Inhalt
Fünfter Film des gefeierten südkoreanischen Regisseurs Kim Ki-Duk, in der wiederum Sexualität, Unterdrückung und Gewalt zentrale Themen sind. Ein junges schönes Mädchen lebt an einem Seeufer und bietet den anwohnenden Männern ihre Liebesdienste an. Da tritt ein Flüchtender in ihr Leben.
Kritik
Er ist neben Park Chan-wook einer der bekanntesten südkoreanischen Regisseure. Mit 20 Langfilmen hat der 1960 geborene Kim Ki-duk eine beeindruckende Vita vorzuweisen. Zu den bekannteren gehören „Frühing, Sommer, Herbst, Winter… und Frühling“ und „Pieta“, letzterer gewann 2012 den goldenen Löwen in Venedig; als erster südkoreanischer Film überhaupt. Sein Film „섬 Soem – The Isle“ ist bereits aus dem Jahr 2000, die Veröffentlichung erfolgte bei uns aber erst jetzt, völlig zu unrecht.
Paradiesisch ist der Ort, an dem die schöne und mysteriöse, weil stumme Hee-jin (Suh Jung) lebt. Ein kleiner See mit leicht grünlichem Wasser irgendwo in Korea, umgeben von grünen Wäldern, in der Ferne erblickt man Bergmassive. Hee-jin betreibt einen Hausbootverleih, der von Anglern genutzt wird. Aber nicht nur Angler nutzen die Ruhe und Abgelegenheit fern der hektischen Großstädte. Auch Prostituierte und ihre Freier bedienen sich gern der kleinen, nur per Boot zu erreichenden Hütten. Und nicht nur das, auch Flüchtige Verbrecher wähnen sich in der Abgeschiedenheit in Sicherheit. Hee-jin ist das Treiben egal, sie bessert ihre Kasse sogar mit dem ein oder anderen Fischer auf und muss deren Erniedrigungen ertragen.
Wirklich paradiesisch ist nur die Umgeben, die Menschen haben längst die Unschuld verloren. Es werden Tiere gequält, Frauen geschlagen, die Umwelt verschmutzt. Dazu scheint der Mensch nur für eines geschaffen worden zu sein, sich zu vermehren. Denn die Menschen verwandeln sich, haben sie erst die Ketten und Zwänge des gesellschaftlichen Lebens abgeworfen, in triebgesteuerte (Un)Tiere. Inmitten schweigt eine sündige Eva, die auch durch Anspielungen des Films an eben jene biblische Figur erinnern soll. Der passende Adam gesellt sich in Form des flüchtigen Hyun-shik (Kim Yoo-suk), der seine Frau und ihren Liebhaber in flagranti erwischte und sie ermordete. Vieles ist der Bibel entliehen, das merkt auch der Atheist. Es entwickelt sich Liebe, besonders aber Eifersucht, die in Gewalt mündet.
Diese für westliche Augen ungewohnt explizite Gewalt sorgte angeblich für Erbrechen und Ohnmachtsanfälle beim Festivalpublikum in Venedig. Dabei ist es nicht die gezeigte, sondern im Kopf weitergesponnene Gewalt, die unangenehm wird. Eben auch die Bibel hält extrem gewalttätige Auszüge parat. Diese mit den ruhigen Stellen zu einem explosiven Gemisch gewobenen Szenen bilden einen Film, der wunderschön in seinen Bildern aber verstörend in seiner Handlung ist. Hier prallen wahrlich zwei Extreme aufeinander.
Fazit
Trotz der FSK-16 Freigabe kein Zuckerschlecken, kann sich „The Isle – 섬 (Soem) “ auch in jeder auch nicht asiatischen Filmsammlungen blicken lassen. Der Film geht Hand in Hand mit so bekannten koreanischen Streifen wie „Oldboy“ und „I Saw the Devil“, auch was den Grad der Verstörung angeht.
Autor: Magnus Knoll