Inhalt
Violinist François Gautier ist nicht nur hervorragend in seinem Fach, sondern auch ein Pfennigfuchser, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat. Geld zu sparen verschafft ihm Glückseligkeit - Geld auszugeben dagegen bringt ihn ins Schwitzen und verusacht Panikattacken. Er verwendet unendlich viel Energie darauf, diese Macke zu vertuschen und ein halbwegs normales Sozialleben zu führen. Als jedoch eines Tages ohne Vorwarnung die 16-jährige Laura vor seiner Tür steht und ihm offenbart, dass sie seine Tochter ist, sieht sich der Pfennigfuchser mit einer Lawine an Kosten und Problemen konfrontiert. Vor allem, als sich herausstellt, dass Laura eine Idee im Kopf hat, die ihn sehr teuer zu stehen kommen könnte. Zudem bringt die plötzliche und gänzlich unerwartete Zuneigung einer neuen Kollegin, der Cellistin Valérie, nicht nur François' Gefühlswelt, sondern auch sein Sparkonzept durcheinander. Von wegen, Gefühle kosten nichts...
Kritik
„Die Erfolgskomödie aus Frankreich“ so droht es alle paar Monate von Filmplakaten. Jetzt ist es mal wieder soweit. Mit Nichts zu verschenken gelangt erneut eine französische Komödie in die deutschen Kinos und niemand geringes als Dany Boon, der den Hype rund um komische Filme aus unseren Nachbarland 2008 mit Willkommen bei den Sch'tis auslöste, ist als Hauptdarsteller an vorderster Front mit dabei.
In Nichts zu verschenken spielt er den Violinist François Gautier. Einen begabten Musiker,dessen Talent für die Geschichte allerdings unerheblich ist. Was den Mann mit der Brille in Wirklichkeit auszeichnet ist sein Geiz. François spart wo und was er nur kann und pfeift dabei auch darauf, ob er sich es deswegen mit seinen Mitmenschen verscherzt.
Als dann jedoch seine Teenager-Tochter, von deren Existenz er nichts wusste, bei ihm vor der Türe steht, wird sein sparsames Leben abrupt auf den Kopf gestellt. Plötzlich ist da jemand in seinem Leben, der warmes Wasser verbraucht, die Blätter des Klopapiers nicht abzählt und abends es sogar wagt, das Licht einzuschalten. Als wäre diese Bedrohung für François' Geldbeutel nicht schon schlimm genug, verliert er sein Herz auch noch an seine Kollegien Valérie.
Was François und uns Zuschauer dann erwartet dürfte klar sein. Während die Hauptfigur versucht zum einen sein Leben vor allzu großen Veränderungen zu schützen und dabei immer wieder damit konfrontiert wird, dass Geiz vielleicht doch nicht so geil ist, wecken die neu gefundene Tochter sowie die nette Kollegin Charakterzüge bei ihm, die ihn in einen anderen Licht erscheinen lassen. Alles also wenig innovativ und dazu auch noch total inkonsequent.
Denn Regisseur Fred Cavayé (Point Blank - Aus kurzer Distanz) und seine Drehbuchautoren können sich nie wirklich entscheiden, ob sie François nun wirklich läutern, oder ihn seine schrullige und oft auch anti-soziale Eigenheit zu gestehen wollen. Das Problem ist, dass beides so oder so nicht funktioniert: Für eine Melioration bleibt François einfach zu unsympathisch und teilweise eiskalt berechnend, so dass die Szenen, in denen er wieder in alte Verhaltensmuster fällt wesentlich einprägender sind als diese, in denen er entdeckt, dass Geld alleine eben doch nicht glücklich macht. Konträr dazu fallen die Momente, in denen der Film versucht Empathie mit François aufzubauen, hochgradig schwach aus. Das liegt daran, dass Nichts zu verschenken nie so wirklich eine funktionelle Hintergrundgeschichte darbietet, die den Zuschauer erklärt, woher sein Geiz kommt.
Zugegeben, im Prolog gibt es einen kleinen Erklärungsversuch, doch dieser versteht sich mehr als Gag. Dass ist umso bitterer, denn wie im gesamten Film ist die eigentliche Tragik hinter dem Geiz durchaus schemenhaft erkennbar. Wirklich aufgegriffen und thematisiert wird diese aber nie und so fehlt nicht nur ein Bezug zu François, sondern auch der dramatische Unterbau, der die Komik erst richtig wirksam macht.
Fazit
Geiz mag im Elektrofachhandel geil sein, bei diesem Film aus Frankreich erweist er sich aber als komödiantische Luftnummer. Schuld daran ist eine absolut inkonsequente Entwicklung der Erzählung sowie der Hauptfigur. Nicht nur Geizhälse können sich die Kosten für eine Kinokarte hier sparen.
Autor: Sebastian Groß