Inhalt
Jake und Kristy sind frisch verheiratet, aber offenbar noch längst nicht bereit für die Ehe. Beide hadern sie früh mit ihrem Alltag. Als Kristy „endlich“ schwanger wird, muss man sich schließlich den Konflikten ernsthaft stellen.
Kritik
Wenn ein Name stellvertretend für das Kino der 80er genannt werden müsste, dann wäre John Hughes (Breakfast Club – Der Frühstücksclub) mindestens in der engeren Wahl. Natürlich kein Kandidat für den ganz großen Boxoffice, aber wie kaum einem Zweiten gelang ihm mit seinem ausdrucksstarken Output als Regisseur, Autor und Produzent eine Marke und Wiedererkennungswert innerhalb dieser Dekade, die ihres Gleichen sucht. Zwischen Sixteen Candles – Das darf man nur als Erwachsener und Ist sie nicht wunderbar? schuf er in nur drei Jahren praktisch doppelt so viele Klassiker des Coming-of-Age-Films. She’s having a Baby wirkt wie die logische Weiterentwicklung des bisher erfolgsträchtigen Konzepts und ist dahingehend mehr als nur konsequent. Die Schule ist vorbei, nun steht das Erwachsenwerden nicht nur vor der Tür. Es klopft vehement an und bevor du dich umguckst, befindet man sich schon vor dem Traualtar.
So geht es zumindest Jake (Kevin Bacon, Boston), der völlig überfordert wirkt mit der „Bürde“, seine Jugendliebe Kristy (Elizabeth McGovern, Es war einmal in Amerika) zu ehelichen. Am liebsten würde er noch kurz vor der Trauung das Weite suchen und wird dahingehend von seinem besten Kumpel und Trauzeugen Davis (Alec Baldwin, Glengarry Glen Ross) noch bestärkt, aber natürlich zieht er nicht den Schwanz ein. Der - so präsentierte - Anfang vom Ende, denn was John Hughes hier manifestiert ist die personifizierte Bindungs- und Beziehungsangst, die beinah schon in einen manischen Bereich mündet. Die Idee ist angesichts seiner bisherigen Arbeiten interessant und folgerichtig, beschäftigte er sich doch bisher mit den Belangen, Sehnsüchten und Problemen von Heranwachsenden im Abschlussalter. Dieser Film beginnt, wo praktisch alle John Hughes-Arbeiten bisher endeten. Nun ist man an dem Punkt, an dem die High School hinter einem liegt und man unweigerlich in das Erwachsenwerden getaucht wird. Ob man dazu bereit ist oder nicht – danach fragt keiner. Genauso unfreiwillig wirkt diese Eheschließung zu Beginn und bevor jetzt auch nur der Hauch von Romantik aufkommt: Es wird diesbezüglich tatsächlich nicht (viel) optimistischer.
Von Anfang an scheint hier niemand wirklich glücklich mit der Situation. Weder Jake, der seinem relativ unbeschwerten Singledasein schon hinterhertrauert, bevor es offiziell als beendet gilt. Weder Kristy, deren romantische Vorstellungen schnell einem tristen und konfliktbeladenem Ehealltag verschwunden sind, noch die teils grantelnden Schwiegereltern, die an die Zukunft ihrer Kinder ganz eigene Wunschvorstellungen hegen. John Hughes bleibt damit seinem Stil treu, indem er sich mit den Zukunftsängsten und Überforderungen von jungen Menschen an der Stufe zu Adoleszenz auf sowohl humoristische wie ernste Weise auseinandersetzt. Diesmal sind sie jedoch seiner bisherigen Wohlfühlzone schon leicht entwachsen und schon stößt auch der Meister des Coming-of-Age-Films auf für ihn ungewohnte Probleme. Der Film wirkt trotz einer offenkundig satirischen Leseart fast verbissen pessimistisch in Bezug auf das Eheleben und lässt eine Furcht vor Verantwortung und Langzeitbindungen erkennen, bei der einem das Schmunzeln oftmals im Halse stecken bleibt. Das ist eben kein Szenen einer Ehe oder ein Ingmar Bergman generell, der aus einer Lebensweisheit und differenzierten Beobachtungsgabe aufschlussreich und aufrichtig über zwischenmenschliche Probleme berichtet bzw. sie messerscharf seziert, sondern mehr eine diesbezüglich eher leicht aus dem Ruder laufende, zu negative Spekulation, deren Ende auch nicht ernsthaft versöhnlich stimmt. Propagiert es doch, dass ein Baby letztendlich der Retter einer niemals erfüllten Ehe sein soll. Ein beinah gefährlicher Trugschluss.
Das ist ganz bestimmt nicht die Intention gewesen, leider hinterlässt She’s having a Baby am Ende diesen seltsamen, sogar leicht unangenehmen Beigeschmack. Das ist bedauerlich, denn grundsätzlich stimmen hier die Eckdaten. Der Grundgedanke des Films ist interessant, John Hughes per se der genau richtige Mann dafür und vor allem Kevin Bacon weiß seinen Part adäquat zu erfüllen. Ein guter Film, er steckt auch in diesem John Hughes mit Schieflage. Der einfach nicht rechtzeitig die Kurve bekommt, um nicht wie ein fast schon zynischer Abgesang auf die Ehe zu erscheinen. Anstatt seine eigentlich angepeilte Botschaft des zugegeben oft holperigen Wegs vom Kind zum Elternteil mit der gewohnten Mischung aus Witz und Empathie ausgewogen auf den Punkt zu bringen.
Fazit
„She’s having a Baby“ lässt leider die schon gewohnte Selbstverständlichkeit von John Hughes leicht vermissen, den Sorgen und Empfindungen junger Menschen charmant auf den Grund zu gehen. Zu sehr verrennt er sich in einem beinah missmutigen Grundton über das Eheleben, das hier zu oft als Ende der Freiheit und der Beginn von Zwang, Spießbürgertum und dem Tod von Liebe und Leidenschaft dargestellt wird. Inklusive der sonderbaren Rechtfertigung, dass ein Baby diesbezüglich ein Allheilmittel darstellt. Trotzdem ist das kein schlechter oder uninteressanter Film. Leidglich einer, der in seiner Tonalität zu deutlich an dem vorbeischrammt, was er eigentlich zum Ausdruck bringen möchte. Denn grundsätzlich ist das ein typischer John Hughes-Film. Nur eindeutig nicht sein bester.
Autor: Jacko Kunze