She – Herrscherin der Wüste und oben drauf zwei Minuten Cushing gratis.
Trotz all dieser Vorzüge muss dabei klar gesagt werden, Die Rückkehr des Dr. Phibes wirkt schon etwas zu flott abgedreht und ist letztlich ein Sequel, das es nicht zwingend gebraucht hätte. Speziell die Story ist nun wirklich notdürftig mit der heißen Nadel gestrickt und maximal als zweckdienlich zu bezeichnen, da musste eben schnell eine Fortsetzung her. Dass der Film trotzdem noch so viel Spaß macht, spricht deutlich für seine schrulligen Qualitäten.
Fazit
Wem „Saw“ zu heftig und grausam ist, die Fallen des Dr. Phibes kommen meist ohne viel Blutvergießen aus und sind mindestens genauso kreativ. Ein netter Film. Muss man – wie den Vorgänger – nicht zwingend gesehen haben , ist dennoch einen Blick wert. Für Fans von so was definitiv.
Autor: Jacko Kunze