Inhalt
Das Gebäudeensemble der Hamburger Geburtsklinik und Kunstschule, wo die Regisseurin unterrichtete, bietet den Ausgangspunkt für diese filmisch sachliche Befragung der Vereinbarkeit von Mutterschaft und Karriere – über drei deutsche Generationen hinweg.
Kritik
Es scheint eine hehre Aufgabe, die sich Katharina Pethke in ihrer didaktischen Doku gestellt hat. Eine in ihren Ambitionen erstickte Künstlerin zu retten, wenn auch mehr aus der Obskurität als vor dem Vergessen. Letztes setzt voraus, dass jemand überhaupt erst ei mal bekannt war. Doch das gilt nicht für Maria Schramm. Sie studierte in der Nachkriegszeit an der Hamburger Kunsthochschule, bekannt für Gastprofessuren Maria Abramovics und das Wandgemälde Die ewige Welle.
Entworfen von Willy von Beckerath, ziert es seit 1918 die Aula, wo Marina Abramovic 1993 eine die Abbildungen hinterfragende Performance inszenierte. Das alles erzählt die Regisseurin und Drehbuchautorin mit einschläfernder Vorlesungsstimme, obwohl es mit Schramm, die als junge Frau etwas Zeichentalent zeigte und nebenher malte, höchstens entfernt zu tun hat. Abramovic sprach freimütig über ihre Abtreibungen und dass Kinder für sie „eine Katastrophe“ gewesen wären. Diese Erkenntnis bestätigt Marias Leben.
Das widmete sie in bürgerlicher Bequemlichkeit den vier Kindern und dem Gatten. Ihre Tochter, die ebenfalls auf der HKH landete, entkam dem Mutterschaftsmuster trotz etwas Aufbegehrens ebenfalls nicht, wobei die Talentfrage bei ihr geflissentlich verschwiegen wird. Hat die zähe Inszenierung den biografischen Bogen scheinbar genug (über)spannt, um endlich über das angekündigte Thema Mutterschaft vs Kunstkarriere zu sprechen, kommt der Twist. Marias Tochter hat auch eine Tochter. Und die heißt …?
Fazit
Die aspirierende Kunstschaffende, die Katharina Pethkes verklausulierte Familienchronik aus dem Schatten holen will, ist sie selbst. Wenn Mutter und Großmutter dadurch auch „entdeckt werden“ und sie als Erbin einer Begabtendynastie dasteht, umso besser. Die kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Verwandtschaft und deren Schaffens fehlt ebenso wie die mit mütterlichen Privilegien. Der feministische Firnis ist lediglich Instrument, um der Mischung aus bebilderter Baubegehung und verstaubter Dia-Vorstellung den Nimbus von Relevanz zu geben.
Autor: Lida Bach