3.1

MB-Kritik

Super Mario Bros. 1993

Adventure, Comedy, Family

3.1

Bob Hoskins
John Leguizamo
Dennis Hopper
Samantha Mathis
Fisher Stevens
Richard Edson
Fiona Shaw
Dana Kaminski
Mojo Nixon
Gianni Russo
Francesca P. Roberts
Lance Henriksen
Sylvia Harman
Desiree Marie Velez
Andrea Powell
Heather Pendergast

Inhalt

Die attraktive Dinosaurier-Forscherin Daisy hat Probleme: ihre Ausgrabungsstätte für Reptilienfunde ist seit Tagen überflutet. Ein Fall für die besten Klempner von Brooklyn – die Mario Bros. Doch als die Brüder Luigi und Mario den Schaden beheben wollen, erleben sie ihr blaues Wunder: Zwei völlig abgedrehte Typen packen Daisy und ziehen sie mit in die Tiefe des Tunnels. Luigi und Mario nehmen sofort die Verfolgung auf und landen so in Dinohattan, einer aggressiven, lebensfeindlichen Metropole, deren Bewohner sich in beängstigendem Maße als Fleischfresser entpuppen. Regiert wird diese Unterwelt von dem dämonischen Echsenkönig Koopa, der Daisy wegen eines in ihrem Besitz befindlichen magischen Steins kidnappen ließ. Die beiden Brüder stürmen heldenhaft die Festung von Koopa und befreien Daisy. Doch dazu müssen sie vorher gegen Koopas hirnlose Polizeitruppe, die Goombas, verschiedene monströse Mutanten und verrückte Menschenfresser kämpfen.

Kritik

Videospielverfilmungen genießen allgemein einen nicht allzu guten Ruf. Oftmals zu Recht, schließlich ist das Vorhaben eigentlich zum Scheitern vorverurteilt. Den Reiz und Unterhaltungswert eines Spiels – in das man nun mal aktiv eingreift – kann ein Film in der Regel so nicht wiedergeben. Bleibt man bei einer Adaption dicht beim ursprünglichen Inhalt, entpuppt sich das meist als sehr stupide. Versucht man die Geschichte entsprechend anzupassen, entfernt man sich in der Regel so weit vom Kern, dass die Fans auf die Barrikaden gehen. Umgekehrt übrigens oft ähnlich, nur das ein Spiel beim Transfer etwas mehr kreative Möglichkeiten genießt. Diesen Ritt auf der Rasierklinge meisterte bisher kaum jemand, am ehesten wohl noch Christophe Gans 2006 mit Silent Hill. Die Geschichte der Gaming-Adaptionen ist somit eine voller Missverständnisse und alles nahm mehr oder weniger hier seinen Anfang.

Nintendo’s Super Mario-Franchise ist das vermutlich größte und langlebigste des Konsolenzeitalters. Bereits Anfang der 90er war die Marke so gigantisch und dominant, dass eine Leinwandadaption praktisch unausweichlich wurde. Das Geschäft war viel zu verlockend. Allein die zusätzlichen Merchandise-Einnahmen und der Werbeeffekt waren derart vielversprechend, dass das Boxoffice fast schon nebensächlich wurde. So nahm man stattliche 50 Millionen $ in die Hand (damals eine ganze Menge Holz) und versuchte tatsächlich, die Crème de la Crème von Hollywood zu arrangieren. Danny DeVito, Michael Keaton und Arnold Schwarzenegger lehnten ihre Beteiligung dankend ab, nachdem sie wohl mal einen vorsichtigen Blick in das Skript geworfen hatten. Weniger lesefreudig und gutgläubig zeigte sich dagegen Bob Hoskins (Falsches Spiel mit Roger Rabbit), der die Dreharbeiten hinterher als „einen Albtraum“ bezeichnete und – laut inoffizieller Quellen - das Debakel nur im Suff ertragen konnte. Hoskins spielt Mario Mario (ja, so heißt er laut des Films wirklich, was eigentlich beim Titel genauso logisch wie bescheuert ist), John Leguizamo (Carlito’s Way) seinen Bruder Luigi Mario. Die kennen wir aus den Spielen ebenso wie ihren Erzrivalen Cooper. Dessen Part übernimmt der Kummer gewohnte Dennis Hopper (Speed), aber wer jetzt glaubt oder hofft, der ehemalige Easy Rider schlüpft in eine Art Reptilien-Dress, der dürfte ziemlich enttäuscht aus der Wäsche gucken. Wie sowieso jeder, der überhaupt mit positiven Erwartungen egal in welche Richtung an dieses Machwerk herangeht.

Das ganze Problem dieser Produktion liegt bereits im Vorhaben: Wir befinden uns Anfang der 90er (Release war 1993, insgesamt gingen aber drei Jahre ins Land). Wie soll denn da eine Verfilmung von Super Mario Bros. bitte aussehen? Der Film wäre, wenn er auch nur ansatzweise die Spiele wiedergeben sollte, weder finanziell noch technisch im Bereich des Möglichen. Der bräuchte Effekte und Mittel, die gesamten Ressourcen von Jurassic Park hätte man nach 15 Minuten restlos verballert. Zudem, was soll da passieren? Und wie kann das für den Zuschauer ohne Gamepad auch nur halbwegs unterhaltsam sein? Fragen über Fragen, die sich wohl niemand vorher gestellt hat. Nun hat man den Salat, Film muss raus, also was tun? Es wirkt so, als hätte man aus dem Drehbuch-Papierkorb verschiedene Seiten geangelt, zusammengetackert und am Ende alles mit ein paar Zutaten des Spiele-Universums willkürlich und notgedrungen angereichert. Fertig ist die Laube. Das ist nicht nur für Fans oder selbst Casual-Gamer im höchsten Maße irritierend, es mag kaum vorstellbar, was man als völlig neutraler und unbefangener Zuschauer mit diesem abstrusen Unfug anfangen soll.

Statt ein Eskapismus-Ticket in das farbenfrohe Pilze-Wunderland zu lösen, wird man lieber durch die Kanalisation in eine absurde NY-Parallelwelt gespült, die mehr aus einem 80er-Jahre Italo-Dystopie-Heuler stammen könnte. Nur statt roher Gewalt gibt es eben infantilen Kindergartenhumor und ein Potpourri aus dummen Ideen, die zwischen Fremdschämen und aus Versehen fast großartig willkürlich hin und her schwanken. Da eine werkgetreue Umsetzung (allein was Setting und Figuren angeht) komplett unmöglich ist, wird eine in den Spielen NIEMALS auch nur angehauchte Story um eine Art alternative Evolutionsebene ersponnen, die so banane ist, man kann das ein stückweit fast feiern. Das erklärt dann eben auch prima, warum Dennis Hopper einfach nur ein Typ mit komischer Frisur sein darf und nicht im Ganzkörper-Gummioutfit durch die Gegend wackelt. Der ist übrigens auch der Einzige, der damit so halbwegs sportlich umgeht, obwohl er selbst das Ganze nicht weniger beschissen fand als der Rest der Bande. Ob das auch für das Regie-Duo Annabel Jankel & Rocky Morton (D.O.A. – Bei Ankunft Mord) zutraf ist nicht großartig dokumentiert, wird aber seine Gründe haben, warum beide danach sich lieber anderweitig ihre Zeit vertrieben haben. Hopper ist so was wie der Gault-Millau im Gülle-Villain-Trog. Die Scheiße steht halt auf dem Herd, bringen wir da wenigstens Pepp rein. Kannst du nur überwürzen, damit es nach irgendwas schmeckt. Er und so was von fast brillanten, aber völlig aus der Not geborenen Einfällen (wie stellt man Toad dar, ohne einen menschlichen Fliegenpilz animieren zu müssen?) sind diese flüchtigen Lichtblicke in einem an sich völlig unmöglichen Film. Der so daneben ist, dass man ihn in Momentaufnahmen beinah lieb haben könnte.

Fazit

Ein einziger Unfall. Völlig vorbei an der Vorlage und selbst unabhängig davon nur chaotischer Schwachsinn jenseits von Gut und Böse. Leider dabei nicht so positiv wahnwitzig, dass man dabei wirklich seine Freude hat. Faszinierend in seinem kompletten Scheitern ist das aber irgendwie schon, gerade da sich ein bis zwei ganz kreative Einfälle dort hinein verirren. Mit Sicherheit eine der schlechtesten Spiel-Adaptionen aller Zeiten – aber im Umkehrschluss nicht der schlechteste Film, der daraus resultiert.

Autor: Jacko Kunze
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