Inhalt
Mare braucht einen neuen BH und auch die Waschmaschine müsste erneuert werden. Sie möchte einen vernünftigen Schulabschluss für die Kinder, wünscht sich, dass ihr Mann sie öfter ins Kino ausführt und will eigentlich wieder arbeiten gehen. Routiniert, aber engagiert, schmeißt sie den Haushalt ihrer Kleinfamilie mit bescheidenen Mitteln. Als ein namenloser Neuer im Ort auftaucht, wird klar, dass Mare nicht nur materielle Begehrlichkeiten umtreiben. Sie zögert nicht lange.
Kritik
Manche Klischees sind tatsächlich weit weg von der Realität. Doch, wirklich! Zum Beispiel, dass ein Dasein als Hausmuttchen eines schlecht verdienenden, speckigen, stinkenden Flughafenarbeiters, der Berufstätigkeit bei Frauen für zu viel Emanzipation hält, mit drei Kindern, in einer Mietwohnung am Rande Dubrovnik für eine Frau das Happy End sei - stimmt gar nicht. Diese überraschende Erkenntnis verdankt das Berlinale Panorama 2020 Andrea Štaka (Das Fräulein). Ihre Titelfigur ist mit dem beschriebenen Leben nämlich eines Tages nicht mehr zufrieden.
Ob es nur ein unbefriedigter Sexdrive ist oder Mare (Marija Skaricic, Shahada) beleidigt weil Gatte Duro (Goran Navojec, Spielmacher) nicht merkt, wenn sie sich hübsch macht, verrät die betuliche Seifenoper nicht, aber dafür etwas anderes: Manche Klischees entsprechen tatsächlich genau der Realität. Zum Beispiel, dass frustrierte Hausfrauen auf jüngere Handwerker stehen. Kaum schraubt Zufallsbekanntschaft Piotr (Mateusz Kosciukiewicz, The Informer) an ihrer Waschmaschine, die Duro erst abends reparieren wollte, fällt Mare über ihn her. Und noch viel mehr Klischees stimmen.
Frauen verstehen nichts von Technik, weshalb Duro den Seitensprung sofort ahnt. Wer hat sonst die Waschmaschine repariert? Verliebte Frauen klammern, weshalb Mare mit Piotr durchbrennen will. Hausfrauen gehören zu ihren Männern, weshalb Mares Ältester das extra ausformuliert. Hausfrauen müssen ihr Glück erst zu schätzen lernen, weshalb eine Schrecksekunde Mare läutert. Zur Belohnung gibt es zur Care-Arbeit noch einen bezahlten Job und die Aussicht auf gelegentliche Seitensprünge. Mehr kann frau wirklich nicht verlangen. Happy End.
Fazit
Hauptdarstellerin Marija Skaricic spielt überzeugend genug für ein Psychogramm, doch Andrea Štaka steckt sie in ein belangloses TV-Drama, dessen Figuren und Handlung im doppelten Sinne feststecken. So gibt es kein Entkommen vor den vorgestrigen Lektionen. Frauen, bleibt bei euren Männern, statt auszubrechen! Wenn euch der Haushalt nervt, bestellt euch einen attraktiven Handwerker. Männer, wechselt euer Hemd, wenn es stinkt, macht eurer Gattin Komplimente und führt sie mal aus ins Kino - in einen besseren Film.
Autor: Lida Bach