Mit Mr. No Pain bringt Paramount eine Actionkomödie auf die Leinwand, die sich bemerkenswert leicht macht und letztlich vor allem von ihrer zentralen Idee lebt. Das Drehbuch ist von einer narrativen Minimalistik geprägt, die sich auf ein einzelnes Konzept stützt, das dem Film eine vermeintliche Einzigartigkeit verleihen soll. Die Prämisse ist dabei ebenso simpel wie effektvoll: Hauptfigur Nathan empfindet keinerlei Schmerz. Diese Besonderheit dient nicht nur als wiederkehrender Gag, sondern auch als dramaturgische Grundlage für eine Geschichte, die im Grunde altbekannte Muster variiert.
Jack Quaid übernimmt die Hauptrolle und verleiht der Figur seinen gewohnten Charme. Bekannt aus der Erfolgsserie The Boys sowie der satirischen Horrorkomödie Companion - Die perfekte Begleitung, spielt er im Kern erneut den Durchschnittstypen, der sympathisch genug ist, um Aufmerksamkeit zu wecken, aber nie so charismatisch, dass er nachhaltige Faszination auslösen würde. Doch gerade diese Unauffälligkeit wird zur stärksten Eigenschaft seines Charakters. Nicht Quaids darstellerische Nuancen hinterlassen bleibenden Eindruck, sondern vielmehr die konsequente Art, mit der Nathan seine Schmerzunempfindlichkeit durchlebt. Angetrieben von der Entführung seiner Freundin Sherry, entwickelt sich der unauffällige Bankangestellte wider Willen zum Actionhelden.
Strukturell folgt Mr. No Pain einem klassischen From Zero to Hero-Narrativ, allerdings mit einem entscheidenden Unterschied. Während ein John Wick seinen Rachefeldzug mit eiskalter Präzision verfolgt, würde Nathans Pendant in dieser Geschichte nach der Ermordung seines Haustiers vermutlich keinen härteren Kurs einschlagen, sondern einfach ein anderes Tier adoptieren. Vom toten Hund, zum lebendigen Goldfisch. Hauptsache kein Stress.
Gerade diese ironische Distanz zur eigenen Prämisse macht den Film zu einem reizvollen, wenn auch letztlich limitierten Erlebnis. Anders als in Werken wie Nobody oder Love Hurts ist Nathan kein heimlicher Elite-Kämpfer, sondern ein einfacher Bankangestellter, der durch Zufall in eine Spirale aus Gewalt gerät. Nachdem der Film sich einen ausgedehnten ersten Akt nimmt, um die Exposition zu etablieren, beginnt die eigentliche Jagd auf die Entführer seiner Freundin. Doch statt kühler Berechnung oder scharf gezeichneter Action-Sequenzen dominieren Zufall und unorthodoxe Wendungen das Geschehen. Es ist weniger Nathans Geschick als vielmehr eine skurrile Verkettung von Ereignissen, die ihn immer wieder in prekäre Situationen stürzt.
Das Regie-Duo Dan Berk und Robert Olsen (Villains) inszeniert diese Momente mit sehr standartisierten Gespür für grotesken Humor und exzessiven Slapstick, wobei ein klarer Fokus auf blutigen Schabernack gelegt wird. Ausgerissene Fingernägel, offene Brüche, Schuss- und Stichverletzungen reihen sich in schneller Abfolge aneinander, stets in Verbindung mit einer überzeichneten Ironie, die den Schmerz der Figuren zu einem beinahe nebensächlichen Element degradiert. Das hat teilweise schon etwas von einem Live-Action-Cartoon, auch wenn die letzte Prise Anarchismus fehlt. Doch das ist nicht das größte Probleme. Viel mehr ist es fatal, dass sich das Konzept rasch abnutzt. Der immer wiederkehrende Gag, dass Nathan selbst in den brutalsten Szenen keinerlei Reaktion zeigt, verliert rasch an Wirkung, da sich letztlich nur die Art der Verletzungen verändert, nicht aber der dramaturgische Ansatz.
Die Actionsequenzen erweisen sich dabei ebenfalls nicht als Rettungsanker. Zwar gibt es solide inszenierte Kämpfe, doch fehlt es diesen an Intensität und inszenatorischer Raffinesse. Im direkten Vergleich wirkten selbst die Scharmützel im kürzlich gefloppten Love Hurts ansprechender choreografiert – was allerdings nicht als Empfehlung für diesen Titel verstanden werden sollte. In Mr. No Pain bleibt die Action eher eine pflichtbewusste Notwendigkeit, ohne jemals echte kinetische Energie zu entfalten.
Auch die Nebenfiguren fügen sich nur bedingt in die dürre Handlung ein. Das Drehbuch bemüht sich zwar, unterschiedliche Charaktere zu etablieren, doch wirklich Substanzielles bleibt abseits von Jack Quaid und Prey-Kriegerin Amber Midthunder, die immerhin über eine glaubwürdige Chemie verfügen, nicht hängen. Die meisten Figuren dienen in erster Linie als narrative Funktionen, die sich passgenau in den Plot einfügen, ohne jedoch darüber hinaus echte Eigenständigkeit zu entwickeln. Letztlich ist Mr. No Pain eine streckenweise unterhaltsame Actionkomödie, die mit ihrer Grundidee punktet und sich dieser mit viel Enthusiasmus widmet. Wer Freude an überdrehtem Slapstick sowie ironisierter Gewalt hat, wird hier auf seine Kosten kommen.
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