Inhalt
Nach einem schweren Skiunfall wird Tony in ein Reha-Zentrum gebracht. Dort muss die junge Frau nicht nur mühsam das Gehen neu erlernen, sondern auch ihr inneres Gleichgewicht wiederfinden. Zeit, um auf ihre turbulente Beziehung mit Georgio zurückzublicken: Warum haben sie sich geliebt? Wer ist dieser Mann, dem sie so verfallen war? Und wie konnte sie es zulassen, sich dieser erstickenden, zerstörerischen Leidenschaft auszuliefern? Vor Tony liegt ein langer Heilungsprozess, aber auch eine Chance, die Stücke ihrer zerbrochenen Persönlichkeit neu zusammenzusetzen und am Ende wieder frei zu sein...
Kritik
Das französische Kino ist bekannt für seine wundervollen Liebesdramen die - anders als ihr amerikanisches Pendant - meist deutlich bodenständiger, glaubwürdiger und auch emotionaler ausfallen. Regisseurin Maïwenn versucht sich nach ihrem gefeierten Drama über Pariser Polizisten "Poliezei" an einem eben solchen Liebesdrama und heuert dafür zwei von Frankreichs bekanntesten und fähigsten Schauspielern für die Hauptrollen an. Der Darstellerpreis für Emmanuelle Bercot bei den Filmfestspielen von Cannes soll ihr bei dieser Auswahl recht geben.
Tony (Emmanuelle Bercot) erleidet einen schweren Skiunfall und muss sich daraufhin in einer Rehaklinik auskurieren. Während sie dort das Gehen neu erlernen muss, hat sie viel Zeit über ihre abenteuerliche Vergangenheit mit Georgio (Vincent Cassel) nachzudenken.. So wird aus dem physischen Heilungsprozess viel mehr ein psychischer in dem sei sich schmerzhaften Fragen über die Beziehung der beiden stellt und versucht ein Stück Freiheit in ihrem Leben zurückzuerlangen.
Geschichten wie sie "Mein ein, mein alles" (oder dem passenderen französischen Titel "Mon Roi") erzählen gibt es zur Genüge. Daher sollte ein solcher Film idealerweise Elemente aufweisen, die herausstechen und das Werk über Filme ähnlicher Natur erheben. Im Fall von Maïwenns Film ist dieses Element die Schauspielkunst der beiden Hauptdarsteller die das Projekt unfassbar engagiert angehen und dabei weit mehr leisten, als das Drehbuch hergibt. Vincent Cassel überzeugt als charmantes Arschloch, dem nichts wichtiger ist als er selbst, der aber dennoch – oder gerade deshalb – eine gewisse Anziehung auszustrahlen vermag. Emmanuelle Bercot mimt die zerbrechliche und abhängige Frau, die sich auf der Suche nach Freiheit mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzt mit Bravour.
Doch was bringt der Film darüber hinaus? Leider nicht viel. Die Charaktere – so toll sie auch verkörpert wurden – sind nur Stereotype Figuren, wie man sie schon aus unzähligen Filmen kennt. Bei einer weiblichen Regisseurin würde man eigentlich eine starke Protagonistin erwarten, doch leider ist Tony eine der schwächsten und abhängigsten Filmfiguren die das Kino momentan zu bieten hat (und das sagt viel zu Zeiten von "50 Shades of Grey"). Der Liebe zwischen den beiden fehlt es an Glaubwürdigkeit. Georgio hat außer seiner (schnell durchschaubaren) Ausstrahlung nicht viel zu bieten und selbst die naivste Dame dürfte früher oder später dahinter kommen, dass der Mann ihr wohl doch nicht so gut tut. Auch inhaltlich bietet der Film nichts neues. Die Selbstfindung in der Rehaklinik ist zwar ein nettes Element und hätte – bei konsequenterer Ausführung – den Film auch um einiges aufwerten können, doch leider bleibt auch hier viel Potential ungenutzt liegen.
Fazit
"Mein ein, mein alles" lebt vom Schauspiel der beiden Hauptdarsteller - und leider nur davon. Der Film gehört mit seinen Stereotypen Figuren und seiner schon oft gesehenen und wenig einfallsreichen Geschichte eher ins Wohnzimmer als ins Kino.
Autor: Tobias Bangemann