MB-Kritik

Miss Jobson 2025

Documentary

Inhalt

Witzig, mutig und zutiefst lebensbejahend – „Miss Jobson“ ist ein intimes Porträt der Rastafari-Ikone Diane Jobson, Bob Marleys enger Freundin und Anwältin.

Kritik

“Action” und “Cut” sagt in Amanda Sans Pantlings dokumentarischem Porträt nicht die Regisseurin, sondern die Titelfigur. Es scheint nur passend für den entschiedenen Charakter Diane Jobsons, die als Anwältin Bob Marleys weit über ihren juristischen Wirkungskreis hinaus bekannt wurde, dass sie selbst die inszenatorischen Grenzen der intimen Charakterskizze markiert. Jedenfalls vor der Kamera, die der Grand Dame der jamaikanischen Justiz durch ihren Alltag folgt. Parallel dazu blickt die 83-jährige Juristin zurück auf ein bewegtes Leben.

In jenem kämpfte die rüstige Protagonistin um vieles mehr als die legalen Belange ihres berühmtesten Klienten. Zu ihm hatten mehrere Mitglieder ihre Familie eine enge Verbindung. Ihr Cousin Wayne war Marleys Produzent während ihr zweiter Cousin Dickie sein Manager wurde. Doch Dianes Claim to Fame, wie es eine Talk Show Moderatorin sagt, ist ihr unermüdlicher Einsatz für Arme und mariginalisierte Menschen. Den Beinnamen “The Poor People’s Lawyer” verdankt sie ihrem Aktivismus gegen soziale Ungerechtigkeit, Machtmissbrauch und Korruption. 

Dieses gleichsam persönliche und professionelle Engagement steht im Fokus des lebendigen Lebensbilds. Dessen Authentizität und Dynamik entspringt dem aufrichtigen Interesse an Jobson und ihrer einflussreichen Arbeit, anstelle ihrer Bekanntschaft mit einer zeitgeschichtlichen Persönlichkeit. In ein paar Jahren wolle sie sich zur Ruhe setzen, sagt sie in einem älteren TV-Interview. Doch vor der Handkamera ist sie weiterhin in den Straßen unterwegs, um übergriffige Polizisten zu konfrontieren und sich die Anliegen der Menschen im Ghetto anzuhören.  

Fazit

Systemische Gewalt und strukturelle Benachteiligung prägen das schnörkellose Szenario Amanda Sans Pantlings filmischer Monographie der Juristin und Aktivistin Diane Jobson ebenso wie paradiesische Landschaften und kommunaler Zusammenhalt. Mit Rasta-Look, trockenem Humor und schier unerschöpflicher Energie ist Jobson eine resolute Präsenz, ebenbürtig ihres durch vielfältiges Archivmaterial rekonstruierten Werdegangs. In persönlichen Interviews, Gespräch mit Freundinnen sowie ihrer Arbeit, wird die rebellische Ikone auch menschlich nahbar. Im Spannungsfeld von Aktivismus, Alter und Autonomie entsteht eine visuell und inhaltlich gleichsam lebendige Hommage 

Autor: Lida Bach
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