3.7

MB-Kritik

Retribution 2023

Action, Drama, Crime

3.7

Liam Neeson
Noma Dumezweni
Lilly Aspell
Jack Champion
Arian Moayed
Embeth Davidtz
Matthew Modine
Emily Kusche
Luca Márkus
Bernhard Piesk
Michael S. Ruscheinsky
Antonije Stankovic
Christian Koerner
Gerhard Elfers
Tine Gerhäeusser
Peter Miklusz

Inhalt

Natürlich hatte Matt (Liam Neeson) vergessen, dass er heute die Kinder zur Schule bringen muss. Doch aus dem kleinen Streit mit seiner Frau Heather (Embeth Davidtz) wird schnell ein großer Albtraum. Kaum sitzt der Investmentbanker mit Emily (Lilly Aspell) und Zach (Jack Champion) im Auto, meldet sich ein Unbekannter. Der Anrufer behauptet, in Matts Auto sei eine Bombe versteckt. Wenn auch nur ein Passagier aussteigt, werden alle sterben. Matt erfasst die Panik. Wer ist der Unbekannte? Was will er? Ist die Drohung wahr? Während Matt mit seinen Kids durch ein friedliches Berlin fährt, wächst im Auto das Chaos. Es geht um viele Millionen – und um ein schmutziges Geheimnis.

Kritik

Vor einigen Jahren wäre es nicht verwunderlich gewesen. Doch heutzutage wird man schon stutzig, wenn ein neuer Film mit seine Weltpremiere bei den Filmfestspielen in Venedig feiert. Mittlerweile ist der irische Schauspieler mehr für recht gleichförmige Action- und Thrillerkost bekannt, als für anspruchsvolle und vielseitige Rollen. Aber gerade, wenn durch die Uraufführung von In the Land of Saints and Sinners der Glaube aufkeimt, dass er zu alter Stärke und vor allem Relevanz zurückgefunden hat, startet mit Retribution ein Film in den Kinos, der diesen Eindruck unsanft über den Haufen fährt.

Retribution basiert auf dem spanischen Anrufer unbekannt, der bereits in Südkorea (Hard Hit) sowie in Deutschland (Steig. Nicht. Aus!) ein Remake erhalten hat. Nun fährt also Liam Neeson seine Kinder und eine Bombe in seinem Auto spazieren. Der Hollywood-Star  ging ja vor einiger Zeit in Actionrente. Seine Beteiligung hier ist keine Abkehr von diesem selbst erwählten Ruhestand. Denn trotz Sprengstoff unterm Fahrersitz und der ein oder anderen Verfolgungsjagd versteht sich der Film mehr als SUV-Kammerspiel. Gut so. Denn die wenigen Sequenzen mit durchgetretenem Gaspedal bringen den Puls nicht gerade in die Höhe. Wobei leider auch konsterniert festgehalten werden muss, dass der Titel auch spannungstechnisch ziemlich mickrig ausgestattet ist.

Regisseur , der es mit Werken Predators oder Motel schon wesentlich besser gemacht hat, gelingt es enttäuschenderweise zu keiner Zeit wirklich fesselnde Momente oder Szenen zu erzeugen. Die Inszenierung ist zu versteift und das Bedrohungsszenario wird auch nie richtig überzeugend ausgespielt. Das liegt auch daran, weil der in Berlin spielende Film seine Umgebung außerhalb der Karosse mehr schlecht als recht einsetzt. Aus der Hauptstadt wird wenig bis gar nichts herausgeholt. Gegen Ende gibt es z. B. eine Demonstration, die aber mehr wirkt wie ein Protestmarsch in irgendeiner Gemeinde. Dass Retribution tatsächlich in einer Metropole spielt, wird nie so richtig ersichtlich. Wobei das wiederum zur Rolle von Neeson passt. Sein Matt Turner ist eine Abziehfigur, deren moralischer Wandel in erschreckend verödeten Bahnen verläuft. Das Spiel es Oscar nominierten Schauspielers passt sich dem an. Um es ganz böse zu sagen: Man merkt schon, dass hier der Paycheck verlockender war, als das Drehbuch.

Das Geld verdient werden soll ist ja verständlich, was hingegen für Verwunderung sorgt, ist der Handlungsort des Films. Warum Deutschland? Warum Berlin? Mit dem eben bereits genannten Steig. Nicht. Aus! gibt es doch schon ein Remake aus der Bundesrepublik. Bereits das konnte dem (ebenfalls nicht so gelungenem) Original aus dem Jahre 2015 nichts Nennenswertes hinzufügen. Neuverfilmung Nummer drei macht da keine Ausnahme, außer einen famosen (wahrscheinlich ungewollten) Gag, über den auch wirklich nur Zuschauer*innen lachen werden, die mit der Deutschen Bahn unterwegs sind. Ansonsten werden hier keine genuinen Inhalte oder Ideen geboten. Nicht einmal der Versuch wird unternommen. Es wird zu sehr auf die Grundprämisse vertraut, die alleine aber nicht ausreicht für einen kompletten Spielfilm. Insgesamt ist das Ergebnis nichts, was immenses Kopfschütteln lohnt (zu rechtfertigen wäre es), aber auf der anderen Seite auch nichts, was es zu erwähnen oder loben gibt. Ein Film, der so bleiern uninteressant, abgeschmackt und dürftig ist wie sein Titel, der mehr nach Direct-to-DVD-Ware klingt, als nach Kino. Auf der großen Leinwand hat solch ein Versäumnis wie Retribution auch eigentlich nichts zu suchen.

Fazit

Die Suche nach einem freien Parkplatz ist spannender und mitreißender als dieses tumbe Remake, in dem Liam Neeson im Grunde die perfekte Besetzung ist, denn er agiert passenderweise auf Autopilot.

Autor: Sebastian Groß
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