MB-Kritik

Preoperational Model 2024

Short, Animation

Tine Street Andersen
Mette Marie Fisker

Inhalt

Prinzessin Sophie und ihre Zofe Jessica bereiten sich auf den neuen Tag bei Hofe vor. Sophies Hadern mit ihrem zukünftigen Dasein als Königin stellt Hierarchien, Rollenzuweisungen und Zeitebenen auf den Kopf. Eine Entmachtung aus Perspektive der Mächtigen.

Kritik

„The most beautiful flowers are always those which are hardest to get“, sinniert eine der grotesken Gestalten Philip Ullmans filmischen Triptychons mit einer Mehrdeutigkeit, die auch die inhaltliche Interpretation des seltsam schönen Schreckenskabinetts einbezieht. Die allegorische Aussage des kunstmärchenhaften Kurzfilms entzieht sich jeder simplen Deutung und fesselt nicht zuletzt dank der Verschlüsselung ihrer motivisch und atmosphärisch verflochtenen Kapitel. Das Mysterium ist teil der monströsen Mimesis. 

Wie schon in seinem vielbeachteten Erstling What Dying Feels Like rekonstruiert die fragmentarische Handlung die narrativ behandelten Gefühle von Isolation, Entfremdung, Ohnmacht und irrationaler Wut durch ihre bizarre Ästhetik. Die in den drei Episoden jeweils paarweise auftretenden Protagonistinnen ähneln in ihrer Vereinigung animalischer und anthropomorpher Aspekte computergenerierten Chimären. Befallen von unruhiger Melancholie wandeln sie durch gegenwärtige und historische Szenarien, deren Schnittpunkt in ihren eigenen Gedanken liegen. 

Fazit

Mit seiner von Nicoletta Ceccoli und Mark Rydens süßlichen Schreckensszenarien inspirierten Bildwelt hinterfragt Philip Ullmans kryptischer Kurzfilm die Reflexe von Ekel und Ablehnung, die äußerlich akkumulierte Faktoren bei den Betrachtenden auslösen genauso wie die sich über Jahrhunderte und Gesellschaftsschichten hinweg wandelnden, doch als solche konstant bleibenden Mechanismen emotionaler Repression. Die entzündlichen Geschwüre, von denen die puppenartigen Protagonistinnen übersät sind, werden zum symptomatischen Sinnbild psychosomatischer Pervertierung. 

Autor: Lida Bach
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