Inhalt
Nach dem Tod seiner Geliebten verfällt der hasserfüllte Graf Montrak einer List des Teufels. Ein Ring macht ihn zum Vampir. Zwar kann das Monster irgendwann ausgelöscht werden, durch den Ring wird sein Erbe jedoch über die Jahrhunderte erhalten. Im hier und jetzt, in Bayreuth, kommt es zur großen Konfrontation zwischen den Geschöpfen der Nacht und ihren Jägern, denn die Erweckung eines neuen Vampirmeisters steht kurz bevor…
Kritik
Filme wie Montrak lassen sich eigentlich gar nicht mit üblichen Maßstäben bewerten. Das ist nicht wie Äpfel mit Birnen vergleichen, das ist wie Äpfel mit Hundekacke unterm Schuh zu vergleichen. Dann, wenn es schon zu spät ist und der ganze Scheißkram bereits schön über den Teppich verteilt wurde. Und da ist schon die Problematik: Wie hart kann/darf/muss man mit sowas ins Gericht gehen? Während etliche deutsche Filme zu Tode gefördert werden (die es eigentlich gar nicht benötigen würden) und trotzdem auf ihre Art unzumutbar sind, ist so was dann schlimmer? Ein deutscher No-Budget Genre-Film, den sein Regisseur und Autor Stefan Schwenk irgendwie realisiert bekommen hat und dabei auch noch so selbstbewusst, dass er offensichtlich nicht in die Richtung einheimischer Billo-Splatter-Freaks wie Olaf Ittenbach (Legion of the Dead), Andreas Schnaas (Violent Shit) oder Marcel Walz (Blood Feast) gehen möchte. Nein, lieber einen „richtigen“ Horrorfilm machen, sogar von absurd-epischen Ausmaß, geschmückt mit vielen relativ „bekannten“ Gesichtern (und Stimmen). Das so überhaupt in Angriff zu nehmen und tatsächlich wenigstens fertigzustellen – in welchem Zustand auch immer – sollte immerhin anerkannt werden. Das zeugt von Leidenschaft. So, und damit genug des, nennen wir es Lobes, ab jetzt wird es finster.
Es benötigt keine 2 von irgendwann schier endlosen 121 Minuten (!), und jedem halbwegs geschulten Filmfreund schwant da schon das Unheil, was einem die nächsten zwei Stunden bevorsteht. Dann, wenn zu der bekannten und aufgrund eines narrativ nicht vorhandenen Talents sogar zwingend notwendigen Erklärbär-Stimme von Klaus-Dieter Klebsch (bekannteste Dauer-Klienten u.a. Alec Baldwin, Josh Brolin oder Gabriel Byrne) ein womöglich gekapertes Mittelalterfest (oder den dort stibitzten Requisiten) verlagert wird in die fränkische Provinz. Gedreht in der Schweiz, aber egal, da kommen die Bayreuth-Boys wenigstens mal raus, der Rest spielt ja an der heimischen Tanke und wo die sich sonst so rumtreiben. Dort passiert relativ viel, aber nichts davon wird sinnvoll vorgetragen, deshalb wird Kollege Klebsch schier unverzichtbar. Der fällt auch mal einem direkten Dialog ins Wort und erläutert parallel dazu, was wir gerade sehen. Danke. Nachdem das Budget für zwei Splatter-Action-Szenen (auf dem Niveau sogar wirklich ordentlich) und einen Matrix-Bump (das war wiederum wahrscheinlich verhältnismäßig zu aufwändig für das lächerliche Resultat) am Limit war, schnell in die Gegenwart oder wo auch immer das Folgende spielen soll.
Angeblich sind wir im modernen Bayreuth, tatsächlich fühlt man sich oft irritierend (und offenbar wirklich unfreiwillig) in die späten 80er teleportiert. Womöglich spielt da die filmische Prägung von Stefan Schwenk eine Rolle. Die Bude zweier Kurzzeit-Protagonisten (der Film ist in fünf Kapitel unterteilt mit verschiedenen, später „ineinander laufenden Handlungssträngen“…oder so ähnlich) ist geschmückt mit Postern von Die City Cobra oder Near Dark – Die Nacht hat ihren Preis. Hommage ist super, aber es sollte auch Sinn machen. Hier wirkt das eher ausversehen. Wenn die Dödel in der wüsten Underground-Disse „Tech Noir“ feiern gehen, wird man komplett um 30 Jahre zurückkatapultiert, allerdings nicht im positiven Sinne. Was eine Lachnummer. Getoppt noch von der Gang moderner Vampire. Bis auf ihren Hoodie-Anführer nur alberne Statisten, von denen dem Babo ein besonders skurriles Ozzy Osbourne-Lookalike-Exemplar komplett die Show stiehlt. Obwohl oder eher weil er markant wie eine übergewichtige, hüftsteife und nach drei Schritten ausgepumpte Karnevalsgestalt immer als letzter durchs Bild stolpert. Wahnsinn, der heimliche Held des Films.
Erst jetzt kommt der eigentliche Star (Obacht:) Dustin Semmelrogge (U-900) – Sohn von Kult-Kaputtnik Martin Semmelrogge (Das Boot) – ins Spiel. Als knüppelharter Ex-Soldat Harry, der nachdem seine Schwester von den Vampiren gebissen wurde sich einer Einheit von der Bundesregierung insgeheim angeheuerter Jägern anschließt, um den Blutsaugern ein für alle Mal den Garaus zu machen. Cool. Plötzlich purzeln für Momentaufnahmen noch Cosma Shiva Hagen (7 Zwerge – Männer allein im Wald) und Antoine Monot Jr. (Absolute Giganten) durchs Bild, ansonsten ist das ein nur im realistischen Kontext ganz gruseliges Exemplar der brachliegenden deutschen Genre-Filmlandschaft, das selbst so ein dilettantischer No-Budget-Quark noch an anderen Stellen teils euphorisch gefeiert wird. Nur weil es sonst keiner macht, ist das doch immer noch meilenweit entfernt von wenigstens akzeptabel. Normalerweise sind solche Filme doch recht kurz gehalten, weil kein Geld da ist und alles in etwas Gore investiert wird. Hier gibt es zwei Stunden voller nutzloser Szenen, in denen obskur-epische Dialoge geführt werden, zuweilen erschreckend gespielt und von narkotisierender Wirkung. Man kann sich nur an den albernen Highlights hochziehen. Wenn Ex-Casting-Barde Martin Kesici als eher zur Werwolf/Neandertaler-Kreuzung denn zum Vampir mutierten, zotteligen One-Man-Freakshow aus der Kiste hüpft, ist das ehrlich gesagt fast witzig. Alles andere zeugt von schier größenwahnsinnigen Realitätsverlust.
Fazit
Wenn man die Chance hat seinen Jugendtraum zu verwirklichen und entgegen jeder Erfolgsaussichten das sogar umsetzen kann, wer würde es wenigstens nicht probieren? Von dem Standpunkt lässt sich Stefan Schwenk kaum ein Vorwurf machen. Es wird eben kritisch, wenn so ein Film – den man eher als Fan-Fiction für sich und seine Kumpels machen sollte – so „groß“ wird, dass er wirklich vermarktet werden muss. Gemessen an dem was da zum Vergleich steht, ist das rein gar nichts. Mit entsprechendem Bonus: Kaum mehr. Ein Film kann auch ohne finanzielle Mittel funktionieren, es kommt eben auf die Idee oder das vorhandenen Talent an. Hier kann maximal das Vorhaben als ambitioniert bewertet werden. Viele Große haben klein angefangen, David Lynch hatte bei „Eraserhead“ auch nicht mehr. Und ohne jetzt nicht wieder Äpfel mit Birnen vergleichen zu wollen, aber das eine ist von dem anderen so meilenweit entfernt, allein das erspart jede Diskussion, inwieweit sich die Spreu egal auf welchem Budget-Niveau sofort vom Weizen trennt.
Autor: Jacko Kunze