Inhalt
November 2015: eine Reihe tödlicher Terroranschläge erschüttert Paris und die französische Anti-Terror-Abteilung gerät unter enormen Druck, die Terroristen so schnell wie möglich zu finden. Dank der Intuition der jungen Rekrutin, Leila, und der Zusammenarbeit mit der CIA werden schließlich zwei Terroristen – einer von ihnen niemand anderes als der Drahtzieher der Anschläge selbst – identifiziert. Ein packender Wettlauf gegen die Zeit beginnt, bevor die Terroristen versuchen erneut zuzuschlagen…
Kritik
Wenn der unerbittliche Spezialagent Fred (Jean Dujardin, Online für Anfänger) in Cedric Jimenezs (BAC Nord) Polizeitkrimi gen Abschluss der handlungsbildenden Terrorermittlungen verkündet, sein Team hätte gerade erst begonnen, klingt das nach einer doppelten Drohung: gegen alle, die zu Recht oder Unrecht ins Visier der Einsatzgruppe geraten und gegen alle, die auf Action mit Anspruch gehofft haben. Von letzten ist die Chronik der Jagd nach den Verantwortlichen der Pariser Terroranschläge des 13. Novembers so weit entfernt wie von Nuancierung und Neutralität.
Grauzonen kennt der tendenziöse Thriller nicht. Wer ins Visier der knallharten Kollegen gerät, ist irgendwie mitschuldig. Wenn nicht an den Anschlägen, die im titelgebenden Monat 2015 die französische Hauptstadt erschütterten, dann an einem anderen Verbrechen. Ein irrtümlich Verdächtiger hat im Kühlschrank kiloweise Koks. Dass die als Europas erste Selbstmordattentäterin geächtete Hasna Aït Boulahcen nur eine psychisch labile Randfigur war, die bei einem desaströsen Einsatz als Kollateralschaden abgeknallt wurde, interessiert nicht. Die Wahrheit ist hier Interpretationssache.
Diese Dialektik der sich augenscheinlich aufgrund Budgetmangels großteils in hektischen Büroräumen ausbreitenden Handlung gilt auch für die Charaktere. Sowie jede falsche Fährte die Agent*innen doch zu den Richtigen führt, erscheinen selbst unethische Taten gerechtfertigt. Versichert Fred seiner in Tränen aufgelösten Mitarbeiterin Ines (Anaïs Demoustier, Coma), sie könne stolz sein, eine Zeugin manipuliert zu haben richten sich diese Worte tatsächlich an das Publikum. Das lernt eine Lektion in sanktioniertem Nationalismus, die deren Langweiligkeit nicht harmloser macht.
Fazit
Dass jeder muslimisch gelesene Mann und jede Frau mit Tschador jeden Moment alles in die Luft jagen könnte, weil „die“ alle unter einer Ecke stecken, ist eine der dubiosen Botschaften, die Cédric Jimenez mechanische Laudatio auf die französische Anti-Terror-Einheit vermittelt. Differenzierung und Transparenz übergeht die unkritische Heroisierung der Ermittlungen. Die auf adrenalingepeitschter Administrativ-Ebene versackende Story ist jingoistisches Junk Food für ein rechtspopulistisch aufgeschlossenes Publikum, das nach patriotischer Radikalisierung und simplen Feindbildern hungert.
Autor: Lida Bach