Inhalt
Als der aus dem Ostblock stammende und als Geheimwissenschaftler ausgewiesene Dr. Balan vor ihrer Flughafenschleuse in London steht, schrillen bei der im Antiterrorkampf versierten und frisch zum Zoll versetzten Kate Abbott sämtliche Alarmglocken. Doch statt der Spur zu folgen, ziehen es ihre Vorgesetzten und der gesamte Geheimnisapparat der westlichen Welt vor, sie zu diskreditieren und selbst als Terroristin erscheinen zu lassen. Zudem wird von unbekannter Seite ein weltweit gefürchteter Profikiller auf Kate angesetzt.
Kritik
Mit dem 2005 in den deutschen Kinos erschienenen „V wie Vendetta“ hat James McTeigue höchstwahrscheinlich keinen die Zeiten überdauernden Klassiker entworfen, nicht zuletzt sein inszenatorisches Geschick für stylische Bilder aber hat die Adaption der gleichnamigen, politisch-motivierten Graphic-Novel von Alan Moore und David Lloyd aus den 1980er Jahren zu einem – in gewissen Kreisen – Kultfilm gemacht. Mit „Survivor“ steht nun der neuste Streich von McTeigue in den Regalen, eine Kinoauswertung ist dem Anti-Terror-Thriller verwehrt geblieben – und das Renommee in Zukunft mit Sicherheit ebenfalls. Dabei liegt „Survivor“ eine Thematik zugrunde, die gerade im Hier und Jetzt, so kurz nach den Terroranschlägen von Paris am 13. November, durchaus das Potenzial in sich trägt, einen breiten Zuschauerstrom anzulocken.
„Survivor“ schildert äußerst seicht ein kontemporäres globales Sicherheitsverständnis samt ständigen vorurteilbehaftetem Misstrauen auf allen Seiten: Wer in ein fremdes Land reist, muss eine stichhaltige Erklärung dafür parat haben, ansonsten wird er in diesen angespannten Zeiten schnell zum potenziellen Terroristen erklärt. In Survivor“ treffen die Homeland-Security-Agentin Kate Abbott (Milla Jovovich, „Resident Evil“-Franchise) und der mysteriöse Uhrmacher (Pierce Brosnan, „The November Man“), einer der meist gesuchtesten Terroristen der Welt, aufeinander. Natürlich besitzt „Survivor“ nicht die Ambitionen, ein wirklich realitätsgetreues Abbild des Anti-Terror-Kampfes einzufangen, der Film glaubt eher an eine filmische Wirklichkeit, was ihm die Möglichkeit einräumt, den erzählerischen Bogen deutlich aufzubauschen und dort auf Krawall zu setzen, wo eigentlich Innehalten und Reflexion aufgeboten werden müsste. So sehr sich „Survivor“ vorerst auch an althergebrachte und klar an die Grenzen zwischen Gut und Böse ausgerichteten Genre-Parameter hält, die Inszenierung seitens James McTeigue fällt erschreckend lustlos aus.
Obwohl sich Kate Abbott in einem ständigen Überlebenskampf befindet und „Survivor“ als 90-minütige Hetzjagd durch London gedacht war, kommt nie ein Gefühl von Spannung, Nervenkitzel oder ernsthafter Bedrohung auf. Die finsteren Visagen mit zusammengekniffenen Augen sind letztlich doch nur die obligatorischen Knallchargen, die mit Floskeln wie „Wo Blut fließt, fließt auch Geld“ jonglieren und sich über die verschwörerischen Gemeinplätze des Vergeltungs-Motiv mühen. Aber auch das würde man bei einem derart gleichgültig in Bulgarien runtergekurbelten B-Movie noch wenig verstimmt, nur reichlich angeödet über sich ergehen lassen, wäre da nicht diese deplatzierte Texttafel zum Schluss, die dem Zuschauer noch einmal die Erfolge des Anti-Terror-Krieges unter die Nase reiben muss. Ein Film, der nichts mit Politik anzufangen weiß, geriert sich schlagartig als zielgerichteter Kommentar und verkommt gnadenlos zur überheblichen Nullnummer.
Fazit
Im Endeffekt ist „Survivor“ vor allem ein ungemein schwerfälliger Anti-Terror-Thriller, dem es durch seine ungemein lustlose Inszenierung einfach nicht gelingt, echte Spannung und Nervenkitzel zu evozieren – obwohl Milla Jovovich durchweg in höchster Lebensgefahr schwebt. Richtig problematisch an „Survivor“ ist allerdings, dass er sich am Ende für relevanter hält, als er in Wahrheit ist und damit erst zu einer ungemein unsymapthischen Nullnummer verkommt.
Autor: Pascal Reis