Inhalt
Die geheimnisvolle Margo ist für Quentin das begehrenswerteste Mädchen an seiner Schule. Für eine Nacht wird Quentins Traum wahr und die beiden ziehen um die Häuser. Am nächsten Tag ist Margo verschwunden - aber nicht ohne versteckte Hinweise zu hinterlassen. Die Suche nach ihr entwickelt sich für Quentin und seine Freunde zu einem aufregenden und spannenden Abenteuer, das sie quer durch die USA führt. Bei dem Versuch, Margo und ihr Universum zu verstehen, wachsen alle Beteiligten schnell über sich hinaus, und genau darin scheint die Lösung zu liegen...
Kritik
Nachdem es dem schmalzigen Teenie-Melodram „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ nicht nur vergönnt war, im literarischen Sektor ansehnliche Erfolge einzustreichen, sondern auch die mit Shailene Woodley („The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten“) und Ansel Elgort („Die Bestimmung – Insurgent“) attraktiv besetzte Kinoadaption kommerziell einschlug, war es nur eine Frage der Zeit, bis es ein weiterer Roman von John Green in die Lichtspielhäuser schaffen wird. Und mit „Margos Spuren“, dessen Vorlage 2009 mit dem Edgar Allan Poe Award in der Kategorie „Young Adult“ honoriert wurde, ist das in diesem Jahr dann auch der wenig überraschende Fall gewesen. Und auch wenn „Margos Spuren“ nun genau der glattpolierte Indie-Teenie-Flic geworden ist, den man erwarten konnte, Jake Schreier („Robot and Frank – Zwei diebische Komplizen“) hat seinem Kollegen Josh Boone immerhin voraus, dass er sich nicht zum undifferenzierten Betroffenheitskitsch hinreißen lässt.
Das mag natürlich auch der Vorlage geschuldet sein, aber man weiß ja inzwischen zu genüge, in welch verquasten Regionen das enden kann, wenn sich Jugendliche auf die Suche nach lebensweltlichen Wahrheiten begeben. „Margos Spuren“ hingegen ist ein Malen-nach-Zahlen-Indie-Teenie-Film, der wenig (genauer gesagt: gar kein) Interesse eröffnet, von den Basiskoordinaten dieser Gefilde abzurücken. So bekommen wir mit Quentin „Q“ Jacobsen (Nat Wolff, „Palo Alto“) den schüchternen Jungen als Hauptakteur präsentiert, der schon zu Sandkastenzeiten in Nachbarin Margo (Cara Delevingne, „Die Augen des Engels“) verliebt ist, sich aber nie getraut hat, den Status der Jugendfreundschaft durch einen Funken Selbstvertrauen hinter sich zu lassen, bis sich die Wege von Q und Margo eben immer stärker entzweiten. Die Typologie des Indie-Films sieht sich also schon einmal bestätigt, zum Glück wird Q nur als etwas zaudernd beschrieben, ist aber kein nerdiger Außenseiter, den das Drehbuch peinlich zu bekehren versucht.
Was im sonnengefluteten Postkarten-Suburbia-Limbus startet, wandelt sich zunehmend zur Coming-of-Age-Schnitzeljagd samt Road-Movie-Anhang. Q und seine Freunde begeben sich auf die Suche nach der verschwundenen Margo, die sich Zeit ihres Lebens am liebsten selbst enigmatisierte, was dem Drehbuch natürlich genügend Chancen verleiht, den Charakteren fade Floskeln auf die Zunge zu legen. Nur ein Beispiel: „Man muss sich erst verlieren, bevor man sich finden kann.“ „Margos Spuren“ bemüht sich keinesfalls darum, die ranzige Indie-Teenie-Film-Rezeptur um einige originelle Ingredienzen zu erweitern. Die Suche nach der eigenen Wohlfühlzone, die Selbstfindung und das Erkennen, dass die wahre Schönheit des Lebens in den kleinen, alltäglichen Dingen lauert, das Abklappern von Konventionen eben, genau diese Marschroute pflegt „Margos Spuren“ entgegen jedweder schöpferischen Sprengkraft. Immerhin bleiben verwerfliche Misstöne aus dem Spiel, stattdessen muss man die ganze Chose hier einfach nur aussitzen.
Fazit
Besser als „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ ist „Margos Spuren“ in jedem Fall, was auch vor allem dem Umstand geschuldet ist, dass in seiner Genetik niemals die Veranlagung zum verstrahlten Rührstück aufflackert. Stattdessen ist „Margos Spuren“ eben ein 08/15-Indie-Teenie-Film nach altbekannten Mustern. Nichts, was sich irgendwie verwerflich schimpfen lassen müsste, vor allem ein Film, den man einfach nur aussitzen muss.
Autor: Pascal Reis