Inhalt
In Boston geht ein Frauenköpfer um, der stets in Motoradmontur und Helm auftritt und seine Opfer mittels einer Machete enthauptet. Der Cop Judd Austin findet samt Kollegen schon bald heraus, dass alle Frauen die gleichen Anthropolgiekurse am Wendell College besucht haben, bei Professor Millett. Dort erfährt er, dass Millett offenbar nicht wählerisch war und mit so einigen Studentinnen geschlafen hat, seine Assistentin Eleanor ist sogar schwanger von ihm. Es kommt zu weiteren Opfern, die alle mit Milletts Umfeld und vielleicht mit seinen Vorlesungen über die Kopfjäger in Neuguinea zu tun haben…
Kritik
Am Ende einer langen Karriere als Regisseur (dies war seine letzte Arbeit) versuchte sich Ken Hughes („Tschitti Tschitti Bäng Bäng“) an einem relativ blutigen Genrefilm. In Deutschland erhielt „Night School“ nicht nur den wundervoll reißerischen Titel „Terror Eyes – Der Frauenköpfer“ sondern wurde natürlich im Zuge der Indizierungswelle Mitte der 80er prompt beschlagnahmt. 2008 gab es die Listenstreichung, erst jetzt bekommt der Film durch AL!VE und MARITIM PICTURES eine DVD-Auswertung. Während andere Filme trotz oder gerade durch ihre Indizierung nur an Popularität gewannen und man ihrer Entdämonisierung entgegenfieberte um sie nicht für ein Heidengeld aus dem liberaleren Ausland importieren zu müssen, ist dieser Beitrag nahezu in Vergessenheit geraten.
Um es ganz realistisch zu betrachten, das hängt sicher auch mit seiner Qualität zusammen. Anfang der 80er schossen die US-Slasher nur so aus dem Boden. Dabei besitzt „Terror Eyes – Der Frauenköpfer“ eher Merkmale eines Giallo als dem typischen Slasher, wobei das eine natürlich aus dem anderen hervorging. Jedoch entwickelte sich daraus ein eigener Stil, eigene „Regeln“. Die zu der Zeit erschienenen „Freitag, der 13.“, „Maniac“, „Blutiger Valentinstag“ oder „Halloween II – Das Grauen kehrt zurück“ hatten ein klares Muster, an dem sich bis heute wenig bis nichts geändert hat. Die Handlung konzentriert sich auf den Täter und die potenziellen Opfer, meist natürlich paarungswillige und feierwütige Teenager, die im Laufe der Handlung mit möglichst viel Kunstbluteinsatz und abwechslungsreichen Methoden rabiat dezimiert werden. Gerne auch mit Final-Girl vs. Killer Endfight. Strukturell ist „Terror Eyes – Der Frauenköpfer“ da deutlicher bei seinen europäischen Verwandten. Ein maskierter Killer mit schwarzen Handschuhen (hier in Motoradkluft) jagt mit einer phallischen Waffe (hier: einer Machete) hübsche Frauen (jung, aber keine Teenager), die nicht als Protagonisten den Film tragen, sondern lediglich zum Dahinscheiden in der Handlung auftauchen. Im Mittelpunkt stehen die ermittelnden Gesetzeshüter, die den Killer dingfest machen wollen und selbstverständlich die Mordszenen. Diese fallen zwar für die damalige Zeit recht drastisch aus, allerdings im Vergleich mit der bereits erwähnten Konkurrenz lange nicht so explizit-brachial und aufgrund des immer gleichen Vorgehens leider auch nicht besonders abwechslungsreich.
Damit wären wir auch schon bei einem entscheidenden Problem dieses Films: Während Vorzeige-Gialli wie „Blutige Seide“ (Mario Bava), „Profondo Rosso – Die Farbe des Todes“ (Dario Argento) oder „Der Killer von Wien“ (Sergio Martino) ihre narrativen Defizite und sonstige Schwachpunkte durch eine künstlerisch hochwertige Inszenierung locker wettmachten, probiert sich Ken Hughes hier gar nicht erst an dieser. Keine eleganten Kamerafahrten, (alb)traumhafte Beleuchtungsspielerein, surreale Farbgebungen. Alles ganz bodenständig und dadurch fürchterlich unspektakulär. Lediglich der leicht nervenzerrende Score kann anfänglich etwas hervorstechen, wiederholt sich in der Folge jedoch auch dauernd und ist dann eben noch lange nicht so toll, als wenn man damit besonders überzeugen könnte. Die Ermittlungen der blassen Darsteller interessieren nun wohl wirklich niemanden, zumindest in dieser drögen Form. Furchtbar billig oder lieblos gemacht wirkt der Film niemals, die Bemühungen aller Beteiligten mag man nicht anzweifeln. Nur kann er einfach kaum Spannung erzeugen oder sich den unterhaltsamen Schuh der Teen-Slasher anziehen. Irgendwie ist er weder Giallo noch Slasher, irgendwo dazwischen, was ihn für beide Lager nicht befriedigend macht. Er läuft so durch und ist dabei schrecklich banal, gibt nie Vollgas und wenn er vorbei ist, hat man ihn auch fast schon wieder vergessen. Dass die vielleicht beste Szene die ist, in der Regisseur Hughes süffisant mit der Erwartungshaltung des Zuschauers spielt, wann und wo einer der abgetrennten Frauenköpfe gefunden wird (Stichwort: Diner-Küche), spricht für oder eher gegen den durchwachsenen Rest. Bedauerlich, mag man bei dem auf Krawall gebürsteten deutschen Titel und einem köpfenden Killer doch mindestens mit ordentlich Schwung rechnen.
Fazit
Nicht ganz unberechtigt praktisch vom Radar verschwunden. „Terror Eyes – Der Frauenköpfer“ klingt auf dem Papier um ein Vielfaches reizvoller und unterhaltsamer, als er sich letztlich präsentiert. Der Plot plätschert gelangweilt vor sich hin, die Täterenthüllung könnte kaum weniger überraschen und das diese Tatsache in einem Film mit einem köpfenden Motorradfahrer überhaupt eine Rolle spielt sagt eigentlich alles über den Unterhaltungswert aus. Selbst damals wohl nicht besonders aufregend und heute noch viel weniger.
Autor: Jacko Kunze