Inhalt
Deputy Sheriff Aubrey Bradimore könnte sich Schöneres vorstellen, als am eiskalten verschneiten Heiligabend Schicht zu schieben. Doch Verkehrschaos und Betrunkene sind bei Weitem nicht das Schlimmste, was ihr heute bevorsteht. Die Gerüchte von einem als Weihnachtsmann verkleideten Serienmörder reißen nicht ab und schnell folgt sie einer blutroten Spur durch den weißen Schnee.
Kritik
Gibt es eigentlich einen Horrorfilm, im speziellen einen Slasher, der an Ostern spielt? Diese Frage ist nicht unbedingt berechtigt, kann einem aber durchaus in den Sinn kommen, während oder nachdem man „Silent Night – Leise rieselt das Blut“ gesehen hat, der ein Remake eines nicht sonderlich bekannten, aber in Fankreisen doch recht beliebten Horrorfilms darstellt, in dem ein Wahnsinniger mit falschen Rauschebart, roter Mütze und Mantel dafür sorgt, dass Knecht Ruprecht wegen akutem Rabauken-Mangel an Weihnachten daheim bleiben kann, weil alle bösen Jungs und Mädchen geköpft, verbrannt oder sonst wie massakriert wurden. Mittlerweile muss doch wirklich jeder Feiertag mit seinem ganz eigenen Slasher abgedeckt sein, oder? Selbst der erste April hat mit „April's Fool Day“ seinen mörderischen Film erhalten (und auch bereits ein Remake). Vielleicht stellt sich diese Frage auch nur, weil die Frage, ob „Silent Night – Leise rieselt das Blut“ ein guter Vertreter des Genres ist, sich schneller beantworten lässt. Denn das Remake von Regisseur Steven C. Miller („The Aggression Scale“), welches gut zwei Jahre brauchte, um endlich auch hierzulande zu erscheinen, erweist sich zwar aus genrespezifischer Sicht nicht als Totalausfall, ist aber auch weit davon entfernt sich vom Kanon anderer Kollegen abzuheben.
“Simple is always best”
Dies gibt Malcolm McDowell („Uhrwerk Orange“) während des Films von sich und damit trifft er wohl auch perfekt die Herangehensweise von Regisseur Miller, der bei „Silent Night – Leise rieselt das Blut“ genau dieser Diverse folgt und durch das Rezitieren sämtlicher Klischees des Sub-Genres - die er zuvor aus dem Giftschrank und der Mottenkiste herauskramte - sein Werk füllt. Mit dabei sind plötzlich menschenleere Straßen am helllichten Tag oder weibliche Opfer die nackt flüchten müssen und statt einfach weiter zu rennen, bis sie in Sicherheit sind, sich umdrehen und zurück gehen, um zu sehen, ob der mörderische Santa Claus noch hinter ihnen her ist. Das kann als stupider Fan Service Spaß machen, wirkt hier aber weitestgehend nur lieblos heruntergekurbelt. Das liegt zum Teil auch daran, das „Silent Night – Leise rieselt das Blut“ keine Spannung zulässt, zumindest wenn man die Regeln solcher Filme kennt. Gehört man zu den Zuschauern, die damit nicht vertraut sind, wird sich der Film wohl komplett den Sehgewohnheiten entziehen, denn Regisseur Miller veranstaltet hier einen brutalen Mord nach dem anderen, weswegen der Film in Deutschland für ein FSK18-Siegel gekürzt werden musste (letztlich um knapp 40 Sekunden) und in seiner vollen Pracht das, von der Juristenkommission SPIO, Urteil „keine schwere Jugendgefährdung“ erhielt, womit es ziemlich sicher ist, dass der Film in seiner ungekürzten Form demnächst wohl indiziert (oder vielleicht sogar beschlagnahmt) wird.
“Christmas can fuck you up”
Auch dieses Zitat aus „Silent Night – Leise rieselt das Blut“ passt ganz hervorragend zum Film von Steven C. Miller, denn der böse Weihnachtsmann kann echt anöden, wenn man sich im Genre auskennt. Genre-Neulinge oder nimmersatte Naturen werden aber wohl die eine oder andere blutrünstige Überraschung erleben und so lässt sich „Silent Night – Leise rieselt das Blut“ doch noch ein klein wenig empfehlen und zwar als eine Art Eventfilm. Wer also von Zimtsternen, Adventskalendern und Shoppingstress genug hat, der kann sich gerne daheim mit der DVD oder Blu-ray einschließen und sich mit einem heißen Grog oder einer 2Liter Pulle Glühwein vor die Glotze hocken und sich darüber freuen, wenn Bad Santa mit Sichel, Axt und Elektroschocker für tödliche Weihnachten sorgt. Wirklich erfüllend ist das nicht, aber wohl die beste Methode diesen ansonsten eher verzichtbare Slasher-Flick zu konsumieren.
Fazit
Sehr brutales Remake eines eher unbekannten Originals, welches zu stumpf den Genre-Richtlinien folgt und damit so berechenbar ist, wie der Einkaufsterror kurz vor Weihnachten. Im angeheiterten Zustand gewiss ein brauchbarer Slasher, darüber hinaus ein unwichtiger und verzichtbarer Film - ganz genau wie das Original. Auch wenn das Kollege Jacko in seiner Kritik wohl etwas anders sieht.
Autor: Sebastian Groß