MB-Kritik

Los Tigres 2025

Thriller

Bárbara Lennie
Antonio de la Torre
Iván Pérez Rodríguez
Silvia Acosta
Ricardo Rocca
César Vicente
Lucía Paredes
Lupe Cano
Carlos Bernardino
José Luis Rasero
Joaquín Núñez
Lorena Ávila
Úrsula Díaz Manzano
Skone
Manuel Navarro Díaz
Manuel Navarro

Inhalt

Antonio und Estrella sind Tauchbrüder. Er arbeitet im maritimen Bereich, sie erforscht das Unterwasserleben und assistiert ihm. Ihre prekäre wirtschaftliche Lage könnte sich verbessern, nachdem im Rumpf eines in Huelva vor Anker liegenden Schiffes Kokain gefunden wurde.

Kritik

Familienbande, finanzielle Verwicklungen und die unsicheren Gewässer vor Spaniens Küste entwickeln einen gefährlichen Sog in Alberto Rodríguez’ (Prison 77 - Flucht in die Freiheit) kompetenten Taucher-Thriller. Dessen toughe Titelfiguren sind zur Abwechslung weder ein romantisches Paar noch Buddies, sondern Bruder und Schwester. Ein altes Familien-Video des verstorbenen Vaters der pflichtbewusste Estrella (Bárbara Lennie, Deine letzte Stunde) und ihres älteren Bruders Antonio (Antonio de la Torre, Die Mörder meines Sohnes) etabliert beider Beziehung als geprägt von eingeschworener Kameraderie und beständigem Konkurrenzkampf. Bei einem solchen Wett-Tauchen erlitt Estrella als Kind einen Hörschaden und auch ihr Bruder spürt körperliche Konsequenzen. 

Die machen jeden Tauchgang lebensgefährlich und bedrohen seinen Lebensunterhalt bei der Crew ihres väterlichen Freundes Fat Boy (Joaquín Núñez, Olivers Universum). Als sein bester Taucher erledigt Antonio, den alle „Tiger“ nennen, gefährliche Reparaturjobs für Ölfirmen. Als seine Schulden überhandnehmen, fasst er einen riskanten Plan: Drogenschmugglern, die ihre wasserdicht verpackte Ware unter See lagern, will er heimlich einen Teil der Lieferung abzapfen. Zuerst ist Estrella dagegen - doch auch sie hat Zukunftspläne und fühlt sich für ihren Bruder genauso verantwortlich wie einst für ihren Vater. 

Schon er teilte den ökonomischen Existenzkampf der Taucher-Crew, deren Mitglieder alle von einem großen Coup träumen. Stattdessen arbeiten sie schlecht bezahlt unter gefährlichen Bedingungen für millionenschwere internationale Konzerne. Die verschmutzen das Meer, das nicht nur Estrella lieber beschützen würde; doch ihre materielle Lage lässt ihr kaum eine Wahl. Ihre doppelte Missachtung im Taucher-Team als Frau und aufgrund ihres Handicaps legitimiert Rodríguez indirekt durch seine Verklärung des Männerbunds und die Dialogebene. Obwohl der Titel „Die Tiger“ lautet, trägt nur Antonio den bewundernden Spitznamen.  

Diese gesellschaftlichen, strukturellen und familiendynamischen Facetten, deren Entwicklung glaubhafter und vor allem spannender wäre als der konventionelle Krimi-Handlungsstrang. Der strotzt nur so vor Logiklücken und losen Enden, die den Eindruck erwecken, der Regisseur und sein Co-Drehbuchautor Rafael Cobos (Prison 77 - Flucht in die Freiheit) hätten an zwei grundverschiedenen Filmen gearbeitet und die dann übereilt verbunden. So ist es an Lennie und de la Torre, die Handlung zusammenzuhalten. Beider Schauspiel und Chemie ist der stärkste Punkt einer Story, die ihre interessantesten und relevantesten Aspekte verkennt.

Fazit

Zwar prägen das Tauchen und die Verbundenheit mit der See Alberto Rodríguez‘ Krimi-Drama auf sprachlicher, charakterlicher und narrativer Ebene, doch von den eigentlichen Tauchgängen sieht man vergleichsweise wenig. Das ist umso enttäuschender, da die technisch überzeugenden Unterwasseraufnahmen mit einer eigenen Atmosphäre bestechen. Einsamkeit und Zusammenhalt, Sehnsucht und Gefahr, Ausbeutung und Möglichkeiten treffen unter Wasser aufeinander. Ähnlich der familiären Spannungen ist die ambivalente Passion stets greifbar, aber nie klar im Fokus. So bleibt der unebene Genre-Mix ein Werk der vertanen Chancen, das Schauspiel und Stimmung über Wasser halten. 

Autor: Lida Bach
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