Inhalt
Nach über zwanzig gemeinsamen Jahren hat Sandrine genug von ihrem Mann Christophe. Vorbei sind die Zeiten wilder Romantik und verliebter Neckereien. Christophe ist kaum noch zu Hause und hört obendrein nie seine Sprachnachrichten ab. Mit Erlaubnis ihrer fast erwachsenen Kinder Loreleï und Bastien fordert Sandrine die Scheidung. In der Hoffnung, seine Ehe zu retten, schlägt Christophe ein letztes gemeinsames Wochenende mit den Kindern vor, um die Orte zu besuchen, die ihre Familiengeschichte geprägt haben. Doch wie so vieles in seinem Leben verläuft der Roadtrip nicht ganz wie geplant.
Kritik
Florent Bernard, der sich sowohl als Autor als auch Regisseur von Es liegt an dir, Chéri verantwortlich zeigt, präsentiert dem Publikum eine Komödie, die an der Oberfläche an typische französische Erfolgskomödien erinnert: viel Dialog, schnelles Tempo und eine scheinbar leichte, unterhaltsame Geschichte. Doch bereits nach kurzer Zeit offenbart sich, dass hinter dem ständigen Wortschwall mehr steckt als bloßes Geplänkel aus der Klischeekiste.
Im Zentrum der Handlung steht ein zerstrittenes Ehepaar, dessen Beziehung kurz vor dem Scheitern steht. Anders als in vielen anderen Komödien dieser Art, die häufig lediglich die Frage aufwerfen, ob die Liebe eine zweite Chance verdient, verlagert Bernard den Fokus auf eine tiefere Problematik: Ist es nicht manchmal klüger, loszulassen, anstatt an überholten und ausgedienten Lebensentwürfen festzuhalten? Diese philosophische Dimension verleiht dem Film eine gewisse Tiefe, auch wenn diese nur selten konsequent und tiefgreifend genug ausgelotet wird.
Die Inszenierung von Es liegt an dir, Chéri bleibt größtenteils unauffällig und verzichtet auf besondere visuelle oder erzählerische Akzente. Dennoch gelingen Bernard immer wieder kleine, intime Momente, in denen sich die Figuren verletzlich und emotional offen zeigen. Eine der stärksten Szenen des Films stellt der Versuch des Noch-Ehemanns Christophe (José Garcia, Spiral - Im Strom der Lügen) dar, seine Frau Sandrine in einem Restaurant mittels einer Karaoke-Darbietung zurückzugewinnen. Was zunächst als komödiantische Einlage beginnt, entpuppt sich als emotionaler Moment, in dem sich die wahren Sehnsüchte und Verletzungen des Charakters offenbaren. Zwar erreicht der Film dabei keine tiefe psychologische Komplexität, doch solche Szenen besitzen durchaus eine spürbare emotionale Wirkung.
Hauptdarsteller Garcia überzeugt in der Rolle des überambitionierten Christophe, der stets zu sehr um sich selbst dreht. Seine guten Absichten scheitern regelmäßig an seinem mangelnden Gespür für Timing und Angemessenheit. Er ist gleichzeitig Vater, Ehemann und, wie es scheint, immer noch ein wenig Kind geblieben – ein Charakterzug, der den wachsenden Graben zwischen ihm und seiner Ehefrau Sandrine verstärkt. Sandrine, die von Charlotte Gainsbourg (Der denkwürdige Fall des Mr. Poe) verkörpert wird, hat sich weiterentwickelt, während ihr Ehemann in alten Verhaltensmustern verharrt. Bernard verurteilt diese Entwicklung nicht, sondern zeigt sie als natürlichen, wenn auch schmerzhaften Prozess des Auseinanderlebens.
Doch anstatt diese emotionale Spannung konsequent zu vertiefen, verstrickt sich Regisseur Bernard immer wieder in überflüssige, leichtfüßige Szenen, die eher als Füllmaterial dienen. Diese Passagen schwächen die Wirkung der ernsthafteren Momente und führen dazu, dass Es liegt an dir, Chéri letztlich mehr als Komödie denn als Drama wahrgenommen wird. Hier verschenkt der Film viel Potenzial, indem er die Wunde des Zerfalls einer Ehe nicht weiter erforscht, sondern lieber auf unverbindliche Feel-Good-Elemente setzt.
Nichtsdestotrotz erweist sich Darstellerin Charlotte Gainsbourg erneut als fester Bestandteil des französischen Kinos. Ihre Darstellung der verletzlichen, aber niemals kraftlosen Sandrine verleiht der Figur trotz der Schwächen des Drehbuchs Würde und Präsenz. Es ist bedauerlich, dass Florent Bernard diese und andere Qualitäten seines Films nicht konsequenter nutzt, sondern sie immer wieder durch banales Geplänkel und humoristische Einlagen verwässert.
Fazit
Wenn es dramatisch wird, gelingt es Autor und Regisseur Florent Bernard, zutiefst bewegende und zugleich schonungslos ehrliche Momente einer Beziehung im Endstadium zu inszenieren. Diese authentischen, teils destruktiven Szenen hätten für sich genommen eine starke emotionale Wirkung entfalten können. Die hinzugefügten Elemente einer Familien- und Feel-Good-Komödie erweisen sich hingegen als unnötig und beeinträchtigen den natürlichen Erzählfluss. Sie lassen den Film eher holprig als kohärent auf seinen Abschluss zusteuern.
Autor: Sebastian Groß