5.5

MB-Kritik

Locked 2025

Thriller

5.5

Bill Skarsgård
Anthony Hopkins
Ashley Cartwright
Michael Eklund
Navid Charkhi
Ricardo Pequenino
Gaston Morrison
Reese Alexander
Emma Kombe
Jodi Pongratz
Sofia Tesema
Harrison MacDonald
Gerald Paetz
Mig Buenacruz
Devon Jones
Douglas Armstrong

Inhalt

Als der verschuldete Eddie in einen Luxus-SUV einbricht, muss er schnell feststellen, dass er darin gefangen ist. Das Fahrzeug wird von seinem rachsüchtigen Besitzer ferngesteuert, welcher an Eddie ein Exempel statuieren und ihn für seine Sünden büßen lassen will. Der SUV verwandelt sich für Eddie in eine Todesfalle und ohne jegliche Fluchtmöglichkeit ist er gezwungen um sein Überleben zu kämpfen...

Kritik

Wer hätte gedacht, jemals Pennywise und Hannibal Lecter in einem Film zu sehen? David Yarovesky (The Hive) macht es mit seinem Hollywood-Remake des spanisch-argentinischen Thrillers 4x4 möglich, auch wenn man hier nicht die beiden ikonischen Horrorfilmfiguren direkt sieht. Zumindest treffen die beiden Darsteller Bill Skarsgård (The Crow) und Anthony Hopkins (One Life) aufeinander und liefern sich ein packendes Duell, das bisweilen an die Psyche geht. Locked ist klaustrophobisch und beklemmend, denn der größte Teil des Films spielt in einem Luxus-SUV, der mit allen möglichen technischen Spielereien ausgestattet ist. Dieser Wagen wird für Eddie zu einer lebensbedrohenden Falle, die seinen ganzen Überlebenswillen fordert. Der scheinbar leichte Diebstahl entpuppt sich als Hinterhalt eines Wahnsinnigen, der auf Selbstjustizfeldzug ist. Er kann das Fahrzeug nicht nur von außen verriegeln, sondern es sogar als Folterinstrument benutzen, indem er die Klimaanlage auf Extremtemperaturen einstellen und Musik nach Belieben in voller Lautstärke aufdrehen kann. Aber nicht nur das, denn das Auto hat noch einige Extras, die Eddie das Entkommen unmöglich machen und ihn unter Kontrolle von William bringen sollen.

Die angewandten Foltermethoden hätten sicherlich auch Hannibal Lecter Freude bereitet. Jeder, der nun absolute Gewaltexzesse a la Saw erwartet, wird enttäuscht werden. Locked ist eher ein Thriller im Stil eines Homeinvasion-Thrillers nur in einem noch beengteren Raum. Das Auto ist die perfekte Kulisse, denn hier gibt es nicht viele Möglichkeiten sich zu verstecken oder sich auszutoben. Das kann bei einer schlechten Besetzung schnell nach hinten losgehen, aber mit Bill Skarsgård wurde die perfekte Wahl getroffen. Den Kleinkriminellen im Justin-Bieber-Gedächtnislook mimt er hervorragend, liefert die Bandbreite aller Emotionen und wird dadurch zum bemitleidenswerten Opfer, mit dem man mitfiebert. Wut, Traurigkeit, Verzweiflung und Hoffnung sind stets nah beieinander und Skarsgård hat alles im Repertoire. Seine schauspielerische Leistung ist auch deshalb besonders hervorzuheben, weil er über einen Großteil des Films ausschließlich alleine zu sehen ist und es deshalb eigentlich auf seine Leistung ankommt. Hopkins ist lange Zeit nur als Stimme aus dem Infotainment-System des Autos zu hören und tritt erst deutlich später persönlich in Erscheinung.

Yarovesky hatte nicht nur ein Händchen für die richtigen Darsteller, sondern ebenso für den Kameramann. Mit Michael Dellatorre hatte er bereits bei Brightburn zusammengearbeitet und Dellatorre trägt bei Locked durch seine Kameraarbeit wesentlich dazu bei, die beklemmende Atmosphäre zu erzeugen. Dank spezialangefertigter Kameralinsen sind extreme Nahaufnahmen möglich, die das Publikum mit in die Enge des Wagens mitnehmen, in dem Eddie tagelang gefangen ist. Die Spannung wird dadurch fast schon auf ein unerträgliches Maß gesteigert. So simpel die Handlung auch erscheinen mag, der Spannung steht sie nicht im Wege. Locked ist schnörkellos und direkt und am Ende sogar actiongeladen. Was jedoch fehlt, ist der Background von Eddie. Während man Williams Motivation erfährt und über ihn immerhin so viel serviert bekommt, dass man sich ein Bild von ihm machen kann, bleibt Eddie letztendlich ein Rätsel.

Eddie hat eine Tochter, lebt von ihrer Mutter getrennt, hat einen Job und doch finanzielle Probleme. Warum es ihn aber so schnell in die Kleinkriminalität verschlägt, verwundert schon. Es wird hier und da etwas angedeutet. Eddie bezeichnet sich als „streetsmart“ und man kann erahnen, dass er nicht das erste Mal in seinem Leben kriminell geworden ist. Um den Charakter Eddie zu verstehen, hätte man diesen mehr ergründen und die Figur dazu mehr erzählen lassen können. Die Figur erweist sich als komplex und keinesfalls eindimensional, wie sich spätestens zeigt, wenn William und Eddie in ein Streitgespräch über Gerechtigkeit und Moral treten. Ist die Gesellschaft schuld an der Kriminalität, weil den Armen nicht genug zum Leben bleibt? Oder sind es viel mehr die Armen, die nicht genug aus ihrem Leben machen, nicht hart genug arbeiten und sich zu leicht verführen lassen? Locked eröffnet unerwartet einen Disput, der zum Nachdenken anregt und dem Film eine ganz andere psychologische Komponente verpasst und somit schon fast die Schwächen der Figurenzeichnung überspielt. Gerade weil der vermeintlich ungebildete aus der Unterschicht, dem wohlhabenden und gebildeten William derart Paroli bieten kann, hätte man gern mehr aus der Vergangenheit von Eddie erfahren.

Fazit

„Locked“ überrascht mit seiner Komplexität trotz der simplen Handlung und der teils tiefgründigen Dialoge. Als Ein-Mann-Kammerspiel erzeugt der Film dank einer hervorragenden Kameraarbeit mit einer klaustrophobischen Atmosphäre im beengten Fahrzeug durchgängig Spannung. „Locked“ ist ein fesselnder Thriller, in dem Bill Skarsgård vielleicht seine bisher beste schauspielerische Leistung abliefert und er es damit schafft, ein paar Schwächen des Drehbuchs zu überspielen. Das eigentliche Manko des Films ist tatsächlich die Figurenzeichnung, die nicht tiefgründig ist und weshalb der Film nicht immer ganz rund ist.

Autor: Andy Mieland
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