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Quelle: themoviedb.org

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Oktober 1944 in Auschwitz-Birkenau. Der ungarische Saul Ausländer ist Teil eines Sonderkommandos jüdischer Gefangener, die getrennt von den übrigen Lagerinsassen den Nazi bei ihre Todesmaschinerie helfen müssen. Bei der Arbeit im Krematorium entdeckt Saul die Leiche eines Jungen, die er für seinen Sohn hält. Saul stellt einen scheinbar unmöglichen Plan auf: Er will die Leiche vor den Flammen retten und einen Rabbi finden, der für den Jungen betet und ihm eine anständige Beerdigung gewährt.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

International gefeiert und mit Preisen überhäuft gilt "Son of Saul" als DER Anwärter für den besten fremdsprachigen Film bei den Oscars. Doch trotz dieser international durchweg positiven Resonanz und der gerade für Deutschland interessanten und wichtigen Thematik, hat es der Film in der Bundesrepublik verdammt schwer. Bereits im letzten Jahr erwarb Sony Pictures bei den Filmfestspielen von Cannes die Rechte für den deutschen Vertrieb, wusste aber danach scheinbar nicht so recht, was sie damit anfangen sollten. Da der Vertrieb den Film als zu anspruchsvoll und düster für das deutsche Publikum erachtete, sah alles nach einem Direct-to-DVD Release aus. Erst nach den Oscar Nominierungen sah Sony seine Chance, mit dem Film auch auf der großen Leinwand Profit zu schlagen. Wobei "große" Leinwand hier nicht ganz passt, denn der Film wird weiterhin nur eine sehr kleine Auswertung erhalten. Ein Armutszeugnis für einen der größten Filmverleiher Deutschlands und schade für all diejenigen, denen der Zugang zum Film dadurch verwehrt bleibt. Denn "Son of Saul" ist ein Meisterwerk, das vor allem im Kino seine volle Wucht zu entfalten vermag.

Gegen Ende des zweiten Weltkriegs befindet sich das Vernichtungslager Auschwitz mehr und mehr im Chaos. Die Nervosität ist den Wärtern anzumerken und ermutigt die Insassen ihren Fluchtplan in die Tat umzusetzen. Helfen soll dabei der Jude Saul (Géza Röhrig), der Teil des aus Lagerinsassen zusammengestellten Sonderkommandos ist, welches die Nazis bei ihren Gräueltaten unterstützen muss. Als Saul aber glaubt unter den Opfern seinen Sohn gefunden zu haben, ändert sich alles. Anstatt sich auf die Flucht zu konzentrieren unternimmt Saul alles menschenmögliche um seinem Sohn ein angemessenes Begräbnis zu ermöglichen. Unter den gegebenen Umständen ist dieses Vorhaben aber alles andere als leicht und bringt Saul immer wieder in Lebensgefahr.

Der Holocaust ist eine Thematik, dessen filmische Annäherung viel Respekt, Sensibilität und auch Mut verlangt. All dies bringt der noch unerfahrene Regisseur László Nemes mit und schafft mit seinem Spielfilmdebüt den bis dato wichtigsten und besten Beitrag zur Thematik. Im Mittelpunkt seiner Inszenierung steht die von Mátyás Erdély geführte Kamera. Sträflich bei den Oscars vernachlässigt versteht sich Mátyás Erdély darin, zu jedem Zeitpunkt nicht nur wesentliches einzufangen sondern aus Respekt auch gewisse Dinge in der Unschärfe verschwinden zu lassen. In teilweise recht langen Plansequenzen ist seine Kamera dabei stets auf den Protagonisten fokussiert, klebt geradezu an ihm und verlässt ihn den ganzen Film hindurch nur selten. Dieser dokumentarische Stil erleichtert nicht nur die Annäherung an Saul - über den wir sonst nur wenig erfahren - sondern lässt den Zuschauer durch diesen hohen Grad an Realismus Teil des Geschehens werden. Wir begleiten Saul auf seinem Weg, wir leiden mit ihm und wünschen uns - ähnlich wie die Lagerinsassen - nichts sehnlicher, als endlich aus dieser Hölle zu entkommen.

Gerade weil die Kamera fast zwei Stunden lang unentwegt am Protagonisten klebt, Muss dieser die Last des Films alleine auf seinen Schultern tragen. In Amerika wäre ein solcher Film wohl voll von Oscar-Bait-Momenten, in denen uns der Darsteller sein Leiden ins Gesicht klatscht. Doch zum Glück ist er das nicht und so überrascht der ungarische Schauspieler Géza Röhrig mit einer angenehm zurückhaltenden Darstellung. Wir sehen hier keine übertriebenen Gefühlsausbrüche sondern die nuancierte Darstellung von Emotionen. Das ist keine Oscardarstellung, wohl aber eine realistische die dem Film deutlich zuträglicher ist.

Wichtig in einem Werk über den Holocaust ist vor allem der Umgang mit den Opfern und den Gräueltaten der Nazis. László Nemes verfolgt hier eine Taktik, die spätestens seit "The Texas Chainsaw Massacre" jedem geläufig sein dürfte. Anstatt die Gewalt und Unmenschlichkeit der Geschehnisse direkt zu zeigen, schockiert Nemes lieber durch deren Abwesenheit. Leichen sehen wir oft nur verschwommen im Hintergrund und auch das Leid wird eher durch Ton anstatt durch Bild übermittelt. Prägnant für diese Art der Inszenierung ist eine Szene zu Beginn des Films, in der wir quasi neben Saul vor der Gaskammer stehen und den Schreien der Opfer zuhören müssen. Ein schmerzhafter aber stets respektvoller Umgang mit dem Leid, der durch eine direkte Darstellung der Gewalt nie hätte erreicht werden können.

Fazit

Eindringliches und aufwühlendes Kino, dass uns den Holocaust nicht nur sehen sondern - soweit eben möglich - durchleben lässt.

Kritik: Tobias Bangemann

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