Inhalt
Der sture CIA-Agent Kidman, der von Vietnam-Flashbacks geplagt wird, ist auf der Suche nach Stanley Kubrick, um ihn dafür zu bezahlen, in einem Top-Secret-Projekt eine Mondlandung zu filmen – falls mit der Apollo 11 nicht alles nach Plan verläuft.Kidman soll einen mit Geld gefüllten Koffer zu Kubricks Agenten Derekbringen, um ihn von dem Deal zu überzeugen. Doch der CIA-Agent trifft auf Jonny, einen erfolglosen Band-Manager, der sich als Kubricks Agent ausgibt, um an das Geld zu kommen. Schon bald nachdem Jonny mit dem Geld wegdüst und beginnt, es wie ein echter Rockstar auszugeben, wird ihm der Rest von den Mitgliedern einer Rockerbande abgenommen, denen er Geld schuldet. Da Kidman ihn bedroht und etwas für sein Geld sehen will, muss Jonny zusammen mit seinem zugedröhnten Freund Leon und ein paar schwierigen Künstlern eine Mondlandung nachstellen.
Kritik
Fast 50 Jahre sind nun bereits ins Land gestrichen, seitdem Neil Armstrong und Edwin Aldrin im Zuge der geschichtsträchtigen Apollo-11-Mission als die ersten Menschen überhaupt den Mond am 21. Juli 1969 betreten haben. Und seit fast 50 Jahren hört man nun schon die Aluhüter unaufhörlich knistern und muss wildeste Theorien über sich ergehen lassen, die zwanghaft belegen wollen, dass die Mondlandung gar nicht stattgefunden hat: Warum sind die Diafilme nicht geschmolzen? Warum verlaufen die Schatten der Astronauten schräg? Warum flattert die Fahne? Inzwischen wurden all diese despektierlichen Konstatierungen durch logische Gegenbeweise der empirische Wissenschaftsforschung widerlegt, in den Köpfen aber bleibt die Verschwörung doch als ein ungemein interessantes Gedankenspiel haften. Wenig verwunderlich, dass ein Film wie „Unternehmen Capricorn“, der sich genau diesem Thema angenommen hat, schnell zum Klassiker avancierte, während die entlarvende Mockumentary „Kubrick, Nixon und der Mann im Mond“ den Verfechtern des angeblich konspirativen Wirkens rundum die Mondlandung entschieden den Spiegel vorhielt.
„Moonwalkers“ aber ist nun die nächste kinematographische Herangehensweise an eine womöglich inszenierte Mondhandlung, versteht sich aber keinesfalls als seriöser Paranoia-Thriller oder gar clever-reflektierende Pseudo-Dokumentation. Der debütierende Regisseur Antoine Bardou-Jacquet, ein Getreuer der Werbebranche, und sein Drehbuchautor Dean Craig („Die Trauzeugen“) hingegen definieren „Moonwalkers“ als quicklebendiges Genre-Amalgam, welches gerne mal Originalität mit Übermut verwechselt. Im Zentrum der Erzählung steht der bullige CIA-Agent (Ron Perlman,„Hand of God“), ein traumatisierter Vietnam-Veteran, der nun mit dem Auftrag versehen wird, nach Großbritannien zu reisen und Stanley Kubrick aufzuspüren, um, sollte das Apollo-Weltraumprogramm in die Hose gehen, eine Fake-Version der Mondlandung anzufertigen – Das Image der Vereinigten Staaten nämlich darf nicht leiden! Indes war es schließlich Kubrick nur ein Jahr zuvor, der mit „2001: Odyssee im Weltraum“ unter Beweis gestellt hat, dass er in der Lage ist, die unendlichen Weiten des Alls äußerst eindrucksvoll in Szene zu gießen. Selbstverständlich wird dieses Vorhaben durchkreuzt, was Kidman zu Jonny (Rupert Grint, „Harry Potter“-Franchise) führt, einem äußerst mäßigen Managers einer ebenfalls äußerst mäßigen Rockband.
Man kann von Rupert Grint und seinem schauspielerischen Talent sicher halten, was man möchte, doch als leicht desperater Allerweltsverlierer macht er seine Sache an der Seite vom gewohnt herrlichen Ron Perlman gar nicht mal übel. Die Dynamik der angespannt-widerstreitigen Zweckgemeinschaft ist es auch, die „Moonwalkers“ zu einem angenehm launigen Groove verhilft und den Zuschauer oftmals reichlich amüsiert durch die letzten Tage eines durchaus urigen Swiniging-Sixties-Chic geleitet. „Moonwalkers“ ist dabei sowohl Verschwörungs-Thriller im ungezwungenen Sinne, wie er auch launiges Zeitkolorit ist; er bereitet genauso drogeninduzierten Pennälerhumor auf, wie er sich zu einigen viszeralen Gewaltspitzen im bleihaltigen (Zeitlupen-)Konflikt hinreißen lässt, was beinahe das spielerische Flair eines Guy-Ritchie-Films evoziert. Antoine Bardou-Jacquet vollbringt es jedoch nicht, seinem Film eine natürliche Spritzigkeit einzuverleiben, seine rauschartigen Ausuferungen wirken gerne mal krampfhaft exponiert in ihrem schrillen Gebaren. Der wunderbar stoische Ron Perlman und einige nett Referenzen an das Schaffen von Stanley Kubrick allerdings machen einiges an Boden wieder gut.
Fazit
„Moonwalkers“ ist launige Feierabend-Unterhaltung; ein entspanntes Genre-Amalgam, welches sich sowohl als formschönes Zeitkolorit wie auch als greller Verschwörungs-Thriller versteht, dem es in erster Linie um das grelle Überdrehen geht. Ron Perlman und Rupert Grint machen sich in der Hauptrolle durchaus gut und Regisseur Antoine Bardou-Jacquet beweist in seinem Spielfilmdebüt, dass er sein Handwerk durchaus beherrscht. „Moonwalkers“ krankt bisweilen daran, dass er etwas zu antiklimatisch erscheint und die Schnittstelle zwischen Originalität und zwanghaftem Übermut verwechselt.
Autor: Pascal Reis